Die CSU-Landesgruppe hat an diesem Freitag den 62-jährigen Wolfgang Zöller als neuen stellvertretenden Vorsitzenden der Unions-Bundestagsfraktion gewählt. Als einziger Kandidat wurde Zöller in Berlin mit 54 Ja-Stimmen und einer Enthaltung zu Seehofers Nachfolge gewählt. Seehofer wünschte seinem Nachfolger starke Nerven "Das ist ein Knochenjob, der wird ihm viel abverlangen", sagte Seehofer. Es gebe "kaum ein Politfeld, das minenhaltiger ist".
Seehofer will sein Amt nicht aufgeben
Am Montag war Seehofer aus Verärgerung über den Gesundheitskompromiss der Union als Fraktionsvize zurückgetreten. In der ZDF-Sendung "Berlin Mitte" unterstrich Seehofer, er werde um sein Amt als stellvertretender CSU-Vorsitzender kämpfen: "Da soll sich niemand täuschen, um mein Amt in der Partei kämpfe ich". "Noch sind wir in Deutschland nicht so weit, dass ein stellvertretender Parteivorsitzender wie ein Abteilungsleiter ernannt wird." Er sei schließlich von der Parteibasis gewählt. Zudem sei er der einzige Stellvertreter von CSU-Chef Edmund Stoiber, der in der Bundespolitik tätig sei. "Wenn man in Bayern auch Einfluss verlieren möchte, dann muss man den bundespolitischen Anspruch reduzieren."
Seehofer erneuerte am Donnerstagabend seine harte Kritik an dem Gesundheitskompromiss von CDU und CSU. Den Unionsspitzen warf Seehofer vor, die Menschen nicht vollständig über die Konsequenzen des Kompromisses informiert zu haben. So sei etwa das Krankengeld nicht in der vereinbarten Gesundheitsprämie von 109 Euro enthalten. "Das wird aber der Öffentlichkeit nicht gesagt." Wolle die Union das Krankengeld über einen Beitrag finanzieren, müsse ein Durchschnittsverdiener etwa 150 Euro im Monat zahlen.
Seehofer lässt sich nicht den Mund verbieten
Er werde seine Meinung über den Gesundheitskompromiss auch in Zukunft sagen, betonte Seehofer: "Wo sind wir denn eigentlich. Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, ob ich meine Meinung sage. Dann kann ich ja wirklich ins Kloster gehen."
Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag des Nachrichtensenders n-tv legte Seehofer seit seinem Rücktritt deutlich an Popularität zu. Auf einer Skala erreichte er 55 von 100 Punkten - 7 mehr als im Vormonat. In der Tabelle der populärsten Politiker kletterte er damit auf den zweiten Rang. Seehofer überholte unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie die Parteivorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Edmund Stoiber.