Silberpfeil-Debakel "Ausflüchte gibt es nicht"

Vize-Weltmeister Räikkönen raus, Coulthard nur Achter: Schon nach dem ersten Rennen schrillen bei McLaren-Mercedes die Alarmglocken. Norbert Haug bewertet die Situation als "sehr kritisch".

Ralf Schumacher drehte den Kopf in Richtung McLaren-Mercedes-Box und lächelte gequält. "Es hätte ja noch schlimmer kommen können", sagte er. Während Williams-BMW in Melbourne mit Platz vier durch Ralf Schumacher und Platz fünf durch Juan Pablo Montoya den Schaden beim Saisonauftakt einigermaßen begrenzen konnte, erlebten die Silberpfeile am anderen Ende der Welt ein echtes Debakel. "Über unsere Leistung bin ich enttäuscht", sagte Vize- Weltmeister Kimi Räikkönen.

Der junge Finne musste seinen eineinhalb Jahre lang entwickelten MP4-19 in der zehnten Runde mit Motorschaden abstellen. Teamkollege David Coulthard kam zwar nach 58 Runden ins Ziel, doch auch der Vorjahressieger blieb als Achter weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. "Der Punkt ist kein Trost. Es liegt noch viel Arbeit vor uns", sagte er.

Deutliche Kritik der Chefs

Selbst McLaren-Chef Ron Dennis wurde für seine Verhältnisse ziemlich deutlich: «Es wäre eine Untertreibung, dieses Wochenende als schwierig für unser Team zu bezeichnen.» Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug beschönigte diesmal nichts: «Ich muss die Situation nicht kritischer schildern, sie ist kritisch genug. Wir haben unsere Ziele ganz klar nicht erreicht. Ausflüchte gibt es nicht.»

Nachdem McLaren-Mercedes im Vorjahr den neuen Wagen nicht zum Einsatz brachte und stattdessen schon Mitte der vergangenen Saison mit der Entwicklung für dieses Jahr begann, war das Abschneiden des britisch-deutschen Rennstalls beim Auftakt in Melbourne eigentlich indiskutabel. "Es bringt nichts auf das Team einzuhauen, aber interne Kritik wird es geben", kündigte Haug an.

Mit harter Arbeit zur Wende

"Enttäuschung hilft sicher nicht weiter, denn dann fehlt die Kraft, um nach vorne zu schauen." Mit harter Arbeit soll nun die Wende bei den abgestürzten Silberpfeilen geschafft werden: "Wir wollen in zwei Wochen einen klaren Aufwärtstrend sehen", sagte Haug. Er rechnet aber nicht damit, dass das Team in 14 Tagen den "elementaren Schritt" macht.

BMW-Chef gibt sich kämpferisch

BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen war vor allem mit dem Motor zufrieden: "Die beiden BMW P84-Motoren haben ihre Feuertaufe nach dem neuen Reglement mit Bravour bestanden." Nach der Ernüchterung will er die Flinte nicht ins Korn werfen: "Das Ergebnis ist kein schwerer Schlag, sondern eine große Herausforderung für uns. Wir werden wie im vergangenen Jahr sehr intensiv an der Weiterentwicklung arbeiten."

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Volker Gundrum, DPA

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