Die schlanken Palmen ragen in den Himmel und sind in Palm Springs heimisch. Im Gegensatz zu Los Angeles, wo die Bäume künstlich angepflanzt wurden, wachsen sie hier im Coachella Valley von Natur aus, dank unterirdischer Quellflüsse, wie der Name der Stadt schon besagt. Denn die elegante Stadt mit heute knapp 50.000 Einwohnern liegt mitten in der kalifornischen Wüste, geschützt zwischen den San Jacinto, San Bernadino und Santa Rosa Mountains.
Durch die Nähe zu den Filmstudios in Los Angeles wurde der Ort schon ab den 1930er Jahren zur Oase für Stars wie die Marx-Brothers, Charly Chaplin und Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller. Damals galt die Zwei-Stunden-Regel: vom sonnigen Zweitwohnsitz innerhalb kurzer Zeit wieder am Set zu erscheinen. Doch der richtige Boom setzte erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Die US-Gesellschaft wurde mobil.
"Im Winter kommen die Zugvögel zu uns", sagt Robert Imber, der per Kleinbus Architekturfans zu den schönsten Bauten führt, und spielt damit auf sonnenhungrige Urlauber an. Zwischen Dezember und April wächst die Bevölkerung auf 200.000 Menschen an. Darunter sind viele Bewohner aus dem Nordosten der USA und Kanadier, die dem strengen Winter entkommen möchten. Palm Springs verzeichnet nämlich 350 Sonnentage im Jahr
Party-Town Palm Springs
"In den 50er Jahren haben die Leute auch ihre Architekten mitgebracht", die in Palm Springs einen besonderen Architekturstil prägten, der heute als Mid Century Modernism ein Begriff ist. "An keinem anderen Ort auf der Welt gibt es eine solche Dichte von Modernism", sagt Imber.
In den 50er und 60er Jahren entstanden nicht nur Hunderte von Villen, sondern auch Brücken, Banken, Kirchen und Synagogen durch die vom Bauhaus geprägten Architekten. Zum Einsatz kamen neue Baumaterialien wie Aluminium, Stahlbeton und Glas. Neben den flachen Dächern sind die Einbeziehung der Natur in die Räume durch bodentiefe Fenster und gestaltete Gartenlandschaften charakteristisch für die Bungalows - ein Ambiente, ideal für Partys.
Und alle kamen zu den Martini-Partys an die nierenförmigen Pools. Ob Dinah Shore, Marilyn Monroe, Liz Taylor, Elvis. "Wenn Frank Sinatra zu seinem Anwesen nach Hause kam, hat er eine Fahne gehisst", erzählt Imber. "Das bedeutete: Es gibt jetzt Drinks."
Zurück in die Zukunft
In den 80er Jahren geriet Palm Springs ein wenig in Vergessenheit. Die Stadt wurde ein Paradies für golfspielende Rentner und wegen der liberalen Tradition auch ein Rückzugsort für Schwule. Der Sänger Sonny Bono, der Ex von Cher, wurde zum Bürgermeister gewählt und rief das internationale Filmfestival ins Leben, eines der bis heute größten in Nordamerika.
Dank weiterer privater Initiativen wurde der einmalige Wert der Modernism-Architektur wieder entdeckt, viele öffentliche und private Bauten stilvoll renoviert und die Modernism Week ins Leben gerufen, die jedes Jahr im Februar stattfindet.
Hier finden Sie das detallierte Programm "Modernism Week 2023".
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