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  • Berlin: Die Party-Gäste aus der ganzen Welt - und die genervten Anwohner

Feierkultur Ballermann Berlin: über die Party-Gäste aus der ganzen Welt - und die genervten Anwohner

Von Nora Gantenbrink, Matthias Bolsinger, Veronica Frenzel, Josef Saller und Frederik Seeler
  • 10. August 2018
  • 13:58 Uhr
Kevin wird bald heiraten. Deshalb lassen er und seine Freunde aus Brandenburg noch mal richtig die Sau raus
Kevin wird bald heiraten. Deshalb lassen er und seine Freunde aus Brandenburg noch mal richtig die Sau raus
© Thomas Rabsch
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Berlin lockt Millionen Menschen aus der ganzen Welt an. Doch nicht alle kommen, um Reichstag und Museumsinsel zu sehen. Einige Stadtteile drohen zur Partymeile zu verkommen, Anwohner sind genervt. Der stern hat sich unter die Feiernden gemischt.

Berlin, du Boom-Stadt, Ballerburg der Herzen, größte aller deutschen Städte, Sehnsuchtsort und Stinkmoloch. Es gibt Menschen, die machen sich Sorgen um dich. Es heißt, du würdest verkommen. 13 Millionen Touristen fluten dich jedes Jahr, ja, auch deine Museen und Theater, aber vor allem deine 120 Clubs, deine mehr als 400 Diskotheken und Konzertsäle, deine unzähligen Kneipen. Mach dir nichts vor, Berlin: Viele kommen, nicht wegen deiner Kultur, auch nicht wegen deiner legendären Clubkultur. Bier-Bike statt Brandenburger Tor, Ballermann statt Berghain.

Ballermann: Synonym für Sangria saufende, Motto-T-Shirt tragende, grölende Bumstouristen. Ist es wirklich schon so schlimm mit dir in Mitte, Friedrichshain oder Kreuzberg? Wir sind an einem Samstag im Juli losgezogen und haben uns gefragt, liebes Berlin: Wie steht es um dich? Wie kaputtgefeiert bist du schon? Und bist du noch zu retten?

12 Uhr mittags, Berlin, Alexanderplatz

01. August 2017,17:49
Türsteher

Verdienst-Check Was verdient eigentlich ein Türsteher?

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Die zehnköpfige Männergruppe ist nicht zu überhören, die am helllichten Tag über den Platz schiebt. Alle tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Bräutigam Security", alle bis auf einen: Kevin. Der trägt einen aus einem Partyklopfer-Karton gebastelten Bauchladen, eine goldene Kette und eine kurze Hose, aus der sein nackter Hintern glotzt wie ein toter Fisch. Einer von Kevins Kollegen (die hier aus Gründen nur mit Vornamen genannt werden möchten) hat eine aufgeblasene blass rosa Sexpuppe geschultert. Ein Dritter zieht eine Lautsprecherbox hinter sich her, groß wie ein Koffer. Um den Hals eines Weiteren, Atze, baumelt eine Go-Pro-Kamera. Die dokumentiert alles, woran sich die Männer später eventuell nicht erinnern können. Sie kommen aus Erkner in Brandenburg, und das hier ist Kevins JGA – sein Junggesellenabschied.

Atze will was verraten, aber leise, es ist ja ein Geheimnis, was gleich passieren wird. Er beugt sich vor und flüstert: "Anna Konda!" Anna Konda, 115 Kilogramm, ist Wrestlerin und dafür bekannt, mit ihren mächtigen Schenkeln Wassermelonen zerquetschen zu können. Atze und seine Freunde haben sie gebeten, den Kevin heute mal richtig fertigzumachen. Deshalb fahren sie gleich zu ihr nach Marzahn. Schon der Gedanke an Kevin im Griff der Anna Konda: was für ein Spaß!

Kevin und seine Kumpel sind der wahr gewordene Albtraum von Burkhard Kieker. Kieker ist der Geschäftsführer von Visit Berlin und für das weltweite Marketing im Bereich Tourismus zuständig. Wenn man so will, ist Kieker der Spin Doctor der Hauptstadt. Er pflegt die Marke Berlin. Sein Team denkt sich Slogans aus wie: "Berlin – free your mind" oder früher "Berlin 365/24". Das Wort "Tourist" mag Burkhard Kieker nicht. Er bevorzugt den Begriff "Besucher".

