FORMEL 1 Barrichello stellt Ferrari-Hierarchie auf den Kopf

Michael Schumacher startet morgen beim Großen Preis von Österreich nach Barrichello und Bruder Ralf als Dritter. Der Weltmeister war nach dem Qualifikationstraining sichtlich angesäuert.

»Wasserträger« Rubens Barrichello hat zum zweiten Mal in dieser Saison die Ferrari-Hierarchie auf den Kopf gestellt. Der Brasilianer holte beim Qualifikationstraining zum Großen Preis von Österreich erneut die Pole-Position, knöpfte Superstar Michael Schumacher 0,672 Sekunden ab und rechtfertigte eindrucksvoll seine Vertragsverlängerung. Da zudem Ralf Schumacher im Bruder-Duell auf dem A1-Ring in Spielberg erstmals in diesem Jahr die Nase vorn hatte, musste sich der viermalige Formel-1-Weltmeister als Dritter mit seiner schlechtesten Platzierung 2002 begnügen.

»Der Ausgang war nicht ganz so geplant«, sagte »Schumi« sichtlich angesäuert. »Wir waren uns sicher, hier die erste Startreihe zu holen. Aber Ralf hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.« Der kleine Bruder war »wirklich überrascht, zwischen den Ferrari zu stehen«. Der Wahl-Österreicher hatte nicht damit gerechnet, bei seinem »halben Heimrennen« sein bestes Trainingsresultat in diesem Jahr feiern zu können. »Es ist zwar nicht die beste Ausgangsposition, von der dreckigen Seite zu starten. Aber es wird schon schief gehen«, sagte der Williams-BMW-Pilot.

Barrichello konnte sein Glück kaum fassen. »In Imola hatte ich nicht geglaubt, dass Michael mich noch abfängt, und in Barcelona auch nicht«, erinnerte der Brasilianer daran, dass ihm sein Teamkollege zuletzt zwei Mal in letzter Sekunde die Bestzeit abgenommen hatte. »Bitte nicht schon wieder, habe ich heute nur gedacht.« Mit 1:08,082 Minuten ließ der 29-Jährige bei seiner insgesamt fünften Pole- Position und zweiten in diesem Jahr nach Melbourne sowohl den »weiß- blauen« (0,282 Sekunden) als auch den »roten Schumacher« (0,672) deutlich hinter sich. »Rubens hat einen guten Job gemacht«, lobte der 33 Jahre alte Rheinländer seinen Teamkollegen und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.

Auch das Ersatzauto brachte Schumi nicht nach vorn

Sein Abschneiden führte Michael Schumacher auf Probleme mit seinem F2002 zurück. »Mein Auto lief nicht wie es sollte«, sagte er. »Es ist ungewöhnlich, dass ich am Vormittag schneller bin als im Qualifying.« Auch der Umstieg ins Ersatzauto brachte ihn nicht weiter nach vorn. Als Dritter hat der 57-malige Grand-Prix-Sieger nicht die idealen Voraussetzungen, am Sonntag seine »schwarze Serie« in der Steiermark zu beenden: Der A1-Ring ist die einzige Strecke, auf der Schumacher noch nie siegen konnte. Allerdings führt er nach 5 Rennen mit 44 Punkten souverän vor Juan Pablo Montoya (23) und seinem Bruder (20).

Der kolumbianische Williams-BMW-Pilot Montoya steht als Trainingsvierter neben dem WM-Spitzenreiter in der 2. Startreihe. »Das ist ein optimales Ergebnis für unser Team«, jubelte BMW- Motorsportdirektor Gerhard Berger. »Ralf war gewohnt stark und Juan hat das Beste daraus gemacht, wegen Zündaussetzern mit dem Ersatzauto fahren zu müssen.«

Jubel herrschte auch bei Nick Heidfeld. Einen Tag nach seinem 25. Geburtstag feierte der Sauber-Petronas-Pilot als Fünfter sein bestes Trainingsergebnis. »Nur noch Ferrari und Williams-BMW vor uns - das ist natürlich super. Es ist eine große Genugtuung, vor einigen Top- Teams zu stehen«, sagte der Mönchengladbacher.

Bei McLaren-Mercedes herrschte nach den Plätzen 6 und 8 durch Kimi Räikkönen (Finnland) bzw. David Coulthard (Großbritannien) dagegen Ernüchterung. »Unsere Trainingsplätze spiegeln unseren derzeitigen Leistungsstand wider«, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Heinz-Harald Frentzen (Mönchengladbach) blieb als Elfter im Rahmen der Möglichkeiten des Arrows-Cosworth.

Elmar Dreher, dpa

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