Der Jahreswechsel brachte Europa neue Temperaturrekorde. Von Winterwunderland konnte und kann vielerorts nicht die Rede sein. Stattdessen gehen Bilder von grünen Skipisten aus den Alpen um die Welt. Darauf ist zu sehen, wie den Skifahrern lediglich dünne weiße Schneestreifen unter ihren Brettern bleiben (auch der stern berichtete).
Um an mehr Schnee zu kommen und eine Verbindungspiste zwischen zwei Skigebieten offenzuhalten, griff ein beliebter Wintersportort in der Schweiz Ende Dezember zu besonderen Mitteln. Die Bergbahnen Gstaad im Kanton Bern ließen in der letzten Woche des alten Jahres mehrere Schneeladungen per Helikopter einfliegen. Das Berner Online-Portal "Hauptstadt" hatte zuerst darüber berichtet.
Bergbahnen Gstaad: In der Not müsse man Sachen ausprobieren
Dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) bestätigte der CEO der Bergbahnen Gstaad, Matthias In-Albon, die Vorgänge. Die neun Helikopterflüge von einem nahe gelegenen Schneedepot hätten allerdings nicht den gewünschten Erfolg gebracht: "Schnee einladen, Schnee ausladen, das ist alles viel zu kompliziert." In der Not müsse man Sachen ausprobieren. Die Verbindungspiste ist trotz des eingeflogenen Schnees mittlerweile nicht mehr befahrbar. Die Aktion blieb ohne Erfolg.
SRF hält fest, dass mit dem Einsatz von Helikoptern große Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre geblasen werden und fragt: "Pfeift Gstaad auf den Umweltschutz?" Die Antwort von In-Albon: Man dürfe das Wort Nachhaltigkeit nicht missbrauchen. Den Gstaader Bergbahnen sei der Umweltschutz wichtig. Aber im Gebirge sei der Einsatz von Helikoptern notwendig, sei es im Sommer auf Baustellen oder im Winter für Rettungen.
Kühe erhalten Wasser per Helikopter
Auch bei der Wasserversorgung von Nutztieren spielen Helikopter eine Rolle. Im vergangenen Jahr ließ die anhaltende Trockenheit das Wasser im Sommer mancherorts knapp werden. Im Juli teilte die Schweizer Regierung mit, dass ein erster Kanton um Unterstützung gesucht habe. Der Bundesrat hatte ein entsprechendes Angebot eingerichtet.
Die große Abenteuertour zwischen Eis und Palmen

Es handelte sich um den Kanton Obwalden in der Zentralschweiz. Die Wasserzufuhr über eine Straße sowie eine Verschiebung der Nutztiere war laut Mitteilung nicht mehr durchführbar. Die Armee sprang ein. Per Helikopter kam Wasser aus dem 7,5 Quadratkilometer großen Sarnersee auf die betroffene Alp. Es war nicht der erste Sommer in der Schweiz mit derartigen Flügen.
Folgen des Klimawandels für die Schweiz
Elia Blülle, Reporter beim Schweizer Online-Magazin "Republik", der sich intensiv mit dem Thema Klimawandel beschäftigt, schreibt bei Twitter: "Die klassische Alpwirtschaft wäre heute ohne Helikopterflüge undenkbar – und auch die Biodiversitäts-Pflege in höheren Lagen ist oft abhängig vom Helikopter." Die Schweiz adaptiere sich seit Längerem mit dem Helikopter an die Klimaerwärmung – ohne dass man die Flüge als solche Maßnahme bezeichnen würde.
Quellen:SRF, Der Bundesrat, Hauptstadt, Der Standard, watson, Twitter