Michael Schumacher muss weiter auf seine erste Pole-Position seit nunmehr neun Monaten warten. Der Formel1- Weltmeister aus Kerpen schloss das Qualifying zum Großen Preis von Frankreich nur als Vierter ab, erhält aber durch die Strafversetzung des vor ihm liegenden McLaren-Mercedes-Rivalen Kimi Räikkönen wegen eines Motorplatzers einen Platz geschenkt. "Ich hoffe, dass ich im Rennen zwei Plätze weiter vorne bin", sagte Schumacher.
Fernando Alonso unterstrich als Trainingsschnellster vor Toyota-Pilot Jarno Trulli seine derzeitige Dominanz und sorgte für einen Freudentaumel in Blau-Gelb bei Renaults Heimrennen in Magny-Cours. "Ich glaube, wir können gewinnen", sagte der Spanier.
Wie schon im Vorjahr hatte "König" Schumacher auf seiner Erfolgsstrecke "Circuit de Nevers" im Qualifying das Nachsehen gegen seinen "Kronprinzen". So wie er damals im Rennen bei seinem siebten Frankreich-Sieg nach einem historischen vierfachen Boxenstopp den aufstrebenden Alonso in die Schranken verweisen konnte, hofft der Ferrari-Star auch an diesem Sonntag auf das gute Ende für sich. "Wir müssten im Renntrimm schnell sein", sagte Schumacher. Technik-Direktor Ross Brawn versicherte: "Wir haben eine gute Strategie für morgen."
Schumacher lag auf dem 4,411 Kilometer langen Retortenkurs in 1:14,572 Minuten 0,160 Sekunden hinter dem Spanier. "Wir müssen nicht unzufrieden sein", sagte er angesichts des knappen Rückstands. "Das ist keine schlechte Position." Die Pole-Position wäre dem 36 Jahre alten Rheinländer natürlich lieber gewesen, zumal er letztmals am 10. Oktober 2004 beim Großen Preis von Japan in der Startaufstellung ganz vorne gestanden hatte.
Für Alonso lief bei seiner insgesamt sechsten Pole-Position alles perfekt. "Kein Fehler, eine gute Balance im Auto, alles prima", bilanzierte der WM-Spitzenreiter. "Wir können hier ein starkes Rennen zeigen." Dabei kommt dem Spanier auch Räikkönens Pech zu Gute: Der Finne wurde zwar Dritter, muss aber nach einem Triebwerkwechsel am Freitag wegen eines kaputten Lagers in der Kurbelwelle zehn Plätze weiter hinten als 13. starten. "Wir müssen aus Kimis Pech das Maximum herausholen", sagte Alonso.
Läuft beim 10. Saisonlauf alles programmgemäß, verliert zumindest Räikkönen im Titelrennen an Boden gegenüber dem 23 Jahre alten Asturier. Alonso (59 Punkte) liegt 22 Zähler vor dem Finnen (37). Michael Schumacher ist Dritter (34).
Zuversicht trotz Panne
Im Silberpfeil-Lager herrscht aber weiter Optimismus. "Kimi fuhr eine Superrunde", lobte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug seinen Schützling. "Trotz seines Startplatz-Handicaps kann er noch viel erreichen." Räikkönen trauerte der verpassten Chance nach, als Dritter starten zu können: "Leider fahre ich nicht dort los, wo es möglich gewesen wäre. Aber wir werden ein starkes Rennen haben."
Ralf Schumacher und Nick Heidfeld können sich dagegen kaum noch Hoffnungen auf eine Podiumsplatzierung machen. Für den Toyota-Piloten aus Kerpen, 2003 hier noch strahlender Sieger, reichte es nur zum zwölften Trainingsrang und damit Startplatz elf. Heidfeld wurde gar nur 14. "Wir sind einfach zu langsam und wissen nicht genau, woran es liegt", meckerte der Mönchengladbacher über das offensichtlich unzureichende neue Aerodynamikpaket am BMW-Williams. "Wenn man die Zeiten anschaut, sieht es nicht besonders gut aus. BMW- Motorsportdirektor Mario Theissen räumte ein: "Schon nach dem freien Training war klar, dass unser Team hier in diesem Jahr nicht vorn dabei ist."