Kieker hat einen wichtigen Job, das findet er auch selbst. Mit 31 Millionen Übernachtungen im Jahr ist Berlin nach London und Paris zum drittbeliebtesten Ziel für Städtereisen in Europa aufgestiegen. Der Tourismus ist mit einem Jahresumsatz von 11,5 Milliarden Euro eine der wichtigsten Branchen der Stadt.

Die meisten Berlin-Besucher, behauptet Kieker, seien keine Partytouristen. Er legt Wert auf die Feststellung, dass die Stadt "zu klug ist für große, grölende Horden und billigen Remmidemmi", das sei nicht die Zukunft. Genauso wenig wie Bier-Bikes oder Pferdekutschen. Kieker will "authentische Berlin-Erlebnisse" bieten. Deshalb hat er Anfang des Jahres ein Tourismuskonzept präsentiert, in dem oft das Wort "Qualitätstourist" steht. Qualitätstouristen sind Menschen, die in eines der 27 Fünfsternehotels einchecken, tagsüber auf die Museumsinsel gehen und abends ins Theater.

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Kiekers Problem ist, dass sich der Tourismus der letzten Jahre nicht an seine Konzepte hält. Flixbus und Easyjet bringen Menschen für kleines Geld aus ganz Europa in die Stadt, zahllose Hostels verkaufen für eine Handvoll Euro ein Bett. Die deutsche Hauptstadt, die keine Sperrstunde kennt, bietet dem internationalen Partyvolk eine hochleistungsfähige Infrastruktur, das RAW-Gelände zum Beispiel, ein ehemaliges Reichsbahn-Areal in Friedrichshain, auf dem sich Clubs und Kneipen drängeln. Und über allem schwebt der Mythos des Berghain, legendärster Techno-Club des Planeten, untergebracht auf vier Stockwerken in einem ehemaligen Heizwerk, berüchtigt für Drogen, ausschweifenden Sex und Partys, die erst am Montagmittag enden. Das Berghain ist Fluchtpunkt für Techno-Fans aus aller Welt.

13.30 Uhr, Sunflower Hostel, Friedrichshain

"In 200 Meter Luftlinie befindet sich das Berghain / Panorama Bar, nicht nur von der ,New York Times'" zum ‚besten Club der Welt' erkoren. Des weiteren in geschätzter Nachbarschaft: Cassiopeia Club (sowie Skatehalle, Kletterturm und Open Air Kino im Sommer), Astra, Rosi's, Lovelite, Supamolly, R.A.W, Matrix, Watergate, Magnet, Comet-Club, L.U.X., Lido, Arena, sowie weitere ‚Versammlungsstätten'." So wirbt die Website des Hostels für seine exklusive Lage.

Während die Welt in Berlin eincheckt und sich auf den Samstagabend vorbereitet, soll Lutz Leichsenring zu Wort kommen. Leichsenring ist Pressesprecher der Clubcommission, des Interessenverbands der Berliner Clubszene. Er sieht das mit dem Feiern naturgemäß anders als Burkhard Kieker, man kann sagen: differenzierter. Leichsenring unterscheidet zwischen Diskotheken (reines Amüsement) und Clubs (Kulturgut). Ein Club ist laut Leichsenring viel mehr als eine Diskothek, ein Club ist ein Gesamtkunstwerk. Zu den hässlichen Seiten des Partytourismus sagt Leichsenring: "In Berlin sind wir Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden. Musikalisch gesehen war Berlin schon immer Avantgarde. Und wo die Avant garde ist, kommt irgendwann auch der Mainstream hin."

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Der Mainstream an sich ist auch nicht das Problem. Problematisch wird es, wenn er sich zu sehr ballt – wie in Friedrichshain, wo in den letzten Jahren immer mehr Hostels eröffneten und immer mehr Anwohner schwer genervt sind. "Tourist go home" steht an Häuserwänden. Die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop schlug vor, Partys und Kneipen stärker in die Randbezirke Berlins zu verlagern – kaum vorstellbar allerdings, dass Grunewald es bald richtig krachen lässt. Auch Leichsenring sagt: "Clubs gehören in die Stadt."

14.30 Uhr, Görlitzer Park

Ein Typ, der aussieht, als käme er gerade aus dem Bett gekrochen oder aus einem Busch oder einem Bett im Busch, jedenfalls eine interessante Figur mit nur einem Schneidezahn, steuert zielgenau eine Gruppe französischer Austauschschüler an, die auf einer Parkbank sitzt.

"Hellooooo, Weed, Ecs, Cocaine, Speed?"

"Eggs?", fragt eine der jungen Frauen ungläubig. Eier?

