Mit seinem Einspruch gegen die Verweigerung der Einreise nach Australien hatte der serbische Weltranglistenführer im Tennis, Novak Djokovic, Erfolg. Ein australisches Gericht gab dem 34-Jährigen Recht. Er darf nun das Abschiebehotel verlassen, in dem er zuletzt untergekommen war. Doch damit ist der Fall noch längst nicht abgeschlossen.
Der Weltranglistenerste muss weiter um die Teilnahme an den Australian Open bangen, denn der australische Einwanderungsminister Alex Hawke hat noch ein Wörtchen mitzureden. Er könnte sein persönliches Recht auf Aufhebung des Visums wahrnehmen. Sollte Hawke tatsächlich von diesem Recht Gebrauch machen, dürfte Djokovic drei Jahre lang nicht mehr in Australien einreisen.
Die Entscheidung des Einwanderungsministers steht derzeit noch aus. Wie die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf die australische Zeitung "The Age" berichtete, wird die Entscheidung in den kommenden Tagen erwartet. "Der Minister beschäftigt sich derzeit mit dem Fall, und dieser Prozess läuft noch", sagte ein Sprecher von Hawke am Montagabend.
Fall Novak Djokovic: "Eine Tortur" und "ein Zirkus"
Derweil bezeichnete Djordje Djokovic, der jüngste Bruder des Tennisprofis, das Gerichtsurteil als "große Niederlage für die Regierung". "Sie nehmen das schlecht auf." Der Fall habe der gesamten Familie schlaflose Nächte beschert, aber Novak habe gezeigt, "wie widerstandsfähig er ist, wie stark er an seine Ideale glaubt und dass er ein großartiger Mann ist". Er habe diesen Kampf nicht nur für sich, sondern für die ganze Welt gefochten. Der ganze Fall sei politisch gewesen.
Aktuell halte sich Djokovic im Büro seiner Anwälte auf, sagte sein Bruder im serbischen Fernsehen. Vor dem Gebäude in der Collins Street im Zentrum von Melbourne spielten sich am Abend turbulente Szenen ab. Tausende Anhänger von Djokovic waren mit Serbien-Flaggen gekommen, um Djokovic zu unterstützen. Nach Angaben von "The Age" setzte die Polizei Pfefferspray ein, als Menschen ein Auto beim Verlassen der Tiefgarage bedrängten.
Unterstützt wird der Tennisstar aber nicht nur von seinen serbischen Fans. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Djokovics früheren Mentor Niki Pilic, der "diese ganze Tortur" als "unnötig" bezeichnete. Zunächst hätten der Nationale Tennisverband Australien und die Ärzte grünes Licht gegeben, "und dann kam die Politik ins Spiel." Ein Rückzug des Visums dürfte kein gutes Licht auf Australien werfen. "Die Australian Open unter den besten Umständen zu gewinnen, ist schwierig, aber Novak ist ein Meister. Ich kann nicht sagen, wie seine Chancen aussehen, nach allem, was er durchgemacht hat, aber ich bin mir sicher, dass er einfach glücklich sein wird, auf dem Platz zu stehen und sich auf das Turnier vorzubereiten."
Djokovics spanischer Konkurrent, Rafael Nadal, bezeichnete das Drama um das Turnier als "Zirkus". "Ob ich Djokovic in einigen Dingen zustimme oder nicht, die Gerechtigkeit hat gesprochen und ihm damit das Recht verliehen, an den Australian Open teilzunehmen und ich glaube, das ist die fairste Lösung", sagte Nadal im spanischen Radiosender Onda Cero. Persönlich wäre es ihm allerdings lieber, wenn Djokovic nicht antreten würde, wie er selbst sagte.
"Djokovic hatte seine Zeit auf dem Platz"
Allerdings gab es auch Kritik an dem Fall. Garbine Muguruza, die spanische Nummer drei im Tennis, sagte, sie sei geimpft und jeder müsse früher oder später geimpft werden. Der Fall Djokovic sei eine "Show", von der sie nicht wisse, "ob das gut für den Tennis ist".
Der ehemalige Chef der Australian Open, Paul McNamee, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Djokovic hätte seine Zeit auf dem Tennisplatz gehabt und verdient gewonnen. Aber "lasst uns die Entscheidung des Gerichts akzeptieren und auf den Platz zurückkehren, wo der Sport stattfindet."
Quellen: Mit Material von DPA und AFP, Reuters, Wild World of Sports,