Schröder sagte dazu am Donnerstag am Rande seiner Wahlkampfreise in Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern: »Es fällt auf, dass das von großer Einseitigkeit ist.« Er habe den Verdacht, dass »durch Weglassen und besonderes Betonen« ein politisches Ergebnis erzielt werden solle. »Das legt den Verdacht nahe, dass dahinter politisches Wollen steht« und dass versucht werde, die Bundestagswahl im Sinne der Opposition zu beeinflussen.
Tagelange Berichterstattung
Die »Bild«-Zeitung hatte mehrere Tage hintereinander teils detaillierte Flugdaten von Abgeordneten veröffentlicht und diese mit dem Vorwurf konfrontiert, dienstlich erflogene Bonus-Meilen der Lufthansa entgegen einer Absprache im Bundestag für private Flüge eingesetzt zu haben. Der Berliner Wirtschaftssenator Gregor Gysi (PDS), der den Vorwurf eingeräumt hatte, war am Vortag zurückgetreten, ebenso der bisherige innenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Cem Özdemir.
Kanzlergattin geht noch weiter
Für Doris Schröder-Köpf, Ehefrau von SPD-Bundeskanzler Schröder, sind die jüngsten Veröffentlichungen der »Bild«-Zeitung über die Freiflug-Affäre Teil einer »parteipolitischen Kampagne der neuen Bild-Macher«. Durch Weglassen von Geschichten, die dem Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber (CSU) schaden könnten oder »durch eine Dramaturgie der Namen wie im Fall der Bonus-Meilen« werde vor der Bundestagswahl Politik gemacht, sagte Schröder-Köpf in der »Süddeutschen Zeitung«. Bild-Chefredakteur Kai Diekmann sagte am Donnerstag: »Ich nehme die Vorwürfe nicht ernst.«
»Abrechnung« mit 68ern?
Schröder-Köpf betonte, dass die angebliche Kampagne nicht von der Verlegerin Friede Springer gesteuert werde. Für die neue, junge »Bild«-Führung und ihren Chef Diekmann (37) sei »das eine weltanschauliche Frage. Die rechnen mit den Lehrern ab und manchmal auch mit den Vätern, die zur Generation der 68er gehörten«, sagte sie.
Diekmann kontert
Diekmann wies die Vorwürfe zurück. Schröder-Köpf habe lange genug bei »Bild« gearbeitet, »um zu wissen, dass dies keine 'parteipolitische Kampagne' ist, sondern Aufklärung wie sie von den Bild-Lesern erwartet wird«. Wäre Schröder-Köpf noch bei seiner Zeitung, »hätte sie Vorwürfe gegen Politiker, sich auf Kosten der Steuerzahler Vorteile verschafft zu haben, genauso recherchiert«, erklärte Diekmann.