Babak ist 17 geworden. Ein Alter, in dem Jugendliche sich zum ersten Mal betrinken, verlieben, knutschen, Sex haben - und zwar nicht gerade zu Hause. Bei Babak ist alles etwas anders. Denn er ist Iraner, lebt mit seiner kaum religiösen Familie in Teheran. Obwohl er nicht einmal betet, geht er auf eine religiöse Schule und findet das auch in Ordnung: "An den staatlichen Schulen nehmen so viele Jungs mittlerweile Heroin", das in Teheran pro Schuss einen halben Euro kostet, "da ist es bei uns ruhiger".
Dabei fällt er ansonsten schon auf mit den schulterlangen Haaren und treibt seine Eltern regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs, wenn er seine Lieblingsband Metallica auf voller Lautstärke hört. "Verstehe ich gar nicht, woher er das hat", mäkelt seine Mutter, die selbst zu Elvis Presleys frühen Stücken gelegentlich in der Küche tanzt. In Babaks Klasse sind auch ein paar "Bassidsch", sozusagen die militante iranische Antwort auf Pfadfinder, offiziell unterwegs als halbpolizeiliche Moralwächter. "Die Jungs dürfen Funkgeräte benutzen, Partys sprengen und sogar Gäste festnehmen. Da sind die ganz stolz drauf", erzählt Babak. Nun aber hatte er unlängst ein Problem mit den militanten Klassenkameraden: "Die hatten mich gefragt, ob ich nicht mitmachen wolle. Mich!" Aber da er, aller Rockeretikette zum Trotz, doch ein ausgesprochen höflicher Mensch ist, habe er ihnen vorsichtig erklärt, dass er zum Aufmischen von Partys nur bedingt geeignet sei: Er gehe selbst gern auf welche. Da habe ihn der Bassidsch mit den Pubertätspickeln ganz traurig angeguckt, bis ihm die vermeintlich rettende Lösung einfiel: "Wenn du mal auf einer Party bist, die dir nicht gefällt, kannst du uns ja anrufen. Dann kommen wir und stürmen!" Babak lehnte dankend ab.
Aber jetzt drohen andere Schwierigkeiten: Babak hat eine Freundin. Etwas, was ja schon in deutschen Familien zu Irritationen führen kann, wenn jählings ein fremder Mensch morgens im Badezimmer steht. Nur, dass im Iran die Probleme genau umgekehrter Art sind: Gefährlich wäre es, im Park miteinander zu knutschen, sich gar im Auto näher zu kommen. Jedenfalls, solange beide nicht miteinander verheiratet sind. Also seien, so Babak, ein paar Eltern seiner Freunde bereits dazu übergegangen, ihren halb erwachsenen Kindern sehr deutlich zu sagen, wann sie abends weg sind und wann sie erst zurück zu erwarten wären. Nicht früher. Seufzend sagt Babak: "Nur meine noch nicht."