Normalerweise fährt Eric Leboeuf in seinem 1943er Militär-Jeep zahlreiche Touristen aus Nordamerika durch die Normandie, um an die Befreiung Frankreichs von Nazi-Deutschland zu erinnern. Sein Geschäft ist durch die Corona-Beschränkungen zusammengebrochen.
"Operation Overlord" 77 Jahre nach D-Day – wie der Normandie-Tourismus unter Corona leidet

77 Jahre, auf den Tag genau, ist es her, als die Alliierten in der Normandie landeten. Wie jedes Mal bedeutet der 6. Juni für viele eine Reise in die Vergangenheit. In der sogenannten "Operation Overlord" kamen bis zum 12. Juni mithilfe von Flugzeugen und 6400 Schiffen 326.000 Soldaten in der nordfranzösischen Region an. Oft kennen US-Amerikanerinnen und -Amerikaner die Landschaften nur aus Filmen. Diese wecken das Interesse für einen Besuch. Jährlich zieht die Normandie zahlreiche Touristinnen und Touristen aus Nordamerika an. Die Besuche spülen Millionen in die Kassen der Region ein. Nur in diesem Jahr nicht. Wegen der Corona-Pandemie haben die Betreibenden so wenig zu tun wie noch nie. Der gebürtige Kanadier Eric Leboeuf fährt normalerweise Touristen in einem alten Militär-Jeep durch die Städte und Dörfer, in denen die Amerikaner einmarschiert waren und die Nazis zurückdrängten. "Auf diesen engen Straßen zu fahren, die Landschaft der Normandie zu durchqueren, es erinnert die Touristen an die vielen Filme und Dokumentationen, die sie über die Jahre geschaut haben. Es ist, als ob ein Traum für sie wahr wird, wenn sie in diesem Auto aus dem Jahr 1943 fahren." Seine Firma überlebt nur, weil es staatliche Hilfen gibt. Die strengen Covid-19-Beschränkungen hätten 80 Prozent seines Geschäfts zunichtegemacht, sagt Leboef. Nur er und die beiden Gründer stünden noch auf der Gehaltsliste, Anfang 2020 waren es noch 10. Neben den Einkünften und Mitarbeitenden vermisst Leboef aber auch die Amerikanerinnen und Amerikaner als Menschen: "Ich kann es kaum erwarten, die ersten Amerikaner in meinem Auto mitzunehmen, weil es dann andere Unterhaltungen gibt. Ich bin selbst Kanadier und es gibt Themen, über die ich mit den Amerikanern reden kann, mit den Franzosen aber nicht - ob es Baseball, Hockey oder Kultur ist. Sie sind warmherzige und witzige Menschen, ich vermisse sie auf jeden Fall." Und natürlich leidet auch die Gaststätten- und Hotel-Wirtschaft extrem unter den aktuellen Bedingungen. Doch durchzuhalten scheint in der Natur der Menschen in der Normandie zu liegen. Bald geht es wieder los - die ersten Buchungen für September und Oktober würden nach Angaben mehrerer Gastwirte und Hoteliers bereits getätigt. Und an Attraktivität verliert der historische Ort am Ärmelkanal ebenfalls nicht - im Gegenteil: Zum 77. Jahrestag wurde ein neues britisches Denkmal errichtet, bei auch schon die diesjährigen Gedenk-Feierlichkeiten abgehalten wurden.