Suzuka Schumi II mit erster Pole-Position

Der Wettergott in Japan hat ein Herz für die zweite Garde der Formel 1 gezeigt: Weder der alte noch der neue Weltmeister stehen nach der Qualifikation für das vorletzte Rennen ganz vorne, sondern: Ralf Schumacher.

Ralf Schumacher hat in der Wetterlotterie von Suzuka das große Los gezogen und seine erste Pole-Position für Toyota in der laufenden Saison eingefahren. Nachdem der als Achtletzter in die Qualifikation am Samstag gestartete 30-Jährige in 1:46,106 Minuten die Topzeit erzielt hatte, gingen in einem heftigen Regenschauer Bruder Michael im Ferrari sowie Weltmeister Fernando Alonso im Renault und die Silberpfeile mit dem WM-Zweiten Kimi Räikkönen und Sao-Paolo-Sieger Juan Pablo Montoya unter. Die um bis zu 16 Sekunden langsameren Favoriten werden an diesem Sonntag beim Großen Preis von Japan von ganz hinten starten.

"Unglaublich, großartig, perfekt"

"Ich weiß auch nicht so richtig, wie es gelungen ist, aber es hat geklappt. Das ist unglaublich, großartig, perfekt", sagte ein überglücklicher Ralf Schumacher. Zum bislang letzten Mal hatte er am 13. Juni 2004 in Kanada den ersten Startplatz inne gehabt. Damals wurde er nach dem Rennen, dass er als Zweiter beendet hatte, wegen eines Regelverstoßes des BMW-Williams-Teams disqualifiziert.

Nach der sechsten Pole-Position seiner Karriere will der Kerpener nun für seinen neuen Rennstall vor den Augen der versammelten Chefetage von Toyota auch den ersten Sieg einfahren. "Es gibt keinen Grund, dass wir nicht mit diesem Ziel antreten sollten. Wir haben eine große Chance, nicht zuletzt, da einige der Top-Teams ganz hinten stehen", sagte Ralf Schumacher, der sichtlich erleichtert wirkte, nachdem er bei den bisherigen Einzelzeitfahren in 15 von nunmehr 17 Fällen das Nachsehen gegen Teamkollege Jarno Trulli gehabt hatte. Beim Skandalrennen von Indianapolis war dem Italiener die erste Pole-Position für Toyota überhaupt mehr oder weniger geschenkt worden.

Enttäuschung herrschte beim entthronten Weltmeister Michael Schumacher, nachdem der 36-Jährige das Abschlusstraining noch als Schnellster absolviert hatte, dabei aber bereits von der Piste geflogen war. "Der Regen setzte genau ein, als ich auf die Strecke gegangen bin. Ich konnte die Reifen nicht mehr wechseln, so dass ich nur noch schwimmen konnte", so Schumacher nach der anschließenden Qualifikation. Platz 14 war die Folge.

"Ich habe Jahre lang immer das gute Los gezogen, nun ziehen wir halt die Nieten. Das passt zu dieser Saison. Mir ist es aber lieber, dass das alles in diesem Jahr passiert und wir nächstes Jahr unter normalen Umständen wieder angreifen können", sagte Michael Schumacher vor dem vorletzten Rennen in Japan. Wenigstens das glänzende Resultat seines Bruders, der Michaels deprimierende Fahrt mit satten 6,570 Sekunden Rückstand in der trockenen Box wiederum mit einem leichten Schmunzeln zur Kenntnis genommen hatte, sorgte bei ihm für positive Empfindungen. "Ich freue mich für Ralf, er hat einen tollen Job gemacht."

Von Freude war bei McLaren-Mercedes keine Spur. "Das war eine Lotterie, aber kein Wettbewerb", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sauer. Der finnische WM-Zweite Räikkönen, der ohnehin wegen eines Motorenwechsels zehn Plätze zurückversetzt worden wäre, fuhr mit 16,203 Sekunden Rückstand die mit Abstand schlechteste Zeit. Sein kolumbianischer Teamkollege Montoya beendete seine Runde nicht mal. Zur Freude von Renault, das in der Konstrukteurswertung mit zwei Zählern Rückstand hinter dem britisch-deutschen Team (164) liegt. "Dass beide McLaren-Mercedes hinter uns stehen, ist gut", sagte Weltmeister Alonso. Zumal sich Teamkollege Giancarlo Fisichella den dritten Startplatz sicherte.

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Jens Marx/DPA

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