Formel-1-Kolumne Hallelewja in Moll

Von Elmar Brümmer, Silverstone
War das die Wende in der Formel-1-Weltmeisterschaft? Ferrari triumphierte ausgerechnet beim Großen Preis von Großbritannien, dem Heimspiel von Lewis Hamilton und McLaren-Mercedes. Aber nicht nur Kimi Räikkönen darf sich als Sieger fühlen, auch Fernando Alonso als Zweiter machte wichtige Punkte - im Duell mit In-Team-Feind Lewis Hamilton.

David Beckham konnte die Rennstrecke von Silverstone entspannt verlassen, der Fußball-Hero dürfte am Sonntag wohl der einzige Brite gewesen sein, der nicht allzu traurig war, dass aus dem ersehnten Heim-Triumph von Lewis Hamilton nichts wurde. Englands neuer Sportliebling Hamilton belegte beim Großen Preis von Großbritannien mit dem McLaren-Mercedes den dritten Rang.

Das Hallelewja fiel dementsprechend in Moll aus. 85.000 Landsleute trauerten um den local hero, aber die Formel 1 kann sich freuen: Durch den dritten Saisonsieg von Kimi Räikkönen, seinen zweiten innerhalb von einer Woche, gibt der Ferrari-Pilot die beste Antwort auf die Unruhe, von der die Scuderia seit dem Spionage-Skandal um Schumis Ex-Chefmechaniker Nigel Stepney erfasst ist.

"Das wird mir eine Lehre sein"

Lewis Hamilton, der durch ein unerklärliches Leistungstief zur Rennmitte nicht nur seine glamouröse Pole-Position verspielte, sondern auch in die ersten Fehler bei seinem bisher so makellosen Aufstieg getrieben wurde. Erst beim Boxenstopp, als er zu früh los wollte, später bei kurzen Ausritten in die mittelenglische Botanik. Körnende Reifen führten zum Untersteuern am Silberpfeil, der 22 Jahre alte Mega-Star gestand, sich bei der Abstimmung des Silberpfeils verkalkuliert zu haben: "Das wird mir eine Lehre sein."

Immerhin: Zum neunten Mal in Folge stand der Formel-1-Neuling auf dem Podium, und er wird auch in zwei Wochen als WM-Tabellenführer zum Nürburgring kommen - mit immer noch zwölf Zählern Vorsprung auf Widersacher Alonso. Aber der Spanier hat einen für ihn wichtigen moralischen Sieg gegen den Jungstar errungen, der ihn bisher so sehr gedemütigt hatte - und das auf dessen Terrain. "Die zweite Saisonhälfte wird besser für mich", kündigt der amtierende Weltmeister an. Er war in der Rennabrechnung erst zum dritten Mal besser als der junge Gegenspieler.

Doppeltes Risiko, doppelte Spannung

Bei Ferrari ist die Situation ähnlich: Kimi Räikkönen kommt endlich so in Schwung, wie man das von einem mit viel Brimborium verpflichteten Schumacher-Nachfolger erwarten kann, wenngleich Kollege Massa durch seinen Start aus der Boxengasse gehandicapt war und ein bravouröses Rennen zurück bis auf Platz fünf hinlegte. Der Formel 1 kann nichts Besseres passieren, als dass alle Piloten aus dem Spitzenquartett nicht nur um die Plätze in der Weltmeisterschaft, sondern auch noch um die interne Nummer eins kämpfen. Doppeltes Risiko, doppelte Spannung!

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