Kaum Pfiffe in Monaco, aber Michael Schumacher droht womöglich noch eine saftige Strafe für Spielberg. Der Formel-1- Weltmeister musste am Donnerstag im freien Training zum Grand Prix in Monte Carlo die Hauptrollen anderen überlassen. »Man hat gesehen, dass es eng zugeht. Die anderen haben aufgeschlossen oder wir sind langsamer geworden«, kommentierte der Kerpener die Kräfteverhältnisse zum Auftakt, bei dem überraschend der Italiener Jarno Trulli im Renault Schnellster war. Der Ferrari-Star belegte nur Rang elf.
Alles ist möglich
Elf Tage nach dem Pfeifkonzert beim Großen Preis von Österreich wurde Schumacher in Monaco von den Zuschauern freundlich empfangen. Doch er und sein Team müssen sich am 26. Juni bei der Anhörung vor dem Weltrat des Internationalen Automobil-Verbandes (FIA) auf eine große Bandbreite von Sanktionen gefasst machen. Theoretisch sei in so einem Fall »alles möglich«, sagte FIA-Präsident Max Mosley.
Elfter im Training
Bei der ersten Trainingsfahrt nach dem Sieggeschenk seines Teamkollegen Rubens Barrichello auf dem A-1-Ring hatte der Kerpener dem Vorspiel im Fürstentum im ersten Durchgang seinen Stempel aufgedrückt und war auf dem 3,370 Kilometer langen Stadtkurs am Vormittag am Schnellsten unterwegs gewesen. Am Nachmittag jedoch sorgten Trulli (1:18,915) im Renault, Alan Mc Nish (1:19,316) im Toyota und David Coulthard (1:19,597) im McLaren- Mercedes auf den ersten drei Plätzen für Überraschungen. »Wir haben noch kleine Dinge auszusortieren. Aber so dramatisch, wie es in den Zeiten aussieht, ist es hoffentlich dann doch nicht«, sagte Schumacher, der 1,489 Sekunden Rückstand hatte. »Schumi« war auch langsamer als sein Bruder Ralf (6./1:19,937) im Williams-BMW und Teamkollege Rubens Barrichello (7./1:19,945). Trotzdem steuert er bei seinem 100er-Jubiläum für Ferrari Ayrton Sennas Rekord von sechs Siegen im Fürstentum und den 59. Grand-Prix- Erfolg seiner Karriere an.
Kleine Unfälle auf dem engen Stadtkurs
Die Mönchengladbacher Heinz-Harald Frentzen im Arrows und Nick Heidfeld im Sauber belegten die Plätze 13 und 15, waren damit aber besser dran als andere Piloten. Der Finne Kimi Räikkonen im McLaren- Mercedes, Alexaner Yoong aus Malaysia im Minardi, der Spanier Pedro de la Rosa und der Ire Eddie Irvine im Jaguar sowie der Brasilianer Enrique Bernoldi im Arrows und Felippe Massa im Sauber beschädigten ihre Autos in den engen Gassen stark.
Hakkinen unter den Zuschauern
Sogar Ex-Weltmeister Mika Häkkinen staunte bei seiner Stippvisite im Formel-1-Zirkus. Sieben Monate nach seinem letzten Grand Prix kehrte der Finne als Zuschauer zurück. Ob er nach seiner einjährigen »Baby-Pause« in der kommenden Saison sein Comeback gibt, ist völlig offen. »Ich habe noch einige Wochen Zeit, um mich zu entscheiden. Ich lasse es locker angehen im Moment und genieße mein Leben.
Sieg über Fairness
Trotz Kritik von vielen Seiten zeigt Michael Schumacher noch immer keine Einsicht. »Es ist wichtiger für uns, vielleicht die eine oder andere Sympathie weniger, aber den Titel zu haben«, sagte er. Man habe schließlich 1997, '98, '99 drei Mal hintereinander den Titel verloren. »Wir sind jetzt einfach aus diesen Erfahrungen schlau geworden und haben da eine ganz klare Strategie. Die ist bisher auch von den Fans positiv aufgenommen worden.«
Von Volker Gundrum und Andrea Wimmer, dpa