"Ecstasy", sagt der Mann und seufzt. Loveparade. 90er. Mannomann. Bei diesen Küken hier muss er bei null anfangen, sonst wird das kein Geschäft.

"Berlin ist die deutsche Hauptstadt, okay? Aber Berlin ist auch weltweit bekannt als Drogenstadt."

"So drugs are normal here?", fragt ein Schüler.

"Yes, ja, very normal."

"Is everybody on drugs?"

"Ja, jeder!" Der Dealer kramt ein paar Tütchen Gras aus der Hosentasche und wedelt damit herum. "What denn nu?" Zehn Minuten später lässt er sich auf eine Bank fallen und sagt: "Ich dachte schon, die wären zum Kiffen zu blöde." Dann zählt er zufrieden die 30 eingenommenen Euro und zündet sich einen Joint an. Die Touris, sagt der Dealer, die bringen ihm gutes Geld. Er mache das nur nebenbei, stocke so sein Hartz IV auf, aber die dort – er zeigt auf eine Gruppe Ghanaer –, die arbeiteten hier im Görli hauptberuflich. Die müssten ja schließlich auch von irgendwas leben.

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Der Dealer sagt, es hänge ja alles zusammen. Der Boom, die Drogen, die Clubs, die Touristen, aber ein Babylon sei Berlin schon immer gewesen. "Das schönste Babylon der Welt!" Über sich sagt er, er sei ein verantwortungsvoller Dealer. Minderjährigen verkaufe er keine chemischen Drogen, und wenn doch, dann weise er darauf hin, dass sie auf keinen Fall eine ganze Ecstasy-Pille schlucken dürfen. "Früher", sagt er, "galt die Regel: Nimm erst einmal eine halbe. Heute sagt man: Nimm erst mal eine viertel, besser weniger." Wenn man einwendet: "Oder gar nichts", dann lacht der Dealer.

15 Uhr, Paintball World Spandau

Auch die sieben Typen in Hawaiihemden und mit Blumenketten um den Hals sind auf Berlin-Mission. Die begann sieben Stunden zuvor in der Nähe von Mannheim in Stefans* Schlafzimmer. Der lag da in seinen türkisfarbenen Boxershorts. Um ihn herum standen seine besten Kumpel, sein Schwager, sein Patenonkel und faselten was von Überraschung. Sie drückten Stefan, 27, Industriemechaniker, ein Bier in die Hand und karrten ihn zum Frankfurter Flughafen. Der Tag sollte etwas Besonderes werden. Auch Stefan feiert seinen JGA, und das macht man ja nur einmal im Leben. Wenn es gut läuft. Wohin es gehen würde, wusste Stefan nicht. Er dachte: "Malle wäre geil!" Wenig später aber saß er im Billigflieger nach Tegel und trank Bier aus lächerlich kleinen Dosen, sechs Euro das Stück. Am Flughafen: ein Bier. Im Kiosk an der U-Bahn: noch ein Bier. An dieser Industriehalle in Spandau: wieder Bier.

Nun läuft Stefan in Sturmmaske und mit Pistole unterm Arm durch einen Hinderniskurs und wirft sich hinter einen Plastikkegel. Im Hintergrund übersteuert Abba aus den Boxen. Stefan schaut aus seinem Unterschlupf. Ein gelbes Geschoss schnalzt an seinen Kopf. Er hebt die Hand. Bin raus, getroffen, bitte nicht mehr schießen, Jungs. So geht das eine knappe Stunde. Bis die Munition verschossen ist und alle die schweißnassen Masken absetzen.

21 Uhr, Old CCCP-Bar, Torstraße, Berlin-Mitte

50 junge Leute drängeln sich vor einer kleinen Bar in der Torstraße. Die Organisatoren nennen es dennoch "Anti-Pub-Crawl" . Sie versprechen kleinere Gruppen, alternative Bars und weniger Ballermann als die Konkurrenz. Denn schon der Name "Pub Crawl" lässt ahnen, warum viele Anwohner die Kneipentouren so hassen. Ein Pub Crawl führt Touristen von Bar zu Bar. "Crawl" , also kriechen, sagt, in welchem Zustand sie das tun. Einige Anbieter laufen an den Wochenenden mit über 100 Teilnehmern durch Friedrichshain und Mitte. Die Touren enden meist im Nachtclub Matrix oder auf dem RAW-Gelände, unterwegs werden Trinkspiele geboten, die Gäste grölen herum. Die Pub Crawls sind zum Synonym geworden für die verhassten Party-Touristen. Aber zu jeder Bewegung gibt es eine Gegenbewegung, in Berlin besonders schnell.

