Die Basis der SPD vertritt in zentralen Fragen höchst unterschiedliche Auffassungen. Das hat eine Umfrage unter 801 SPD-Mitgliedern für den stern ergeben. So begrüßen 52 Prozent der Mitglieder, dass Hochschul-Professorin Gesine Schwan als SPD-Kandidatin gegen Bundespräsident Horst Köhler antritt. Die andere Hälfte (48 Prozent) ist gegen ihre Bewerbung.
Uneinigkeit herrscht auch über die Rolle von Vize-Parteichefin Andrea Nahles: 43 Prozent wünschen, dass ihre Stimme künftig mehr Gewicht erhält, 57 Prozent sind gegen einen stärkeren Einfluss der einstigen Juso-Chefin und SPD-Linken.
Sechs Prozent der Mitglieder wollen in Kürze austreten
Zerstritten ist die SPD auch bei der Frage, ob die SPD mit der Linkspartei zusammenarbeiten sollte. Die Mehrheit der Basis (59 Prozent) lehnt dies ab, 37 Prozent aber sind dafür.
Auch die Arbeit von Parteichef Kurt Beck wird zwiespältig beurteilt: 40 Prozent bewerten sie als gut, eine Mehrheit von 60 Prozent jedoch als schlecht. Passend dazu ist die Hälfte der SPD-Parteigänger (54 Prozent) der Meinung, jemand anderes könnte die Partei besser führen. Jeder vierte Sozialdemokrat (26 Prozent) hält Außenminister Frank-Walter Steinmeier für eine bessere Lösung.
Die kritische Situation der Partei lässt offenbar viele Mitglieder an einen Parteiaustritt denken. Die Frage, ob sie in letzter Zeit über einen solchen Schritt nachgedacht hätten, bejahten 36 Prozent der Befragten. Sechs Prozent erklärten, sie hätten dies in Kürze vor.
SPD bei 20 Prozent
Für die Studie hat das Forsa-Institut im Auftrag des stern 801 repräsentativ ausgewählte SPD-Mitglieder vom 4. bis 6. Juni 2008 befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 3 Prozentpunkte.
Wenig Erfreuliches für die Sozialdemokraten ergab auch die wöchentliche Umfrage des stern sowie des Fernsehsenders RTL. Hier kommt die SPD zum zweiten Mal in Folge nur auf ihren bisher niedrigsten Wert von 20 Prozent.
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Einen Punkt abgeben muss die in Steuerfragen zerstrittene Union: Sie sank im Vergleich zur Vorwoche auf 35 Prozent.
Von der Schwäche der großen profitieren weiter die kleinen Parteien: Die FDP kletterte um einen Punkt auf ein neues Jahreshoch von 14 Prozent, die Linkspartei hält ihren Höchstwert von 15 Prozent. Lediglich die Grünen verschlechterten sich um einen Punkt auf elf Prozent. Für "sonstige Parteien" würden fünf Prozent der Wähler stimmen (+1).
Daraus ergibt sich, dass Union und FDP mit zusammen 49 Prozent nunmehr drei Punkte vor SPD, Grünen und Linkspartei (zusammen 46 Prozent) liegen.
Die Zahlen zeigen auch: Die Zustimmung zur Großen Koalition ist so gering wie nie seit der letzten Bundestagswahl. Zusammen erhalten Union und SPD nur noch 55 Prozent - bei der Wahl im September 2005 hatten sie gemeinsam 69,4 Prozent der Stimmen erzielt.
Für die Studie wurden 2501 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger vom 2. bis 6. Juni 2008 befragt.