Als der Attentäter Dieter Kaufmann am 12. Oktober 1990 auf Wolfgang Schäuble schoss, war der CDU-Politiker schon eine feste Größe in der Bundespolitik. Als Innenminister unter Bundeskanzler Helmut Kohl galt der Jurist Schäuble als einer der Architekten der deutschen Wiedervereinigung. stern-Reporter Hans Peter Schütz war an dem Tag vor Ort im badischen Oppenau. Er beobachtetet den Attentäter, er hört die Schüsse, sieht später den niedergeschossenen Schäuble auf dem Boden liegen. Über seine Erlebnisse schreibt er wenige Tage später im stern, auf dessen Titelseite das Bild des verletzten Politikers landet, aufgenommen von stern-Fotograf Cornelius Meffert.
Doch Schäubles politische Karriere war mit dem Anschlag nicht zu Ende. Schon wenige Monate später besuchten stern-Reporter Schäuble im badischen Ellmendingen und berichteten anschließend über das "zweite Leben", das nun für ihn begonnen hatte. Von Resignation war bei Schäuble damals nichts zu merken, im Gegenteil. Und tatsächlich ging es in den 90er-Jahren weiter bergauf für den Politiker.
Anfang 1997 war Wolfgang Schäuble wieder auf der Titelseite des stern. Vor der Bundestagswahl 1998 machte Helmut Kohls politischer Ziehsohn keinen Hehl aus seiner Absicht, den Langzeitkanzler in seinem Amt zu beerben. Doch es kam anders, Kohl wollte es ein fünftes Mal wissen – und verlor die Macht an Gerhard Schröder und die SPD.
Als 1999 die Spendenaffäre der CDU aufflog, schaffte es Schäuble zwar kurzzeitig an die Spitze seiner Partei; doch Anfang 2000 stürzte auch er über seine Verstrickungen in den Schwarzgeld-Skandal um den Waffenhändler Karlheinz Schreiber. Damit war für Schäuble nicht nur der Weg ins Kanzleramt verbaut, auch seine Freundschaft zu Helmut Kohl überstand die politischen Turbulenzen nicht.
In seinem Buch "Mitten im Leben" rechnete Schäuble im Herbst 2000 mit Kohl ab – die ersten Auszüge aus dem Buch erschienen damals exklusiv im stern. Auch in späteren Jahren gewährte der konservative Politiker dem Magazin immer wieder intime Einblicke in sein Privatleben und sein politisches Denken.