Die Urlaubssaison läuft auf Hochtouren – doch wenn der gebuchte Flug ins Ferienparadies verspätet startet oder gar komplett ausfällt, wird aus Strand-Vorfreude ganz schnell Reklamations-Frust. Das Fluggastrechte-Portal Flighright hat untersucht, mit welchen Fluggesellschaften Passagiere am häufigsten Ärger haben. Ganz vorne liegt dabei die Lufthansa. Insgesamt sind laut Flightradar 20 Prozent aller Flugzeuge in Europa im ersten Halbjahr 2023 zu spät gestartet.
Während deutsche Airlines noch verhältnismäßig pünktlich waren, fielen sie bei den Flugausfällen besonders negativ auf: Die Lufthansa-Group ist "Stornierungs-Spitzenreiterin", gleich drei ihrer Töchter belegen unrühmliche Plätze unter denTop-5-Airlines mit den meisten Flug-Absagen: Lufthansa CityLine ist auf Rang 2 und kam auf 1111 Flug-Stornierungen, was 2,6 Prozent aller Abflüge entspricht. Eurowings landet auf Platz 3 mit 1388 Absagen (2,4 Prozent) und Lufthansa auf Platz 5 (2844 Stornierungen, 1,9 Prozent).
Flug-Erstattungen laufen langsam
Übertroffen werden sie von British Airways, die so viele Flüge strich wie keine andere Fluggesellschaft in Europa. Sie ließ 3986 Flüge ausfallen, was 3,3 Prozent aller Abflügen entspricht. Auch bei Verspätungen ab 15 Minuten thront die britische Airline auf Platz eins: 37 Prozent aller Flüge starteten zu spät. Bei Lufthansa hatten 29 Prozent aller Maschinen Verspätung, bei der Tochter CityLine waren es knapp 20 Prozent. Eurowings-Flugzeuge flogen dagegen meist pünktlich ab, nur 2,5 Prozent waren zu spät.
Sogenannte Billig-Fluggesellschaften schneiden besser ab als erwartet: Bei den Flugabsagen kommt EasyJet auf nur 4411 Stornierungen, das sind 1,81 Prozent aller Abflüge. Bei Ryanair waren es 2516 Stornierungen (0,55 Prozent). Bei den Verspätungen steht Ryanair ebenfalls passabel da (17 Prozent), wohingegen EasyJet-Flieger häufig später ankamen als geplant (32,3 Prozent).
Claudia Brosche von Flightright verweist darauf, dass ein Teil der Annullierungen auf Streiks an deutschen Flughäfen zurückzuführen sei, "insbesondere eine Vielzahl an Eurowings-Flügen". Allerdings sei auch klar erkennbar, "dass Airline-interne Prozesse" noch nicht wie gewünscht ablaufen. "Dass es noch immer viele Probleme bei deutschen Fluggesellschaften gibt und nicht alles so rund läuft, wie es die Airlines versprechen, ist ein offenes Geheimnis", so Brosche. Während der Pandemie mussten Fluggesellschaften massenhaft Personal entlassen, das sie nun wieder aufstocken müssen. Dazu kamen Lieferprobleme mit Flugzeugen der Hersteller Boeing und Airbus.
Auch bei Erstattungen im Falle von Reklamationen agierten Airlines unterschiedlich. Flightright kann hier – wie bei den Verspätungen und Ausfällen – nur für jene Entschädigungen sprechen, die die Airlines an das Portal zahlten. Flightright klagt sie für die Passagiere ein und verlangt dafür in der Regel eine Provision. Demnach verweigerten etwa British Airways, Vueling und Turkish Airlines häufig Zahlungen. Bei Airlines wie EasyJet, Condor, Lufthansa und Ryanair dauere es relativ lange, bis Geld zurückgezahlt werde. Gut laufe es unter anderem bei Eurowings, AirFrance, KLM und Tap.
Giganten am Himmel: Das sind die größten Flugzeuge der Welt

Kaum einer kennt noch dieses Flugboot des britischen Unternehmens, kurz Saro genannt, aus dem Jahre 1952 (Erstflug). Das Ganzmetall-Flugboot mit einer Spannweite von 66,9 Metern wurde von zehn Propellern angetrieben, wobei bis auf die beiden äußeren die übrigen zu Zweierpaaren mit gegenläufigen Propellern angeordnet waren. In dem doppelstöckigen Rumpf fanden 105 Passagiere Platz. Nur drei Exemplare wurden gebaut – und bald verschrottet. Die Zeit der Flugboote war schon damals vorüber.
Insgesamt setzte Flightright im ersten Halbjahr 2023 nach eigenen Angaben "einen geringen zweistelligen Millionenbetrag an Entschädigungszahlungen" durch. Ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag sei noch offen.
Fazit: Fluggäste müssen sich auch in dieser Urlaubssaison darauf einstellen, dass nicht alles läuft wie geplant – und sollten dann Entschädigung verlangen. Das können sie aber auch selbst tun. So umschiffen sie die Gebühr für Firmen wie Flightright.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Capital.de.