ABSCHIEDSSPIEL Die letzte Messe des »Fußball-Gotts«

Letzter Anpfiff für Jürgen Kohler: Im Dortmunder Westfalenstadion verabschiedet sich der »Fußball-Gott« von seinen Fans - nach 105 Länderspielen und 398 Bundesliga-Partien.

Noch einmal Kribbeln, Gänsehaut und Tränen, dann fällt der letzte Vorhang für den aktiven Fußballprofi Jürgen Kohler. Fünf Monate nach seinem letzten Pflichtspiel für Borussia Dortmund erwartet den Welt- und Europameister am Samstagabend im Dortmunder Westfalenstadion eine Abschiedsparty mit Stars, Musik und Emotionen. »Ich freue mich riesig, dass ich vor diesem fantastischen Publikum mein Abschiedsspiel bestreiten darf. Mein Traum ist es, das ganze Stadion in Schwarz und Gelb zu sehen«, sagte der 105-malige Nationalspieler, der am Freitag als DFB-Trainer der »U 21«-Junioren aus Bosnien-Herzegowina heimkehrte.

»Natürlich wäre ich lieber mit einem Sieg im Gepäck zum letzten Spiel gekommen. Aber auch Rudi Völler musste als Trainer schon eine 1:5-Niederlage gegen England wegstecken«, sagte Kohler nach der ersten Schlappe des Juniorenteams unter seiner Regie. »Ich hoffe dennoch auf einen stimmungsvollen Abschied.«

Jungstars treffen Altstars

Die Liste der Gäste und Ex-Mitstreiter, die von 18 Uhr an im Spiel Borussia Dortmund gegen eine »Dream«-Elf mitwirken, umfasst aktuelle und frühere Stars der Nationalmannschaft. Teamchef Völler ist ebenso dabei wie Jürgen Klinsmann, der aus USA anreist, oder die BVB-Altstars Aki Schmidt und Lothar Emmerich. Franz Beckenbauer unterbricht seinen Urlaub und setzt sich als Coach auf die Bank.

Lediglich Bundeskanzler Gerhard Schröder musste die Einladung wegen der Koalitionsgespräche in Berlin absagen. In einem persönlichen Brief würdigte der Politiker die beispiellose Karriere des Abwehrspielers Kohler. »Sie haben im Trikot von Borussia Dortmund und der Nationalmannschaft Hervorragendes geleistet und vielen Fußballanhängern unvergessene Augenblicke geschenkt. Zugleich bin ich sehr froh darüber, dass sie dem deutschen Fußball als DFB-Trainer eng verbunden bleiben«, hieß es in dem Schreiben.

Tränen bei Kohler

»Es soll ein geschichtlicher Abend werden, so wie Jürgen Kohler Vereinsgeschichte geschrieben hat«, sagte Dortmunds Club-Präsident Gerd Niebaum, der schon bei der Verabschiedung nach dem letzten Bundesligaspiel überwältigt war. Da flossen auch bei Kohler Tränen.

Zu den großen Momenten seiner an Erfolgen reichen Karriere gehört aber auch der Auftritt beim Uefa-Cup-Finale in Rotterdam. Im letzten Pflichtspiel seiner 19-jährigen Laufbahn sah Kohler nach seiner letzten Grätsche die Rote Karte und leitete so die Endspielniederlage der Borussen gegen Gastgeber Feyenoord ein. Die Fans aber feierten ihren »Fußball-Gott« wie nach einem gewonnen Titel. »Das war absolut unglaublich. Ich habe erst gedacht, ich höre nicht richtig. Diese Zuneigung war für mich mehr wert als ein weiterer Pott. Dafür kann man gar nicht dankbar genug sein«, sagte Kohler, den auch am Samstag noch einmal eine Welle der Emotionen erfassen wird. »Wenn ich daran denke, bekomme ich schon jetzt eine Gänsehaut.«

Morten Ritter

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema