Kaum ein Thema erhitzt die Gemüter im autoliebenden Deutschland so sehr, wie ein mögliches allgemeines Tempolimit. Das hat auch die Redaktion von "heute wichtig" erfahren, nachdem sich Stauforscher Prof. Michael Schreckenberg in Folge 268 gegen ein Tempolimit ausgesprochen hat. Bei kaum einer anderen Folge debattierten so viele Zuhörer:innen mit – weshalb nun in Folge 280 der Emissionsforscher Professor Stefan Hausberger von der Technischen Universität Graz zu Wort kommt. Für Prof. Hausberger steht der Nutzen eines Tempolimits aus wissenschaftlicher Sicht außer Frage, erklärt er im Gespräch mit "heute wichtig"-Redakteur Dimitri Blinski: "Aus Umweltsicht hat ein Tempolimit nur positive Effekte, sie haben weniger Verbrauch und weniger CO2-Emissionen. Stickoxide und Partikelemissionen werden auch deutlich weniger."
Ein Tempolimit würde Schadstoffe reduzieren
Das häufigste Gegenargument beim Tempolimit: Es würde nur ein wenig Kohlenstoffdioxid einsparen, andere Mittel wären wirkungsvoller. Dazu sagt der Emissionsforscher Stefan Hausberger: "Was macht man denn alternativ zum Tempolimit, um CO2 einzusparen? Fahrverbote oder Kraftstoffe noch teurer zu machen, damit Leute weniger fahren, das sind viel drastischere Maßnahmen." Zudem erinnert er im Gespräch auch an andere Schäden, die viele Autos und hohe Geschwindigkeiten verursachen: "Ein Tempolimit spart nicht nur CO2 und senkt den Spritverbrauch. Es senkt auch Lärm, Stickoxide und Partikel. Und das sind ja Schadstoffe, die der Bevölkerung schaden."
Emissionsforscher: "Das Tempolimit ist eine der sanften Maßnahmen"

Podcast "heute wichtig"
Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.
Schon im Vorfeld hatten Hörer:innen Fragen an die Redaktion geschickt und unter anderem danach gefragt, weshalb beim Tempolimit in der Regel eine Geschwindigkeit von 130 km/h diskutiert wird. Dazu sagt der Emissionsforscher und Verkehrsexperte: "130 ist ein politischer Kompromiss, den man in einer Demokratie finden muss. [...] Ökologisch wäre 80 das Beste, aber das ist sicher nicht mehrheitsfähig." In der "heute wichtig"-Community spricht sich die deutliche Mehrheit ebenfalls für ein Tempolimit aus und Hörer Norbert wagt sogar den Selbstversuch auf seiner Pendelstrecke zwischen Hamburg und Heide. Dabei spart er bei Vollgas im Gegensatz zu einer Geschwindigkeit von unter 140 km/h nur 13 Minuten ein, verbraucht aber 55 Prozent mehr Benzin: "Ich weiß nicht, wieso wir nicht in der Lage sind, das alte Mantra von ‘Freie Fahrt für freie Bürger’ endlich aufzugeben. Es ist völlig aus der Zeit gefallen und passt einfach nicht mehr zur heutigen Verkehrssituation."
Im Koalitionsvertrag der Ampelregierung hatte sich noch die FDP durchgesetzt, das Tempolimit ist vorerst vom Tisch. Dennoch forderten Mitte Mai die Umweltminister:innen der Länder das Tempolimit – die Ampel wird sich mit dieser Frage wohl erneut beschäftigen müssen.
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