Auf der Pressekonferenz am Freitag nach einem knappen 1:0-Erfolg gegen Moldawien zeigte sich der niederländische Nationaltrainer empört über den FC Bayern: "Ich ärgere mich schwarz über die". Grund war eine Pressemitteilung der Bayern.
Laut van Marwijk würden die Münchener den Niederländern erneut die Schuld an der Verletzung von Arjen Robben geben. Sie wollen uns "Arjens Leistenbruch in die Schuhe schieben, statt dankbar zu sein, dass wir ihn gründlich untersuchen ließen", schimpfte der Bondscoach.
Absage des Freundschaftsspiels?
Er habe außerdem keine Lust mehr auf das Freundschaftsspiel gegen die Bayern, so van Marwijk weiter. Der niederländische Verband (KNVB) und der FC Bayern hatten sich auf ein Testschaftspiel am 22. Mai 2012 zur Vorbereitung der Niederländer auf die EM verständigt und so den Streit um die Verletzung von Robben nach der WM in Südafrika beendet.
Am Samstag stellte KNVB-Direktor Bert van Oostveen jedoch unmissverständlich klar, dass das Freundschaftsspiel stattfinden würde. Er habe zwar Verständnis für den emotionalen Ausfall van Marwijks nach einem schweren Spiel gegen Moldawien, aber "wir haben mit Bayern auf der Grundlage von Vernunft eine klare Absprache getroffen. Der KNVB respektiert das."
Das Ende der Harmonie
Nach der Rückkehr Robbens aus dem Trainingslager der Elftal am Donnerstag hatte sich Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge erfreut über den Umgang der Niederländer mit Robbens Verletzung gezeigt. "Es war eine große Sensibilität des holländischen Verbandes, dass sie ihn zurückgeschickt haben und somit jegliche Schwierigkeiten verhindert wurden", so Rummenigge.
Am Freitag nach dem Spiel war von Harmonie aber nichts mehr zu hören. Van Marwijk ist der Meinung, dass die Bayern mit ihrer Pressemitteilung suggerieren wollen, die bestehende Schambeinentzündung Robbens habe sich erst im Trainingslager zu einer Leistenverletzung verschlimmert.
Müller-Wohlfahrt froh über richtige Diagnose
In Wahrheit hätten die Bayern Robben unter Schmerzen spielen lassen. Erst der niederländische Verbandsarzt habe erkannt, dass er nicht nur eine Schambeinentzündung, sondern eine Leistenverletzung habe und konsultierte sofort einen Facharzt. "Ein Riss oder gar ein Bruch. Und was zeigte sich dann? Er hatte recht. Ein bekannter Radiologe kam zur selben Diagnose. Darum haben wir Robben sofort nach Bayern zurückgeschickt und da ist er dann ja auch operiert worden", sagte van Marwijk.
Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt sei "sehr froh" gewesen, dass der KNVB die Verletzung korrekt diagnostiziert hat und "er hat sich bei unserem Arzt bedankt", so van Marwijk. Trotzdem haben die Bayern mit ihrer Pressemitteilung den Eindruck erweckt, dass Robben im Training der Niederländer zu stark belastet worden ist.
"Das finde ich nicht normal. Da muss ich noch mal drüber schlafen. Und wer weiß, vielleicht machen wir das Übungsspiel ja wie geplant, aber ich habe jetzt nur noch sehr wenig Lust darauf." Wie die Bayern auf van Marwijks Äußerungen reagieren werden bleibt abzuwarten.