Die AfD steht in Wahlprognosen aller drei Bundesländer vorn – nicht umsonst werden die anstehenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg als "Schicksalswahlen" für Deutschland bezeichnet. Was würde sich ändern, wenn die AfD an die Macht kommt? Ist die Demokratie wirklich in Gefahr? Der stern hat drei Menschen getroffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch dasselbe Ziel verfolgen: Die AfD zu verhindern.
Cindy Reimer, linke Aktivistin und Mitglied des Kreistags, organisiert in der rechts-dominierten Kleinstadt Waldheim in Sachsen Demos gegen den Rechtsruck. "Wir können das nicht als Lösung bezeichnen, wenn einfach alles nach rechts rückt", sagt sie dem stern im Interview. Obwohl Nazis aus der Gegend wissen, wer sie ist, wo sie wohnt und sie aktiv bedrohen, möchte sie sich in ihrer politischen Arbeit nicht unterkriegen lassen. "Ich kann nicht sagen, ich hätte Angst einkaufen zu gehen oder abends ins Auto zu steigen. Das gönne ich denen auch nicht", erzählt Reimer. "Aber es gibt ganz oft Situationen aus der sogenannten 'bürgerlichen Mitte', wenn ich merke: Die Kirche will sich nicht positionieren, die Bürgermeister wollen sich nicht positionieren. Dann frage ich mich schon: Was mache ich hier eigentlich?"
Katja Wolf ist Co-Landesvorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht in Thüringen. Bis vor einem halben Jahr war sie noch Mitglied bei den Linken, bis sie zum neu gegründeten BSW wechselte. Für viele kam ihr Wechsel überraschend – er sei jedoch wohl überlegt gewesen, erklärt sie dem stern: "Wir hatten in Thüringen eine dramatische Situation, dass wir mit offenen Augen zugeschaut haben, wie die AfD mit jeder Umfrage immer stärker wurde. Und das war für mich eine so fassbare, bedrohliche Situation, dass ich entschieden habe, dass ich da nicht weiter zugucken kann und gefordert bin."
Julian Brüning ist CDU-Direktkandidat in Neuhausen/Spree in Brandenburg. 2018 hatte er als Vorsitzender der Jungen Union in einem Interview gesagt, dass er eine Koalition mit der AfD nicht ausschließen würde. Heute würde er wohl nicht mehr mit der AfD koalieren, sagt er. Dennoch sei ihm wichtig, nicht alle AfD-Wähler in seinem Wahlkreis als rechtsextrem abzustempeln: "Die Leute wollen sich ernst genommen fühlen und ihre politische Meinung auch vertreten dürfen", sagt er im Interview. "Und sie wollen einen Abgeordneten haben, der ihr Sprachrohr in der jeweiligen Region ist, dem sie vertrauen können."