Der Verfassungsschutz hat das Ehepaar, das womöglich einen Anschlag in Hessen plante und am Donnerstag festgenommen worden war, nicht in seinen Dateien mit Terrorverdächtigen geführt.
Man habe es bei dem Fall mit einer kleinen Personengruppe zu tun, "die wir als Nachrichtendienste nicht so auf dem Radarschirm hatten", sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen. Man könne in diesem Bereich nicht alle Fälle erkennen. "Wir brauchen die Wachsamkeit der Bürger."
Die Ermittler waren dem verdächtigen Paar auf die Spur gekommen, nachdem es Ende März in einem Frankfurter Baumarkt eine größere Menge Wasserstoffperoxid gekauft hatte. Eine Mitarbeiterin des Baumarkts hatte die Polizei informiert. Der Kauf der Chemikalie, die für Sprengsätze geeignet ist, ist meldepflichtig.
Seit Donnerstag sitzen der 35-jährige Deutschtürke und seine 34-jährige türkische Ehefrau aus Oberursel im Taunus in Untersuchungshaft.
Durch Überwachungsvideos identifiziert
Maaßen hob die Bedeutung der Videoüberwachung in dem Baumarkt hervor: Die Bilder hätten es den Sicherheitsbehörden ermöglicht, die Verdächtigen zu identifizieren. Das Paar hatte die Substanz unter Angabe falscher Personalien gekauft. Nach seiner Kenntnis habe einer der beiden mutmaßlichen Terrorplaner einen kriminellen Hintergrund und sei dadurch bei den Behörden bekannt gewesen.
Die Beschuldigten äußerten sich weiter nicht zu den Vorwürfen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt.
Kontakte zu Islamisten
Inzwischen erhärtet sich der Verdacht eines islamistischen Hintergrunds. Ermittler haben auf einem Computer des festgenommenen Ehepaars aus Oberursel bei Frankfurt Gewaltvideos gefunden. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete außerdem von Kontakten zu mehreren sogenannten Gefährdern aus der islamistischen Szene im Rhein-Main-Gebiet, darunter Rückkehrern aus dem Syrien-Krieg.
In der Wohnung des Paares fanden Ermittler eine Rohrbombe, Munition, Teile eines Sturmgewehrs G3 und eine Übungsgranate für eine Panzerfaust. Vermutlich hatten die beiden das für den 1. Mai geplante Radrennen "Rund um den Finanzplatz Frankfurt-Eschborn" im Visier, das dann kurzfristig abgesagt wurde. Das Ehepaar verweigerte bisher eine Aussage zu den Vorwürfen.