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"Willkommen zum Anti-Pub-Crawl" , sagt Tourguide Isaac Altenheim, ein Mann mit beeindruckendem Brustkorb. "Wir versuchen, die Anwohner gut zu behandeln" , sagt er den Teilnehmern. "Also, erste Regel, seid keine Arschlöcher, schießt euch nicht zu sehr ab, brüllt nicht auf der Straße rum und achtet auf rote Ampeln und Fahrradwege."

Eine Gruppe junger Britinnen, stark geschminkt, in engen Tops, zeigt Isaac ihre Ausweise. Sie sind 18 Jahre alt und reisen per Interrail durch Europa. Vorgestern waren sie in Amsterdam, heute Berlin, dann weiter nach Prag. Sie zahlen zwölf Euro pro Kopf, dafür sehen sie vier Bars, bekommen sechs Gratis-Kurze und am Ende freien Eintritt in einen Techno-Club. Die 50 Teilnehmer werden in drei Gruppen aufgeteilt. Isaac drückt den Britinnen einen Stempel auf die Handgelenke: "Blow me" steht darauf. Die Mädchen kichern ein bisschen zu laut und fotografieren ihre Arme mit dem Smartphone. "Bekommen wir gar kein T-Shirt?", fragt eine. "Nein", sagt Isaac, "nicht bei uns."

22 Uhr, RAW-Gelände, Friedrichshain

Carola Ludwig, 57, schaut aus ihrem Fenster. Sie sieht die Lichter des RAW-Geländes unter ihr, hört die Schreie der Partygänger. Ludwig zieht an ihrer Selbstgedrehten und sagt: "Ich habe seit zehn Jahren nicht mehr richtig geschlafen."

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Ludwig, das gibt sie zu, ist nicht ganz unschuldig an ihrem Schicksal. Als sie vor rund 20 Jahren in diese Wohnung zog, war das RAW-Gelände eine Brache. Sie gründete einen Verein, der Kulturprojekte in die Ruinen brachte. Sie und ihre Freunde machten das Gelände interessant. Immer mehr Clubs öffneten neben den Ateliers. Die maroden Bauten wurden Spekulationsobjekt und Feiermeile, ein Epizentrum des Berliner Nachtlebens. Und nebenan in der Simon-Dach-Straße reihte sich bald Bar an Bar. Über Ludwigs Fenster hängt, gut sichtbar, ein Banner: "Simon-Krach-Straße".

Ruhe hat Ludwig nur in den Morgenstunden. Nachts lassen die Bässe ihre Matratze vibrieren. Das Gegröle und die Musik, der ständige Lärm machen sie fertig. Sie kann sich nicht mehr konzentrieren, reagiert oft dünnhäutig, will kaum noch vor die Tür. Ludwig sagt: "Ich bin richtig durch." Freunde sagen: Du musst da raus. Aber wohin? Für die Miete, die sie zahlt, bekommt sie in Berlin nicht mal mehr eine kleine Studentenbude. Und überhaupt: Sie sei doch hier zu Hause!

Früher ging Ludwig selbst gern tanzen. Party findet sie gut, aber eben nicht so. "Diese Leute interessieren sich nicht für dich. Das hat mit Partykultur nichts mehr zu tun. Das ist nur noch Ballermann hier."

Der Ballermann hat eine Frau aus ihr gemacht, die sie nie sein wollte. Die oft die Polizei ruft. Die am Fenster steht und mit ihrem Smartphone den Lärm misst. 69 Dezibel, 72 Dezibel, laut wie ein Rasenmäher. Um ein Uhr in dieser Nacht wird sie eine Gruppe Touristen filmen, die einen Lautsprecher mitgebracht hat.

23 Uhr, Golden Dolls Strip Club, Tiergarten

Stefan – der scheidende Junggeselle aus der Nähe von Mannheim – und seine Jungs sitzen vor Whisky-Cola und Bündeln der hauseigenen Währung, "Happy Dollars". Eine Stripperin zieht einen Vorhang zu und trennt den Tisch vom Rest des Ladens ab. Die Jungs schauen sich an, schauen Stefan an. Die Frau streift Stefan das T-Shirt ab, zieht seinen Gürtel aus der Hose. Sie kippt ihm einen Becher Eiswürfel in die Hose. Stefan jault auf. Sie reibt sich an seinem Schritt, legt seine Hände auf ihre Silikonbrüste. Zieht ihm die Hose aus, die Shorts, peitscht ihm mit seinem Gürtel auf den Hintern, gibt den Gürtel weiter an Stefans Kumpel. Die peitschen und johlen. Nach zehn Minuten ist alles vorbei. "Woah, das war Champions League! Und ohne Ständer!" , schreit einer der Kumpel. Alle klatschen ab.

