Nach den Abtreibungsgesetzen scheint in den USA ein weiteres Ziel auf die Agenda von rechten und konservativen Stimmen gerückt zu sein. Wie das US-amerikanische "Rolling Stone"-Magazin berichtet, klagen seit vergangenem Jahr immer mehr männliche, rechtsgerichtete Blogger und politische Kommentatoren über die modernen Scheidungsgesetze.
Das "no-fault"-Prinzip in den USA ermöglicht Scheidungen, ohne dass einer der beiden Parteien die Schuld für das Scheitern der Ehe nachgewiesen werden muss. Bis in die späten 60er Jahre mussten Personen, die sich von ihrem Ehepartner scheiden lassen wollten, ein explizit schuldhaftes Verhalten des Partners oder der Partnerin nachweisen – wie etwa Ehebruch oder Gewalt. Bis Kalifornien als erster US-Staat 1969 Scheidungen ohne die Schuldfrage erlaubte. Die anderen Bundesstaaten zogen später nach, New York als Letzter erst im Jahr 2010. In vielen Bundesstaaten können Paare sich aber aussuchen, ob sie eine Scheidung nach dem "no-fault"-Prinzip einreichen möchten oder nicht, in anderen gibt es nur diese Option. Teilweise gelten aber bestimmte Voraussetzungen, in Mississippi und South Dakota etwa sind Scheidungen ohne das Schuldprinzip nur möglich, wenn beide Seiten die Ehe beenden wollen.
Rechte Stimmen sehen "Institution Ehe" in den USA bedroht
Einige rechte und konservative Stimmen behaupten, die heutige Gesetzeslage bedrohe die traditionelle Ehe als Institution und mache es Frauen zu einfach, sich zu trennen, um sich dann am Geld ihrer Ex-Männer bereichern zu können – diese Ansichten verbreitet unter anderem der Podcaster Steven Crowder, dessen eigene Frau sich von ihm scheiden lässt. Aber nicht nur einige rechte Aktivisten und Blogger scheinen die Uhr bei den Scheidungsgesetzen zurückdrehen zu wollen. J.D. Vance, republikanischer Senator von Ohio, kritisierte laut Medienberichten in der Vergangenheit ebenfalls, in den USA sei es zu einfach, seine Partner auszuwechseln "wie Unterwäsche". Die republikanische Partei in Texas macht bereits seit vergangenem Jahr in einem Statement auf seiner Website deutlich, dass das geltende Gesetz geändert werden sollte, in Louisiana will die Partei nun laut Berichten des "Rolling Stone" nachziehen. In Texas könnte die republikanische Partei leichtes Spiel haben, wenn sie ihre Forderung tatsächlich in die Tat umsetzen will: die Amtsträger fast aller offiziell gewählten Ämter in Texas sind Republikaner, wie etwa alle Richter des höchsten Gerichts.
Künstler zeigen LGBTQIA-feindliche Politiker als Drag Queens – mithilfe von KI

Für den Disney Konzern beschneidet es die LGBTQ-Rechte im Sunshine State. Der Streit beginnt: DeSantis entzieht dem Disney-Freizeitpark die Eigenverwaltung. Und wie reagiert Disney? Im September 2023 soll das Unternehmen ein großes Gipfeltreffen zu LGBTQ-Rechten veranstalten. In einer Pressekonferenz verkündet DeSantis neue Maßnahmen gegen Disney: Inspektionen der Fahrgeschäfte, höhere Steuern und eventuell den Bau eines konkurrierenden Themenparks in der Nachbarstadt.
Die Scheidungsraten stiegen in den USA entsprechend, zumindest kurzfristig, nachdem Scheidungen durch das "no-fault" Prinzip in immer mehr Bundesstaaten möglich wurden. Gleichzeitig konnten Untersuchungen feststellen, dass in den entsprechenden Staaten die Suizidraten von Frauen abnahmen, und sie zudem weniger häufig Opfer von häuslicher Gewalt wurden oder von ihren Ehemännern ermordet wurden. Befürworter:innen argumentieren daher, dass moderne Scheidungsgesetze vor allem Frauen davor schützen, in Ehen bleiben zu müssen, in denen sie eventuell gefährdet sind. Heute werden in den USA etwa 70 Prozent aller jährlichen Scheidungen von Frauen eingereicht.
Quellen: Rolling Stone, Firstpost, Time