Kulturgeschichte
Eine SPD-Jugend aus dem Bilderbuch: aufgewachsen als Sohn eines Tischlers und einer Fabrikarbeiterin in der Gemeinde Brakelsiek in Nordrhein-Westfalen. Der junge Steinmeier muss sich Kultur selbst raufschaffen. Hört die Stones und liest Brecht. Zum "Street Fighting Man" wird er dennoch nicht, aber er kann drei, vier Akkorde auf der Gitarre klampfen. Für die "Internationale" müsste es reichen.
Kulturbeutel
Musik:
Till Brönner und Rosenstolz. Kühler Lounge-Jazz und verträumter Großstadt-Pop. Das ist Musik für Menschen, die sich eigentlich gar nicht für Musik interessieren, sondern ein gut temperiertes Hintergrundrauschen bevorzugen.
Kino:
"Die Vorstadtkrokodile". Mainstream-Kinderkino, immerhin mit solidarischem Ansatz.
TV: Die Serie "Türkisch für Anfänger". Sozialdemokratisches Integrations-Fernsehen, immerhin spaßig.
Buch:
Khaled Hosseinis "Drachenläufer", Thomas Manns "Joseph und seine Brüder", "Die Blechtrommel" von Günther Grass und "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann. Brückenschlag zwischen altem und neuem Bildungsbürger-Inventar.
Sympathisanten
Die Popband Boss Hoss, der Dramatiker Moritz Rinke und die Autorin Julia Franck. Warum ausgerechnet die? Nun, sie waren alle bei der großen SPD-Clubnacht und sind seitdem bekennende Steinmeier-Jünger. Man fragt sich schon: Was war da genau los?
Kulturpanne
Seine Laudatio auf die Gruppe Rosenstolz bei der "Echo"-Verleihung 2009 in Berlin. Steinmeier gestand, dass er eigentlich keine Ahnung habe, wer Rosenstolz sind, aber seine Tochter Merrit habe ihn vorher aufgeklärt.
Fazit
Wenn es um Kultur geht, bewegt sich Steinmeier in sicheren und sterbenslangweiligen Gewässern. Mitten im Strom.
Agnes Fazekas, Helge Hopp, Hannes Roß, Matthias Schmidt, Bernd Teichmann