Der 1. FC Köln hat ein Problem: Der Fußball-Weltverband hat gegen den Verein eine einjährige Transfersperre verhängt. In den nächsten beiden Transferperioden im Sommer 2023 und im Januar 2024 darf der Verein keinen neuen Spieler verpflichten. Der Grund: Der slowenische Verein Olimpija Ljubljana wirft Köln vor, einen Jugendspieler zum Vertragsbruch angestiftet zu haben. In ihrem Urteil folgte die Fifa-Kammer voll und ganz der Argumentation des klagenden Slowenen. Kölns Geschäftsführer Christian Keller kündigte an, dass der Verein in der nächsten Woche beim Internationalen Sportgerichtshof Cas Berufung gegen das Urteil einreichen werde.
Die sportlichen Folgen für den 1. FC Köln
Sollte die Transfersperre Bestand haben, käme das einer Katastrophe für den Bundesligisten gleich. In der vergangenen Saison schaffte die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart den Sprung auf Platz sieben und qualifizierte sich für die Conference League. In den vergangenen fünf Spielen der aktuellen Saison gelang den Kölnern kein Sieg und nur ein Unentschieden. Die Mannschaft droht, in den Abstiegskampf zu rutschen. Eine Transfersperre könnte die negative Entwicklung forcieren.
Noch schwerer wiegt, dass sich die Personallage nicht korrigieren ließe. Sieben Lizenzspielerverträge laufen aus. Mittelfeldspieler Ellyes Skhiri steht definitiv vor dem Absprung, zumindest war das bislang der Fall. Auch die Zukunft von Kapitän Jonas Hector wäre ungewiss. Der Verein wäre in jedem Fall darauf angewiesen, dass die Spieler einer Vertragsverlängerung zustimmen. Der Verein wird so zum Bittsteller. Aber bleibt ein Profi bei einem Klub, der mit massiven Nachteilen zu kämpfen hat?
Dann ist da noch der Fall Leart Paqarada, der bereits vom FC St. Pauli für die kommende Saison verpflichtet wurde. "Er hat einen Arbeitsvertrag ab 1. Juli unterschrieben. Wenn es bei dem Urteil bleibt, würde er aber kein Spielrecht für den FC erhalten", sagte Geschäftsführer Christian Keller. In Hamburg wird bereits spekuliert, dass der Außenverteidiger bleibt. Paqarada müsste sich mit Köln einigen.
Zudem ist nicht geklärt, was die Strafe in Bezug auf ausgeliehene und verliehene Spieler bedeutet. "Wenn das Fifa-Urteil Bestand hat, benötigen wir einen Plan B", befand der FC-Geschäftsführer. "Es wird sicher schwer sein, dass hier jetzt ein Spieler einen Vertrag unterschreibt. Das würde ich als Spieler auch nicht machen", sagte Keller. Er nannte das Urteil der Fifa "absurd".
Worum geht es eigentlich?
Im Januar 2022 verpflichtete Köln den mittlerweile 17 Jahre alten Stürmer Jaka Cuber Potocnik von Olimpija Ljubljana ablösefrei. Einen Tag zuvor hatte Potocnik den Vertrag mit Ljubljana einseitig gekündigt, weil der slowenische Verein angeblich "zahlreiche Vertragsverletzungen" begangen hatte. "Der Spieler hat im Juni 2021 einen Vertrag unterschrieben mit diversen Zusagen, u.a. dass er mit der ersten Herrenmannschaft trainieren darf. Dies wurde nachweislich nicht eingehalten. Auch andere Versprechungen sollen sich laut Aussage des Spielers als leere Versprechungen erwiesen haben (...)",. erklärte FC-Geschäftsführer Christian Keller.
Das Problem für Köln ist, dass die drei Fifa-Richter der Argumentation der Kölner trotz Zeugenaussagen und vorgelegter E-Mails nicht folgten. Der angebliche Vertrauensbruch sei nicht ausreichend belegt. Die Richter folgten der Argumentation von Olimpija Ljubljana, wonach Köln den Spieler zum Vertragsbruch angestiftet habe. Potocnik wurde ebenfalls bestraft: Er wurde für vier Monate gesperrt und muss 51.750 Euro an Olimpija zahlen.
Wo gibt es vergleichbare Fälle?
International hat die Fifa in den vergangenen Jahren immer wieder Transfersperren gegen Klubs verhängt. Der FC Chelsea wurde wegen nicht eingehaltener Regeln bei der Verpflichtung minderjähriger Spieler mit einer Sperre von zwei Transferperioden belegt. Manchester City musste wegen ähnlicher Verstöße eine Geldstrafe in Höhe von etwa 370.000 Euro bezahlen. Auch der FC Barcelona und Real Madrid wurden mit Strafen belegt.
Wie groß sind die Chancen in der Berufung?
Das ist schwer zu sagen. Die drei Richter der Fifa sind erfahren. Es ist schwer zu glauben, dass sie eine Urteilsbegründung vorgelegt haben, die einer Überprüfung nicht standhält. Aber in fast allen anderen bekannten Fällen haben verurteilte Vereine zumindest eine Reduzierung der Strafe erreicht. Aktuell bemüht sich Olympique Marseille um die Berufung gegen eine Sperre wegen der Modalitäten bei der Verpflichtung des Spielers Pape Gueye. Die größte Hoffnung für den 1. FC Köln liegt also darin, dass die Strafe auf ein Transferfenster reduziert wird.
Quellen: DPA, "Sportschau"