Bis zu 100.000 Euro Strafe Italiens Regierung will englische Begriffe per Gesetz aus öffentlichen Bereichen verbannen

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni im Seitenprofil vor einem Mikrofon
Italiens Premierministerin Giorgia Meloni unterstützt den Gesetzesvorschlag, der von ihrer Partei eingebracht wurde
© Reuters / Johanna Geron
Italiens Regierungspartei "Fratelli d'Italia" will den Gebrauch von englischer Sprache in öffentlichen Mitteilungen mit Geldstrafen belegen. Der Gesetzesvorschlag soll laut Medienberichten die öffentliche Verwaltung, Universitäten, Schulen, Medien und Werbung umfassen.

Die postfaschistische Regierungspartei "Fratelli d'Italia" rund um Premierministerin Giorgia Meloni hat einen Gesetzesentwurf eingebracht, der den Gebrauch von englischen oder anderen Fremdwörtern aus vielen Teilen der öffentlichen Kommunikation verbannen will. So sollen in Universitäten, Schulen, in Medien und Werbung und offiziellen Dokumenten keine englischen Begriffe gebraucht werden. An Universitäten und Schulen sollten Kurse nur auf Italienisch gehalten werden, es sei denn sie richteten sich explizit an ausländische Studierende. Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung wären ebenfalls verpflichtet, die italienische Sprache schriftlich und mündlich zu beherrschen. Außerdem sollen ausländische Unternehmen laut dem Gesetzvorschlag künftig interne Regelwerke und Arbeitsverträge auf italienisch verfassen müssen, wie CNN berichtet. Der Gesetzentwurf muss aber noch im Parlament debattiert werden.

Verstöße sollen mit Strafen zwischen 5000 bis 100.000 Euro geahndet werden. Im Kulturministerium würde nach dem Gesetzvorschlag ein Ausschuss gegründet werden, dessen Aufgabe es wäre,  den "korrekten" Gebrauch und Aussprache der italienischen Sprache in den genannten Bereichen zu überwachen. 

Italienische Sprachgesellschaft kritisiert Gesetzentwurf

Der Gesetzentwurf stammt von Fabio Rampelli, einem Parteikollegen Melonis, und will die italienische Sprache "fördern und verteidigen", heißt es darin. Er umfasse zwar generell auf alle Fremdsprachen, ziele aber besonders auf den Gebrauch von englischen Wörtern und die englische Aussprache von italienischen Wörtern ab. Auf Twitter postete der Abgeordnete dazu etwa sinngemäß: "In der italienischen Abgeordnetenkammer sprechen wir Italienisch. Der Kampf um den Gebrauch unserer Sprache statt Englisch geht weiter. Es ist unklar, wieso der Desinfektionsmittelspender "dispenser" (dt: Spender) genannt werden sollte".  Der im Tweet von Rampelli gebrauchte italienische Begriff "dispensatore di liquido igienizzante per le mani" ist deutlich länger als das englische Wort "dispenser".

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Mit diesem Beispiel dürfte der Abgeordnete wohl unfreiwillig einen der Gründe demonstriert haben, weshalb der Gesetzvorschlag bislang einiges an Gegenwind bekommen hat – selbst von der "Accademia della Crusca" zur Bewahrung der italienischen Sprache, welche als älteste Sprachgesellschaft gilt. In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "Il Fatto Quotidiano" sagte der italienische Linguist und Ehrenpräsident der "Accademia della Crusca", Francesco Sabatini, Gesetze gegen Fremdwörter seien wirkungslos und könnten sprachlichen Wandel nicht aufhalten. Die italienische Sprache würde seit Jahrhunderten von Fremdsprachen beeinflusst und davon grundsätzlich auch bereichert – wichtig sei nur, dass die übernommenen Begriffe aus Fremdsprachen auch von den Massen verstanden würden.

ckön

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