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Flusskreuzfahrt in Myanmar Mit dem Rheindampfer ins Reich der Pagoden

Ausbooten auf dem Irawadi: im Hintergrund das Flussschiff "Road to Mandalay"
Ausbooten auf dem Irawadi: im Hintergrund das Flussschiff "Road to Mandalay"
© Ludwig Moos
Auf dem Irawadi in Myanmar steuert ein ehemaliges Rheinschiff vergessene Königreiche an - eine Fahrt mit der "Road to Mandalay" in das alte Burma.
Von Ludwig Moos

Auf dem Irawadi scheint das Leben ein langer, ruhiger Fluss. Behäbig schiebt sich der Strom durch die Mitte Myanmars, gespeist von den Schmelzwassern des Himalayas und den Regengüssen des Monsuns, bis er sich nach zweitausend Kilometern im reisreichen Delta bei Yangon verliert. Schon immer die wichtigste Verkehrsader von Nord nach Süd sah er an seinen fruchtbaren Ufern prachtvolle Königreiche entstehen und vergehen. Was von ihnen blieb, sind buddhistische Pagoden in überreicher Fülle, als malerische Ruinen oder lebendige Zentren eines tief verwurzelten Glaubens.

Weiter im Süden, wo Leichter die bescheidene Industrie mit dem Treibstoff von den nahen Ölfeldern versorgen, ist die Moderne ein wenig näher. Doch im Herzen des Landes, zwischen Bagan und Mandalay, kommt die Zeit leicht abhanden. Wie vor Jahrhunderten waschen die Frauen ihre Wäsche im Fluss, verlieren sich die Hütten aus Holzpfosten und Bambusmatten unter den Bäumen am Ufer, sind die Spitzen der heiligen Bauten die markantesten Zeichen der Zivilisation. Auf dem Wasser treiben Flöße vorbei, kreuzen Fischerboote aus solidem Teak. Fähren und Frachter machen sich rar. Kein Vergleich zu den Tagen, als die Briten eine Flotte mit 600 Handelsschiffen betrieben, um die Schätze aus ihrer Kolonie Burma wegzuschaffen.

Hier ist das Lieblingsrevier der "Road to Mandalay". In seinem früheren Leben auf Rhein und Elbe unterwegs, verwandelte sich das 1964 in Köln auf Kiel gelegte Schiff 30 Jahre später in den luxuriösesten Kreuzfahrer, mit dem sich der Irawadi bereisen lässt. Seit kurzem wieder, denn der Wirbelsturm Nargis, der im April 2008 im Delta über 100.000 Menschen das Leben nahm, machte auch die "Road to Mandalay" in der Werft von Yangon zum krumm gebogenen Wrack.

Heimathafen beim frömmsten Ort

Meditativ gemächlich, nur doppelt so schnell wie ein flotter Fußgänger, schiebt sich die "Road to Mandalay" nach Norden. Anderthalb Tage braucht das Schiff bis zu seinem Heimathafen beim Kloster und Dorf Shwe Kyet Yet. Der kapriziöse Irawadi, durch keinerlei Eingriffe gebändigt, will bedachtsam befahren werden. Um zwölf Meter schwankt der Pegel übers Jahr, die fruchtbare Erde, die das Wasser trübt, wandert von einem Ufer zum anderen, Sandbänke wechseln ihre Lage binnen Tagen.

Nur wenige Schritte sind es vom Landungssteg in den dörflichen Alltag. Oder zum Ufergelände unterhalb des weißgoldenen Klosters, auf dem die Frachten aus Bambus und Harthölzern umgeschlagen werden. Jenseits des Wassers ziehen sich die weithin leuchtenden Spitzen hunderter Klöster über die Hügel von Sagaing. Ein Ort intensivster Arbeit am Karma, mit über 5000 Mönchen und 3000 Nonnen.

Mandalay, die letzte unter den Königsstädten

In der Nacht an Deck funkelt das Firmament fast ungestört. Selbst Mandalay, die zweitgrößte Stadt des Landes ein gutes Dutzend Kilometer flussaufwärts, strahlt kaum Licht ab. Umso quirliger geht es in dem Handelszentrum mit über einer Million Menschen bei Tage zu.

Vehikel aus anderen Epochen sind unterwegs, vom Fahrradtaxi über Pferdewagen bis zu den schrottigen Autos und Kleinbussen von der Resterampe des japanischen Gebrauchtwagenmarktes. Ganze Straßen oder Viertel gehören einem Handwerk: den Sandalenmachern, Holzschnitzern, Bronzegießern, Silberschmieden, Steinmetzen oder Blattgoldschlägern, den Schleifern von Rubinen, Saphiren und Jade oder den Webern von Stoffen aus Seide und Baumwolle. Wie die Lackarbeiten, für die Bagan berühmt ist, sind viele Produkte höchst kunstfertig, ganz in der buddhistischen Tradition einer Suche nach Perfektion.

Infos

Sogar die Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die eiserne Lady im Widerstand gegen die herrschenden Militärs, befürwortet seit kurzem Reisen in ihr Land Myanmar. Noch ist die Zahl der Touristen mit rund 250.000 im Jahr verschwindend gering. Für die beliebtesten Ziele gibt es aber eine brauchbare Infrastruktur. Jeder Besucher kann sich frei bewegen und ist den Einheimischen offensichtlich sehr willkommen.

Visa für vier Wochen erteilt die Botschaft der Union von Myanmar innerhalb weniger Tage.

Die Flussfahrt auf der "Road to Mandalay" verbindet komfortables Reisen mit guter Information zu Alltag und Kultur.

Nur 25 Jahre, bevor der Rest des Reiches 1885 in der Kolonie Burma aufging, hatte der vorletzte Herrscher Mindon den Umzug vom fünf Kilometer entfernten Amarapura verfügt. Hauptstädte verlegen war unter den Königen beliebt. Und immer bestimmten die Astrologen mit, denen sich die Birmanen noch heute gern anvertrauen. Auch die herrschenden Generäle holten sich vom Sterndeuter den Termin, zu dem sie 2005 von Yangon zum neuen Regierungssitz Nay Pyi Taw, der "Stadt der Könige", aufbrachen.

Mandalays einstige Pracht lässt sich nur noch erahnen. Der reich dekorierte Palast aus Teak ging 1945 in Flammen auf, als die Briten vom Mandalay Hill aus die japanischen Besatzer unter Feuer nahmen. Die Militärs haben eine lieblose Replik unter Wellblechdächern errichten lassen. Auf roten Tafeln vor den mächtigen Mauern, die das Gelände auf acht Kilometern umgeben, haben sie den "Willen des Volkes" verkündet, zu dem das "Vernichten aller inneren und äußeren zersetzenden Feinde" zählt. Die paranoide Junta hat 2007 auch auf Mönche schießen lassen. Seit 50 Jahren an der Macht, hat sie das Land vom Fortschritt nach westlichem Vorbild abgeschnitten. Das hat ihm, ob gewollt oder nicht, viel der Ursprünglichkeit bewahrt, wie Touristen sie lieben.

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