23.30 Uhr, Sunflower Hostel, Friedrichshain

Alvaro García, 35, Chilene, sitzt auf einem Tisch neben dem Eingang und blickt in die Nacht. Vor ihm auf der Straße laufen schwarz Gekleidete in Richtung Berghain. Auf Spanisch, Italienisch, Englisch, Holländisch erörtern sie ihre Chancen, heute Abend die Tür des geheimnisumwobenen Techno-Clubs zu knacken. Alvaro war schon am Abend zuvor da, wenige Stunden nachdem er gelandet war. Er lebt in Sydney, seit Jahren will er ins Berghain, die ultimative Party erleben. Er liebt Techno, Drogen, Darkrooms. Bloß hatte er sich gestern in die falsche Schlange gestellt. Er stand vor dem Lab. Oratory, einem schwulen Sexclub auf der anderen Seite des riesigen Gebäudes. Alvaro ist trotzdem rein. Drei Stunden hat er ausgehalten. Als er rauskam, zitterte er. Nun will er einen neuen Versuch starten.

1.30 Uhr, Eingang Berghain

Vom Sunflower-Hostel sind es ein paar Schritte zu einer Brachfläche, über die man zu einem schmalen Durchgang gelangt. Dahinter liegt der Eingang zum Berghain, davor warten die Dealer. "Want something?" Alejandra Bustamante bleibt stehen. "Weed? How much?" Drei Euro fürs Gramm Gras will der Marokkaner. Alejandra, 22, Studentin aus dem spanischen Murcia, tourt mit vier Freunden durch Europa. Sie waren in Prag, Budapest, Bratislava in Museen, haben Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Berlin ist ihr großes Finale. Hier wollen sie tanzen bis "ins Koma" . Vor ein paar Stunden sind sie gelandet, haben ein bisschen geschlafen, sich aufgemotzt.

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In Murcia sind Alejandra und die anderen dauernd auf Techno-Partys. Aber jetzt fühlen sie sich, als würden sie zum ersten Mal ausgehen. Zwei junge Italienerinnen in High Heels und mit tiefem Ausschnitt laufen an Alejandra vorbei. "Uns! Sie haben uns nicht reingelassen!", schimpft die eine. "Was für Vollidioten!" Alejandra verdreht die Augen. "War doch klar, dass die in dem Aufzug keine Chance haben." Auch Rosie und ihre Freunde, alle 18 und Studenten aus London, wurden abgewiesen. Zu elft sind sie angereist, nur wegen der "coolsten Partys der Welt". Aber sie haben die Tür nicht geknackt, zum zweiten Mal. Am Vorabend haben sie sich danach so gestritten, dass eine Brille in die Spree flog. Jetzt sagen sie: "Hauptsache, wir haben es probiert!" Nun wollen sie es in einem anderen Club, im Sisyphos, versuchen.

Alejandra möchte nur eines: dass es bei ihr besser läuft. "Wir können nicht in Berlin gewesen sein, ohne ins Berghain zu gehen." Stumm laufen die fünf Richtung Eingang, vorbei am tätowierten Türsteher Sven Marquardt, vorbei an ernst blickenden Gestalten, bis zum Anfang der 100 Meter langen Schlange. Alejandra verspricht, eine SMS zu schreiben, wenn sie drinnen sind. Obwohl sie im Bauch des Berghains verschwinden, wird keine Nachricht mehr kommen von ihr in dieser Nacht.

Der Tag danach

Die Stripperin aus dem Golden Dolls fliegt am nächsten Tag zurück nach Krakau, wo sie wohnt. Die abgewiesenen Mädchen sind zurück in London. In der Straßenbahnlinie M10 steigen an der Warschauer Straße Clubgänger ein, denen vom schlechten Speed die Gesichtszüge entgleisen. Kevin, Atze und die anderen haben einen Mordskater, aber Anna Konda haben sie überlebt. Der Dealer schläft bis in den späten Nachmittag. In der Stadt werden Plakate aufgehängt: Ende August kommt das Bierkönig-Festival nach Berlin – der echte Ballermann. "Gefeiert wird wie an der Playa de Palma auf Mallorca!" Im Sunflower-Hostel checken neue Gäste ein.

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