Wenn das mal kein Angebot ist: Angela Merkel, Guido Westerwelle und Joschka Fischer vereint am Strand von Jamaika. Marcia Y. Gilbert-Roberts, Botschafterin der drittgrößten Antilleninsel, freut sich über die Debatte einer möglichen "Jamaika-Koalition" (Schwarz-Gelb-Grün). Kein Wunder, ein willkommener Anlass, die Karibikinsel in aller Munde zu wissen. Gilbert-Roberts nutzt die Gunst der Stunde und lädt bei Zustande kommen der Koalition alle Beteiligten nach Jamaika ein. Dabei hören die Gemeinsamkeiten schon bei der Bedeutung der Farbkombination Schwarz-Grün-Gelb auf. Für welche Werte die Parteien stehen ist aus den aktuellen Wahlprogrammen bekannt. Die Farben der Flagge von Jamaika bedeuten: Grün für das Land, Gelb für den Sonnenschein und Schwarz für die Schwierigkeiten der Vergangenheit – und der Gegenwart. Als die Insel am 6. August 1962 seine Unabhängigkeit erklärte, wehte die Flagge Jamaikas zum ersten Mal.
Bob Marley lebt. Zumindest an den Stränden von Jamaika
Eins ist sicher. Wenn die illuster zusammengesetzte politische Elite wirklich den Fuß auf jamaikanischen Boden setzen sollte, erwartet sie ein Erlebnis jenseits deutscher Wertvorstellungen. Das Lebensgefühl auf Jamaika wird in erster Linie bestimmt durch den Sound. Renommierte Musiker wie Peter Tosh, Shaggy, Harry Belafonte oder Grace Jones tragen von hier aus seit den 30er Jahren Ihren Sound in die Welt. Allen voran Bob Marley mit seiner Band "The Wailers". Auch Jahre nach seinem Tod hat er hier immer noch eine Präsenz, der man sich kaum entziehen kann. Warum auch. Das unbeschwerte Leben in der Karibik hat eben viel mit einem Rhythmus zu tun, der das tägliche Leben auf der Insel noch heute bestimmt. Zuckerbrot und Peitsche sind von gestern, Blut und Wasser geschwitzt wird auch heute noch auf Jamaika. Die aus der Kolonialherrschaft resultierenden Probleme, sind bis heute nicht vollständig gelöst. Aber kleine und große Alltagssorgen lassen sich unter strahlender Sonne an karibischen Bilderbuchstränden in jedem Falle besser ertragen.Denn da hat die Insel einiges zu bieten. Jamaika besticht durch tropische Regenwälder, zerklüftete blau-grüne Berge, unzählige weiße Sandstrände, türkises Wasser und eine exotische Pflanzenwelt. Die schönsten Strände findet man in Montego Bay, Ocho Rios, und Port Antonio. Der Strand von Frenchman's Cove wird von Felsen begrenzt und liegt direkt an einem Flusslauf. Winnifed's Beach und Boston Beach sind die Wiege des "Jerk Pork", einer jamaikanischen Grillspezialität. Die probiert man am Besten an einem der zahlreichen Straßenstände, die zwar einfach, aber gepflegt und ursprünglich sind. Dazu ein "Red Stripe" Bier denn "Jerk Pork" ist scharf gewürzt. Negril ist berühmt für seinen elf Kilometer langen Sandstrand, aber auch entsprechend frequentiert. Echte Geheimtipps entdeckt man noch im Süden von Jamaika wie beispielsweise Treasure Beach. Im Osten der Insel finden Romantiker kleine Sandbuchten, die sich mit zerklüfteten Küstenabschnitten abwechseln.
Karibik für Jedermann. Jamaika ist bezahlbar
Jamaika ist eine Urlaubsinsel für jeden Geldbeutel. Sicher, wie viele Karibikinseln setzt auch Jamaika auf gehobenen Tourismus und lockt mit 13 Golfplätzen, luxuriösen Ressorts und Hideaways auch "The Rich and The Famous" an. Wer karibisches Flair liebt, sollte sich für die kleineren Hotels entschließen. Hier sind es die im Privatbesitz befindlichen und zu einem großen Teil sehr luxuriösen kleinen Hotels, die den Urlauber begeistern: Das Jake's bei Treasure Beach oder das Mandeville Hotel, ebenfalls an der Südküste gelegen, The Caves in Negril, das "Doctor's Cave" in Montego Bay, das Strawberry Hill in den Blue Mountains oder das Hotel Mocking Bird Hill in den Bergen Port Antonios, um nur einige der Top-Hotels zu nennen. Legendär das Golden Eye. Ian Flemming, der Autor von James Bond, hat 007 hier erfunden und immer wieder zu neuem Leben erweckt. Heute können Gäste auf Jamaika die Räumlichkeiten auch mieten. Für echte Fans ein Fest aber auch ein relativ teurer Spaß. Bezahlbare All-Inclusive-Hotels schließen zwar das Risiko einer erschreckend hohen Rechnung am Abreisetag aus, haben aber sonst recht wenig Charme.
Reiseinformationen
Die Saison auf Jamaika geht von Oktober bis Mai. Im Sommer und Frühherbst ist mit tropischen Stürmen bis Hurrikanstärke zu rechnen. Die Temperatur liegt zwischen 25 und 32 Grad. Meist weht ein angenehmer Passatwind. Von Deutschland aus fliegt die Condor wöchentlich ab Frankfurt, die LTU ab Düsseldorf. Zur Einreise aus europäischen Ländern wird ein Reisepass mit einer Gültigkeit von mindestens 3 Monaten benötigt. Offizielle Sprache auf Jamaika ist Englisch. Die Insel ist als souveräner Staat Mitglied des Commonwealth mit Elizabeth II. als Staatsoberhaupt. Informationen unter: Jamaika Tourist Board, Schwarzbachstr. 32, 40822 Mettmann / Düsseldorf, Fon 02104 – 832 974
Für die ganz kleine Börse gibt es auf Jamaika bescheidene Appartments mit Selbstverpflegung. Empfehlenswert ist eine kleine Pension mit Bed and Breakfast. Gäste sind dem authentischen Leben der Menschen, ihren Freuden und Sorgen so einfach ein wenig näher. Das richtige Karibik-Feeling spielt sich ohnehin am Strand ab. Außerhalb der Hotelanlagen spürt jeder, der sich darauf einlässt, was das Unbeschwerte am Lebensgefühl auf Jamaika ausmacht. Und das hat mit Geld und Status rein gar nichts zu tun. "Wir finden das lustig und sehen es gelassen" sagt Gilbert-Roberts zur möglichen deutschen Jamaika Koalition. Weniger entspannt ist die Menschenrechtssituation für Homosexuelle auf Jamaika zu sehen. Darauf stehen nämlich bis zu zehn Jahre Gefängnis verbunden mit schwerer Zwangsarbeit. Auch wird in Rapp-Songs zum Mord an Homosexuellen aufgerufen und nicht selten in die Tat umgesetzt. Die Antilleninsel hat sicher ihren Charme, vielleicht ist Jamaika aber doch nicht das richtige Pflaster für deutsche Schwarz-Gelb-Grüne Koalitions- und Urlaubsfantasien. Vor allem wohl nicht für Guido Westerwelle.