Formel-1-Team Ferrari Der Feind im eigenen Lager

Von Jens Fischer
Die Saison hat noch nicht begonnen, da gibt's bei Ferrari schon jede Menge Ärger. Die beiden Piloten Felipe Massa und Kimi Räikkönen können sich nicht leiden, und tragen ihre Antipathie offen aus. Besonders der egozentrische Finne ist genervt - und hat innerhalb des Teams viele Gegner.

Tatort Madonna di Campiglio, malerisch gelegen in den italienischen Brenta-Dolomiten. Temperaturen um den Gefrierpunkt, herrlicher Pulverschnee, romantische Stimmung. Im Dorfkern allerdings ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Dort hatten Mitte dieser Woche die beiden Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen und Felipe Massa vor der versammelten Journalistenschar Platz genommen und gaben Auskunft. Über die kommende Formel-1-Saison, über ihre Titelchancen, über Rivalen und andere Themen.

Schnell wurde klar: Die beiden rasenden Platzhirsche der Scuderia mögen sich nicht. Von Harmonie keine Spur. Teamgeist? Nein danke! Da wurde Massa befragt und schon die simple Tatsache, dass der Brasilianer von der Obersten Automobilbehörde (Fia) die Startnummer 4 und Räikkönen die 3 bekam, reichte, um ihn auf die Palme zu bringen. "Da muss sich die Fia vertan haben", posaunte Massa ins Mikro.

Um daraufhin dem wie immer gelangweilten Räikkönen noch eins mitzugeben: "Es ist mir egal, ob Kimi eine bessere Zahl hat. Im letzten Jahr hatte er die 1 und ich die 5, und sich stand am Ende vor ihm. Und diesmal will ich Weltmeister werden."

Räikkönen ist sauer

Der Feind im eigenen Stall. Der Kollege als Konkurrent. Feuer unterm Ferrari-Dach. Räikkönen registrierte die Anfeindungen Massas und reagierte gewohnt phlegmatisch: "Felipe wird aggressiv gegen mich vorgehen. Er wird gut sein, ob mich das stimuliert, weiß ich nicht." Er müsse sowieso "jeden bekämpfen". Ihm sei es doch egal, ob Teamkollege oder nicht.

Noch keinen Meter gefahren – und Räikkönen ist bereits genervt. Auch weil er weiß: Das Team ist nicht besonders gut auf ihn zu sprechen, seit er intern im letzten Jahr mit seiner lustlosen Art schlechte Stimmung verbreitet haben soll. Teamchef Stefano Domenicali macht keinen Hehl daraus, dass Massa höchste Wertschätzung genießt. "Reifer, motivierter, stärker" sei er geworden. Massa durfte das neue Arbeitsgerät F60 vor Räikkönen testen, kam bei der Pressekonferenz als Erster zu Wort, wurde vor Räikkönen vorgestellt. Klar scheint: Massa ist die Nummer eins bei den Roten.

Der Druck wächst

Für Räikkönen - er kann immer noch kaum italienisch, hat wenig privaten Kontakt zu den Mechanikern - hatte Domenicali in Madonna nur Spot parat. "Kimi lebt auf einem anderen Planeten", meinte der Chef. Offensichtlich fernab von Kooperation und Emotion, was für die Italiener doch so wichtig ist. Der Finne bleibt weiter stur und konterte die Vorwürfe: "Ich lebe sehr gut auf meinem Planeten. Es ist schön hier", um gleich darauf seinen Ferrari-Kollegen mal wieder Vorwürfe zu machen: "Ich hoffe nur, die Dinge um mich herum funktionieren diesmal besser."

Der Druck auf den Finnen ist größer denn je. Mit Fernando Alonso steht angeblich sein Nachfolger schon bereit, mit dem aktuellen Weltmeister Lewis Hamilton und eben Massa warten Rivalen auf ihn, von denen er letztes Jahr oft nur den Auspuff sah. Räikkönen muss sich umstellen, das fordern seine Bosse, er aber präsentiert sich weiter beratungsresistent.

Auch in Sachen Geld. "Ich will in diese Diskussion nicht hineingezogen werden", reagierte er unwirsch auf das Thema "Wirtschaftskrise". 17 Millionen Euro jährlich soll er verdienen, Abstriche wird er nicht hinnehmen. Auch das ist Räikkönen. Er denkt viel an sich. Ein Umstand wider dem Teamgedanken. Und keinesfalls förderlich, um Ferrari wieder dorthin zu bringen, wo sie hinwollen. Nämlich ganz nach vorne.

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