Skibrille aufgezogen, Skier angeschnallt und ab auf die Piste heißt es nun wieder in zahlreichen europäischen Wintersportregionen – die Skisaison hat begonnen. Mehr als acht Millionen Deutsche fahren regelmäßig Ski und Snowboard. In diesem Jahr dürfte die Vorfreude allerdings bei vielen Fans des alpinen Vergnügens etwas getrübt sein. Nicht nur, dass die Wetterprognose für viele beliebte Skigebiete in Österreich, Italien und der Schweiz weniger Schnee vorsieht als in den vergangenen Jahren, macht den Saisonstart etwas schwerer. Auch die Preise für Skipässe und Unterkunft steigen weiter an.
Im Vergleich zum Vorjahr müssen Wintersportler mit einer Preissteigerung von bis zu 15 Prozent rechnen, je nachdem, in welcher Region Europas der Skiurlaub stattfinden soll. So müssen Wintersportler in Österreich zwischen 7 und 10 Prozent mehr zahlen als in der vorherigen Saison, in Italien fallen 9 bis 13 Prozent mehr an und in Deutschland erhöhen die Betreiber die Preise im Schnitt um 9 Prozent, genauso in den großen Skigebieten Frankreichs. In der Schweiz hingegen wirken die Preise erstmal auf einem ähnlichen Niveau wie auch in den vergangenen Jahren.
Investitionen in tschechische Skigebiete
Zumindest auf den ersten Blick. Viele Betreiber haben angesichts der wechselhaften Witterungsbedingungen ein neues Preismodell eingeführt, das die finanzielle Planung für Wintersportler schwieriger gestaltet. Beim sogenannten "Dynamic Pricing" können sich die Preise für Skipässe und Unterkunft tagesaktuell ändern. Wie teuer der Skiurlaub wird, hängt dann vom Wetter, dem Wochentag, der Nachfrage und dem Buchungszeitraum ab.
In Tschechien verfolgen die Skibetreiber hingegen eine andere Strategie, um die Wintersportler bei der Stange zu halten: Investitionen im Wert von mehr als 40 Millionen Euro, unter anderem für die künstliche Beschneiung der Skipisten. Libor Knot, Direktor des Verbandes der tschechischen Wintersportgebiete (AHS), sagte im Radio Prag dazu: "Damit kann man auf wechselnde Wetterlagen reagieren und auch auf sich ändernde Energiepreise."
Künstlicher Schnee wird Wintersportler aber nicht nur in Tschechien begegnen, sondern künftig in immer mehr Skigebieten europaweit. Vor allem für kleine Skigebiete wird das zunehmend zur Zerreißprobe. Anders, als die großen Betreiber, können sich Familienbetriebe oft den Betrieb großer Schneekanonen nicht leisten. Linus Pilar, Geschäftsführer des Skigebiets Winterpark Postalm in der Nähe von Salzburg, fordert im Gespräch mit der Österreicher Kronen-Zeitung mehr Aufmerksamkeit für die Situation. "Es kann doch nicht sein, dass wir Kleinen aussterben."
Skisaison startet: zehn lohnenswerte Skigebiete in ganz Europa – für jeden Geldbeutel

Größe: 20 Pistenkilometer
Saison: Anfang Dezember 2023 bis Anfang Mai 2024
Preis: 62 Euro für einen Tagesskipass
Warum sich ein Besuch lohnt: Klein aber fein: Das Skigebiet auf Deutschlands höchstem Berg überzeugt zwar nicht mit der Größe, dafür aber mit einem einmaligen Panorama bei der Pistenabfahrt. Wintersportler können in rund 2500 Metern Höhe direkt durch "Klein Kanada" brettern, das seinen Namen nicht grundlos trägt: Die Piste führt direkt durch die schneebedeckten Gipfel des Gebirges.
Etwas anders sieht die Lage in der Schweizer Almenregion Gitschberg Jochtal aus. Christoph Seeber ist Geschäftsführer der dortigen Seilbahnen- und Tourismusgenossenschaft. Im Gespräch mit dem stern sagt er zur Zukunft des Wintersports in seiner Heimat: "Aufgrund der Höhenlage des Skigebietes, der niederste Lift befindet sich auf 1400 Metern, sind die Auswirkungen des Klimawandels bei uns weniger stark spürbar als für andere Skigebiete." Sollte der Schnee doch mal ausbleiben, sei es möglich, bis zu 95 Prozent der Pisten innerhalb kürzester Zeit künstlich zu beschneien.
Skitourismus ohne Schnee?
Hoffen auf genug Schneefall und zur Sicherheit eine Schneekanone im Keller haben – das ist wohl die Taktik der meisten Skibetreiber für dieses Jahr – und für die Zukunft. Trotzdem sollten Skifans damit rechnen, dass die Auswahl an Reisezielen für den Winterurlaub in den nächsten Jahren kleiner wird. Tourismusforscher Markus Pillmayer von der Hochschule München sagt im Gespräch mit dem stern dazu: "Fakt ist, dass etliche Skigebiete verschwinden werden. Das wissen wir auch nicht erst seit gestern, sondern bereits seit einigen Jahren." Das werde langfristig auch durch künstliche Beschneiung nicht verhindert werden.
Die künstliche Beschneiung ist tatsächlich für die meisten Skigebiete nichts neues. Die Schneekanonen werden seit Jahren eingesetzt, wenn mal nicht genug Schnee für eine gute Abfahrt liegt. Der Unterschied liegt allerdings in der Menge. Schneekanonen benötigen viel Energie und Wasservorräte – und wenn durch den Klimawandel in den kommenden Jahren immer weniger Schnee fällt, wird der Betrieb immer teurer. Das können sich viele Skibetreiber dann nicht mehr leisten.
Statt vehement am Skitourismus festzuhalten, rät der Experte den betroffenen Regionen deshalb zum Umdenken. "Wenn klar ist, Skitourismus wird es auf absehbare Zeit nicht mehr geben, dann müssen Alternativen gefunden werden." Dafür gebe es viele Möglichkeiten: Radtourismus, Wanderurlaub oder der Umbau zur Wellnessoase – das sei eine individuelle Entscheidung der einzelnen Bergdörfer. Aber sie müsse getroffen werden – vor allem in den Gletschergebieten, die durch die fortschreitende Schmelze bald zwangsläufig an einen Tourismus abseits der Schneemassen denken müssen.
Im Schweizer Jochtal scheint die Entscheidung bereits gefallen. "Es soll ein Angebot für alle geben – wir möchten uns so breit wie möglich aufstellen. Daher präparieren wir Winterwanderwege, Langlaufloipen und die Rodelbahn wird technisch beschneit", sagt Geschäftsführer Pilar. Allerdings fällt auch das flach, wenn der Schnee ausbleibt und sich der Kunstbetrieb nicht mehr rentiert. Und dann? Die warme Jahreszeit wird immer wichtiger für die Bergdörfer. Für Pilar ist klar: "Auch das Sommerprodukt ist für die Liftbetreiber, die Hütten und die Beherbergungsbetriebe von großer Wichtigkeit."
Quellen: Radio Prag, Hochschule München,