Die Liebesgrotte der Meeresnymphe Kalypso ist noch zu besichtigen und eine der Sehenswürdigkeiten auf der Insel Gozo. Denn die kleine Schwester Maltas, südlich von Sizilien im Mittelmeer gelegen, passt am besten auf die Beschreibung des griechischen Dichters Homer und wird mit der antiken Insel Ogygia gleichgesetzt.In der vom Meer ausgespülten Felsenklippe im Norden des kleinen Eilandes gelingt es zwar nicht mehr, das Geheimnis der Kalypso zu lüften. Doch es lohnt allein der Blick auf das Meer und die malerische Ramla Bucht. "Der rote Sandstrand ist der schönste der Insel, vielleicht des ganzen Archipels", schwärmt Alfred. Er ist keinGozitaner, sondern kommt wie viele Malteser von der Hauptinsel herüber, um sich hier zu erholen. Die Fährüberfahrt dauert nur eine halbe Stunde.
Geschichts- und Kulturinteressierte werden fasziniert sein
"Sieben Jahre bleibt wohl kein Besucher. Aber die Schönheit der Insel lässt sich in kürzerer Zeit erschließen", meint Alfred lachend. Gern ist er dabei behilflich, und zu erkunden gibt es einiges. "Besonders Geschichts- und Kulturinteressierte werden fasziniert sein", verspricht er. Hat er da nicht das Verwöhnprogramm der Kalypsofür die Wellness-Touristen vergessen? In der Saison platzt der "Gemüsegarten" Maltas förmlich aus den Nähten. Jetzt überwiegt die Ruhe. "Dieser Sommer war besonders 'bekömmlich'", sagt Alfred und meint wohl "mild". "Wir bauen sogar Wein an." Die Erde der fast baumlosen Insel ist fruchtbar. Auch im Winter bedeckt ein dichter Teppich aus blühenden Kräutern und üppiger Flora den Boden. Lange leuchten noch die Blüten der Bougainvillea in allen Farben.
Geographischer und Lebensmittelpunkt ist die nach der englischen Königin Victoria benannte Hauptstadt, die bei der Bevölkerung immer noch Rabat heißt. Vom höchsten Punkt ihrer Zitadelle, einer Arabergründung, schweift der Blick über enge gewundene Gassen in das hügelige Land, bis er an den vielen mächtigen barocken Kirchen hängen bleibt, die sich an Prunk zu überbieten scheinen. In der prächtigen Kathedrale "Maria Himmelfahrt", neben Gerichtshof und Bischofssitz -Gozo hatte eine eigene Diözese - täuscht ein Gemälde die fehlende Kuppel vor. Xewkija (sprich: Schekija) im Südosten hat eine der größten Kuppelkirchen Europas. Die Basilika Ta'Pinu im Nordwesten der Insel ist eine Wallfahrtskirche. Die Gotteshäuser wirken wie Bollwerke gegen den Islam. Die Malteser sind sehr gläubig und für ihre "Festas" berühmt, bei denen die Schutzheiligen in prächtigen Prozessionen durch die Orte getragen werden.
Streifzug durch die Hauptstadt
Bevor wir am quirligen Marktplatz It-Tokk im Café Jubilee einheimische Produkte kosten - vom Weißwein "Landini" und Rotwein "Medina" über Kaffee mit Anis und Nelken (typisch maltesisch) bis hin zum erfrischenden Nationalgetränk Kinnie -, besuchen wir die dem heiligen Georg geweihte Basilika.Weiter östlich bei Xaghra (sprich: Schara) stoßen wir auf unzählige mysteriös aufgerichtete Steine. Der Megalithtempel von Ggantija zeigt, dass schon etwa 1000 Jahre vor Stonehenge Menschen fähig waren, Großartiges zu leisten.
Der älteste freistehende Tempel der Welt (Unesco-Welterbe) hat die Form eines Mutterleibes und sollte vermutlich die Fruchtbarkeitsgöttin darstellen. Ganz in der Nähe beherbergt Ta' Kola, eine Getreidemühle mit sechs Flügeln, ein Heimatmuseum. "Die Hörner über der Tür halten die bösen Geister ab", erklärt Alfred. Ein Überbleibsel aus der arabischen Periode.Es geht vorbei an hübschen Steinhäuschen mit den typischen Rollläden aus zusammengeflochtenem Reed. Sie halten die Sonne ab und lassen trotzdem einen frischen Luftzug hindurch. Die Wege sind kurz auf Gozo. An der Westküste in der Dwejra Bucht schauen wir durch das 30 Meter hohe Blaue Fenster. Dabei handelt es sich um eine Felsformation, hinter der das azurblaue Meer hervorlugt.
Verwöhnprogramm à la Odysseus
Um diese Jahreszeit wird es früh dunkel, aber es ist zu früh zum Schlafengehen. Die beste Zeit für ein Verwöhnprogramm à la Odysseus. Im nahe gelegenen San Lawrenz nimmt das Hotel Kempinski für sich in Anspruch, mit 1700 Quadratmetern nicht nur einen der größten Spa-Bereiche im Mittelmeerraum, sondern auch ein authentisches Ayurveda-Zentrum zu haben. "Die 5000 Jahre alte Wissenschaft ist ein komplexes Wellness-Programm, das Körper, Geist und Seele gleichermaßen reinigt", erklärt Dr. Vijay. Was dem einen hilft, muss bei dem anderen nicht unbedingt wirken. Deshalb stimmt der indische Ayurveda-Arzt die Behandlungen auf jeden ab. Wie Beena kommen auch die anderen fünf Masseusen und Masseure aus dem indischen Kerala. Es sind die Kalypsos unserer Tage, die mit ihren Künsten,aphrodisierenden Kräutern und Ölen für ein exotisches Entrée in den Urlaub sorgen.