37 Millionen Menschen lebten noch am 24. Februar in der Ukraine – nun sind seit dem Ausbruch des Krieges etwa 2,8 Millionen davon geflohen, mussten sich zumindest vorerst ein neues Zuhause suchen. Davon wurden etwa 145.000 Menschen in Deutschland registriert, so das Bundesinnenministerium. Um diese Menschen aufzufangen und so schnell wie möglich unterzubringen, sprießen Vereine und Hilfsorganisationen gerade wie Pilze aus dem Boden, Familien und Einzelpersonen bieten ehrenamtlich ihre Hilfe an und die Willkommenskultur in Deutschland wird großgeschrieben. Doch diese Hilfe darf nicht innerhalb von kurzer Zeit nachlassen, fordert die Journalistin und Buchautorin Hadija Haruna-Oelker in Folge 232 von "heute wichtig".
"Wir können von der Aufnahme der Geflüchteten 2015 lernen"
Gerade jetzt sei es wichtig, parallel mitzudenken, wie das neue Leben der Geflüchteten aussehen soll. Wie deren Alltag gestaltet werden kann, wenn die erste Zeit des Ankommens um ist. Das könne man insbesondere aus dem Jahr 2015 lernen, so Haruna-Oelker: "Wir können von der Aufnahme der Geflüchteten aus Syrien und anderen Ländern 2015 lernen […] und fragen, was waren die Hürden? Um jetzt die Hürden für alle aufzulösen." Damals sagte Angela Merkel "Wir schaffen das!", doch das 'willkommen heißen' flachte schnell ab. Viele Strukturen wie beispielsweise die Schulbildung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen wurden nicht bedacht. Aber Haruna-Oelker glaubt, dass wir es auch diesmal schaffen und uns damit auf Konflikte vorbereiten können, die in der Zukunft definitiv folgen werden: "Der Krieg geht weiter, die Menschen kommen und bleiben – also auch das Thema. Wir haben also Zeit, uns [damit] zu beschäftigen."
"Der Krieg geht weiter, die Menschen kommen und bleiben"
Dabei spielt für die erfolgreiche Aufnahme von Menschen auch das Thema Diskriminierung eine wichtige Rolle. Denn nach wie vor haben viele Menschen Stereotype im Kopf, wenn sie zum Beispiel an bestimmte Nationalitäten denken, so Hadija Haruna-Oelker. So gebe es beispielsweise genauso Schwarze Ukrainerinnen und Ukrainer, wie auch Schwarze Deutsche. Vor allem in Deutschland leben Menschen, die eine Migrationsgeschichte in ihrer Familie haben und damit verbundene Diskriminierungserfahrungen sammeln mussten. Deshalb fragt sich die Autorin erst recht: "Warum haben wir in unserer Gesellschaft eigentlich nicht gelernt, über unsere Unterschiede und damit verbundene Diskriminierungserfahrungen zu sprechen?"

Podcast "heute wichtig"
Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.
In ihrem Buch "Die Schönheit der Differenz. Miteinander anders denken", das am 14. März 2022 erschien, befasst sich Hadija Haruna-Oelker mit den Themen Diskriminierung und Rassismus. Miteinander anders denken, könne man am besten, indem man sich mit den Menschen und Personengruppen beschäftige, die man selbst noch nicht kennt. Besonders in der Zeit des Krieges, in denen Menschen flüchten müssen und sich ein neues Zuhause suchen müssen, ist dieses Umdenken wichtiger denn je.
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