Der schwarze Mercedes von Konrad Adenauer ist ein Star der Ausstellung: Auf Hochglanz poliert, zieht die 115 PS starke Karosse "Typ 300" im Bonner Haus der Geschichte seit 10 Jahren bewundernde Blicke der Besucher auf sich. Das 160 km/h schnelle Gefährt war der erste Dienstwagen des Kanzlers. Vom Rücksitz raunte der Rheinländer seinen Fahrern gern und oft den Satz "Jeben se Jas" ins Ohr. Sechs Millionen Menschen sind in den vergangenen zehn Jahren an der Nobelkarosse vorbeigegangen - ganz genau seit dem 14. Juni 1994, als das einzigartige Museum für die deutsche Nachkriegsgeschichte öffnete.
In der Bonner Einrichtung dokumentieren auf 4000 Quadratmetern Fläche etwa 7000 Exponate deutsche Geschichte - vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart. Mit Fotos, Filmen, unzähligen Alltagsgegenständen und vielen Infotafeln wird hier die jüngste deutsche Vergangenheit lebendig und authentisch präsentiert. Die Spanne reicht vom Nachkriegs-Alltag und der Wirtschaftswunderzeit über die 68er-Generation und die Friedensbewegung bis hin zu neuen Entwicklungen wie der Zuwanderung und Staatsverschuldung. Auch die Geschichte der ehemaligen DDR kommt nicht zu kurz.
Kostenlose Dauerausstellung
Die kostenlose Dauerausstellung ist chronologisch aufgebaut, und so schreitet der Besucher bei seinem Rundgang die Epochen ab. Eine Suchdienstkartei des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) konfrontiert den Gast direkt am Anfang mit den unmittelbaren Folgen des Krieges. Dank der Karten konnten sieben Millionen Menschen wieder zusammengebracht werden. Wenige Meter weiter führt der Weg durch den Rumpf eines Rosinenbombers, aus dem während der Berlin-Blockade Lebensmittel abgeworfen wurden. Das mehrere Meter lange Stück des Typs DC-3/C-47 stammt aus Spanien, wo die Maschine eigentlich als Feuerwehr- Übungsobjekt dienen sollte.
In die 50er und 60er Jahre zurückführen ein Vespa-Motorroller, Nierentische, Petticoats und eine Original-Eisdiele. Ein Zündapp- Moped von 1964 reißt als erstes Objekt das Thema Zuwanderung an. Das Zweirad wurde vor 40 Jahren dem Portugiesen Armando Rodrigues de Sa als millionstem Gastarbeiter von deutschen Arbeitgebern geschenkt.
Überaus authentisch sind die 68er-Proteste aufgearbeitet. Ein Wasserwerfer führt zurück in die Zeit der Straßenschlachten zwischen Polizei und protestierenden Studenten. Auf einer Videowand neben dem Fahrzeug flimmern Bilder der Demonstrationen. Ein Bauzaun der geplanten atomaren Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf, das Tor zum Depot der amerikanischen Pershing-Raketen in Mutlangen sowie zahlreiche Fotos berichten von der deutschen Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung.
Viel DDR zu sehen
Auch viel DDR ist zu sehen, etwa eine Kontrollkabine der DDR-Grenzer vom Berliner Bahnhof Friedrichstraße oder der Haftbefehl gegen Staatschef Erich Honecker. Das Amtsgericht Tiergarten stellte 1990 das Dokument wegen der Todesschüsse an der Grenze aus. Natürlich dürfen auch mit Grafittis verzierte Stücke der Berliner Mauer sowie Fotos und Plakate der Leipziger Montags-Demonstrationen nicht fehlen.
Neben der Dauerausstellung hat das Bonner Museum knapp 50 Wechselausstellungen konzipiert. Drei Millionen Gäste besuchten Schauen zu Themen wie "Prominente in der Werbung", "Endlich Urlaub. Die Deutschen reisen", "Deutschland - Niederlande. Heiter bis wolkig" oder "Duell im Dunkel. Spionage in Ost- und Westdeutschland". Für die Zukunft plant das Haus der Geschichte eine Überarbeitung der Dauerausstellung. Weitere große Projekte sind 2005 eine Schau zum Thema "Flucht und Vertreibung" sowie eine Wechselausstellung "Deutschland - Österreich", die die Beziehungen der beiden Nachbarn thematisiert.