Am Ende war es wie bei allen vorangegangenen rot-grünen Koalitionskrisen in Nordrhein-Westfalen. In einem zähen Schlussakt einigten sich SPD und Grüne am Montag auf eine Fortsetzung ihrer Koalition. Als Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) und Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) am Abend erstmals seit Beginn Krise wieder gemeinsam vor die Kameras traten, verkündeten sie keine Überraschung mehr. «Es hat sich gelohnt», lautete das gemeinsame Fazit des rot-grünen Führungsduos.
Verzicht auf Metrorapid war entscheidend
Dass die 1995 gebildete Koalition zumindest bis zur Landtagswahl 2005 zusammenbleiben will, zeichnete sich bereits am vergangenen Freitag ab. Da hatte Steinbrück den Verzicht auf den Bau der Magnetschwebebahn Metrorapid verkündet. Damit war ein Hauptstreitpunkt zwischen SPD und Grünen, der immer wieder für schlechte Stimmung in der Koalition gesorgt hatte, aus der Welt geschafft.
Auch andere Streitpunkte, wie die Auseinandersetzungen um den Kohleabbau unter dem Rhein oder den Konflikt um den Bau eines modernen Gaskraftwerks, räumte Steinbrück zur Zufriedenheit der Grünen gleich mit ab. Der Rest war damit, trotz der langwierigen Verhandlungen am Schlusstag der Sechs-Wochen-Krise, rot-grüne Krisenroutine.
Empfangskomitee
Im Laufe des Tages hatte sich die Stimmung zwischen den Koalitionspartnern beinahe stündlich verbessert. Als Steinbrück gegen 20.00 Uhr nach einer Sitzung des SPD-Landesvorstands in die Staatskanzlei zurückkehrte, wurde er vor der Tür des Stadttors von seinem freudestrahlenden Stellvertreter, Bauminister Michael Vesper (Grüne), empfangen. Das müsse Vesper jetzt jedes Mal machen, wenn der Regierungschef in die Staatskanzlei komme, frotzelte ein sichtlich entspannter Steinbrück. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Koalition noch platzen könne, schätzte der Ministerpräsident zu diesem Zeitpunkt bereits als «denkbar gering» ein.
"Parteitagsäußerung"
Dabei hatte Steinbrück nur zwei Wochen zuvor auf einem SPD-Landesparteitag noch gefordert, in Düsseldorf müsse es «mehr Rot pur» geben. Eine Parteitagsäußerung sei das gewesen, meinte Steinbrück nach der Einigung mit den Grünen. Es müsse doch erlaubt sein, die Sozialdemokraten an ihre eigenen Ziele zu erinnern. Höhn lächelte milde. Die Frage, wo es in der Einigung mit der SPD «Grün pur» gebe, ließ sie unbeantwortet.