Michael Schumacher hat trotz einer knappen Niederlage gegen Trainings-Weltmeister Juan Pablo Montoya gute Karten, beim Großen Preis von Frankreich seinen fünften Titel unter Dach und Fach zu bringen. »Wir sind ein bisschen enttäuscht, dass wir nicht ganz vorne stehen«, sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister zu seinem zweiten Platz im Qualifying und Rang 3 seines Teamkollegen Rubens Barrichello: »Aber die erste Startreihe ist ganz gut. Mal schauen, was ich im Rennen daraus machen kann.«
Spielball Frentzen
»Kurzarbeiter« Heinz-Harald Frentzen muss dagegen den 11. Saisonlauf am Sonntag in Magny-Cours zu Hause in Monaco am Fernseher verfolgen. Der 35 Jahre alte Mönchengladbacher ist nur noch ein »Spielball« im nicht durchschaubaren Machtkampf um das mit angeblich 100 Millionen Euro verschuldete Arrows-Team. »Es war eine Entscheidung des Managements«, sagte Frentzen, der wie Enrique Bernoldi nur 3 von 12 Runden in seinem nicht abgestimmten Auto fahren durfte. Er und sein brasilianischer Teamkollege blieben deshalb weit über dem erlaubten Limit von 107 Prozent der Bestzeit. »Das war's dann eben. Ich fahre jetzt nach Hause«, sagte Frentzen lakonisch.
»Es war alles sehr rutschig«
Keine großen Gemütsschwankungen löste auch die fünfte Qualifying-Niederlage in Folge gegen Montoya bei Schumacher aus. Wegen eines Fahrfehlers hatte er sich diese teilweise selbst zuzuschreiben. »In der letzten Schikane war ich etwas schnell und bin dann über die Randsteine gerutscht«, beschrieb der Ferrari-Pilot seinen Ausflug ins Kiesbett in der ersten schnellen Runde. Entschuldigend führte der Kerpener an: »Es war für alle sehr rutschig. Für Rallye-Autos wäre es gut gewesen.«
Montoya staunt über sich selbst
Nur 23/1000 trennten Schumacher, der auf dem 4,251 km langen Retortenkurs 1:12,008 Minuten benötigte, von Montoya. »Ich bin sehr überrascht über diese erneute Pole. Damit habe ich nicht gerechnet«, staunte der kolumbianische Williams-BMW-Pilot über seine fünfte Trainingsbestzeit in Serie. »Das war wieder eine unglaubliche Vorstellung«, lobte ihn BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger: »Es macht Spaß, Juan zuzuschauen.«
Der Fluch des Spitzenplatzes
Ob sich Montoya am Sonntag von seinem »Pole-Fluch« befreien kann, hat wesentliche Auswirkungen auf die WM-Entscheidung: Sollte der Südamerikaner wie drei Mal zuvor ausfallen, wäre dies die halbe Miete für Schumacher auf dem Weg zum fünften Titel-Triumph. Der Rheinländer (86 Punkte) führt mit 54 Zählern vor Barrichello (32) und einem mehr vor Montoya (31). Wenn »Frankreich-König« Schumacher hier zum sechsten Mal siegt, muss einer der beiden Südamerikaner Zweiter werden, um die WM-Entscheidung wenigstens bis Hockenheim zu vertagen. »Es hängt auch von den beiden Jungs ab, ob ich das Rennen gewinne«, sagte er.
Heidfeld auf Startplatz zehn
Ralf Schumacher (Kerpen) erreichte im zweiten Williams-BMW den 5. Platz. Direkt vor bzw. hinter ihm rangieren die McLaren-Mercedes- Piloten Kimi Räikkönen (Finnland) und David Coulthard (Großbritannien). »So eng ging es in den ersten drei Startreihen schon lange nicht mehr zu«, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Nick Heidfeld wurde 10. Teamchef Peter Sauber zieht wohl seine Option auf den Mönchengladbacher für die nächste Saison.
Kopfschütteln über Arrows
Bei Arrows dreht sich alles nur noch um Politik. Das Team musste im Qualifying antreten, um nicht seine Ansprüche auf Formel-1-Gelder und -Rechte zu verlieren. »Leider konnten wir kein Auto fürs Rennen qualifizieren«, beschönigte Teamchef Tom Walkinshaw den knallharten Poker: »Priorität hat, das Team wieder auf die Füße und in eine Position zu bringen, aus der wir eine positive Zukunft bauen können. Es ist traurig, aber wir gehen heim und bereiten uns auf Hockenheim vor.« Frentzen erklärte, er wäre hier gern »ganz normal Rennen« gefahren: »Das Team hat seine Gründe dafür, warum es so reagiert.«
Fisichellas Crash
Jordan-Pilot Giancarlo Fisichella musste dagegen wegen eines schweren Unfalls im Freien Training zwangspausieren. Formel-1-Arzt Sid Watkins untersuchte den Italiener sofort im medizinischen Zentrum an der Rennstrecke. Danach wurde Fisichella ins Krankenhaus nach Nevers geflogen. Dabei wurden keine Verletzungen festgestellt. Ob er am Grand Prix teilnehmen darf, entscheiden die Rennkommissare.
Von Elmar Dreher und Andrea Wimmer (dpa)