Es irritiert Winterwanderer am Wegesrand: Auf dem verschneiten Panoramaweg zwischen den Dörfern Schönried und Gstaad im Berner Oberland steht seit Anfang Februar ein Spiegelhaus. Dabei handelt es sich nicht um ein für die Schweiz typisches Chalet, sondern um ein Kunstwerk.
Die Installation mit dem Titel "Mirage Gstaad" ist eine Arbeit des in Los Angeles lebenden Künstlers Doug Aitken. Alle Außenseiten sind bis auf den Boden mit durchgehenden Spiegeln versehen, die die umgebende Landschaft reflektieren. Seine begehbare Struktur wurde bereits 2017 in einer ganz anderen Umgebung ausgestellt: in der Sonara-Wüste bei Palm Springs.
"Da sämtliche Oberflächen spiegelverkleidet sind, absorbiert und reflektiert die Skulptur die sie umgebende Landschaft, sodass es scheint, als verschwände ihr Äußeres und als zöge ihr Innenraum die Betrachtenden in ein nicht enden wollendes Kaleidoskop aus Licht und Reflexionen", heißt in einer Presserklärung zur Eröffnung der dritten Winterausgabe der "Elevation 1049: Frequencies".
Neben den kurzlebigen Aktionen und Ausstellungen, die am ersten Februar-Wochenende stattfanden, bleibt "Mirage Gstaad" dagegen über viele Monate zu sehen.
Durch die Reflexionsflächen und den Neuschnee ist die "ranchähnliche Struktur" gut in die Landschaft integriert, doch die Bauweise kontrastiert zu den umliegenden Chalets und wirkt "architektonisch wie eine moderne Version von 'Manifest Destiny', jener Migrationsbewegung gen Westen, die von Europa ausging und schließlich in Kalifornien endete." Wir dürfen gespannt sein, wie sich in der Fassade die Frühlings- und Sommerlandschaften spiegeln.
Der Ort Gstaad ist in der internationalen Kunstszene durch Musikfestspiele wie das Gstaad Menuhin Festival und Les Sommets Musicaux de Gstaad seit Jahrzehnten ein Begriff. In der jüngsten Vergangenheit wird insbesondere der zeitgenössischen Kunst mehr Raum gegeben - in einer Höhe von 1049 Metern über dem Meeresspiegel - deshalb auch der Titel "Elevation 1049".
Quellen: www.elevation1049.org und www.gstaad.ch
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