Bayern in der Champions League Spiel mir das Lied von der Todesgruppe

Diese Champions League ist zu klein für Bayern, ManCity, Villarreal und Napoli - nur zwei von ihnen werden die Shootouts der Gruppenphase überleben. Eine Prognose, wer ein Fressen für die Geier wird und wer weiter auf ein paar Dollar mehr in der K.o.-Runde hoffen darf.

Die Situation erinnert an den traditionellen Showdown eines guten alten Western, in dem klischeegemäß irgendwann der folgenschwere Satz fällt: "Diese Stadt ist zu klein für uns zwei". Angewendet auf die Gruppe A der Champions League 2011/12 müsste er lauten: "Die Königsklasse ist zu klein für uns vier". Denn nur zwei von denen, die das Los dort zusammengeführt hat, können die Vorrunde überstehen.

Wenn die Dritten aus Bundesliga, Premier League und Serie A sich mit dem Viertplatzierten der vorangegangenen Saison der Primera Division messen müssen, dann ist Todesgruppe der einzig treffende Begriff. Schließlich sind es alles andere als Fremde ohne Namen, die zu den Duellen um den Gruppensieg und Platz zwei antreten müssen.

Villareal wartet mit zwei glorreichen Tor-Halunken auf, Neapel hat sich mit dem Mann verstärkt, der einst Louis van Gaal erschoss, von Manchester City kommen die Männer mit den goldenen Colts und die Bayern verfügen nicht nur über den rechten und linken Flügel des Teufels, sondern auch noch über den treffsichersten Schützen der Bundesliga, der derzeit erbarmungslos jeden Gegner zur Strecke bringt.

Wir prognostizieren, wer von diesen vier Kandidaten nach den insgesamt zwölf Shootouts der Gruppenphase in dieser hochkarätigen Staffel noch stehen kann und weiter um ein paar Dollar mehr wird spielen dürfen und für wen das Lied der Todesgruppe angestimmt wird.

Villarreal - noch warm und schon Sand drauf

Mit der Rolle der Underdogs sind die Spanier in solchen Duellen bisher immer gut gefahren, 2006 hatte Villarreal das Halbfinale, 2009 immerhin das Viertelfinale erreichen können. Doch daran glaubt in dieser Saison eigentlich niemand. Das Gelbe U-Boot wird bereits im Vorfeld abgeschrieben.

Kein Wunder, denn mit den Nationalspielern Santi Cazorla und Weltmeister Joan Capdevila musste der Club aus wirtschaftlichen Gründen zwei seiner besten Waffen abgeben, die in der Vorsaison erheblichen Anteil daran hatten, dass das spielstarke und technisch versierte Team Platz vier in der Primera Division erreichen konnte. Ob Neuzugang Javier Camunas im Mittelfeld und Nachwuchskraft Joan Oriol auf links die durch den Abgang vor allem in der Defensive entstandene Lücke werden füllen können, ist fraglich. Gegen Barca wurde Villarreal zum Saisonauftakt regelrecht abgeschossen und gegen Sevilla kam man am Wochenende auch nur zu einem Remis.

Auch offensiv läuft bei Villarreal bisher noch nicht alles wie gewünscht zusammen, dabei stechen dort eigentlich zwei schussgewaltige Stars aus dem Kollektiv der Young Guns hervor. Giuseppe Rossi ist der ballgewandte Vollstrecker, während Nilmar viele Bälle holt und Räume schafft. Zusammen gehören sie in Bestform zu den besten Sturmduos weltweit.

Reines Kanonenfutter dürfte Villarreal daher nicht werden. Vor allem im heimischen El Madrigal sind die Spanier mit einem enthusiastischen Publikum im Rücken durchaus auch ein Kandidat für Achtungserfolge und die eine oder andere Kerbe im Coltgriff. Doch um die Gruppenphase zu überstehen, wird am Ende die Qualität nicht ganz ausreichen. Daher schon vor Beginn unsere harte Prognose: Mehr als Platz vier ist nicht drin. Villarreal - letztlich ein Fressen für die Geier.

SSC Neapel - eine Handvoll Dollar in der Europa League

Ein alter Bekannter ist nach langer Abstinenz wieder da. Ganze 21 Jahre waren die Süditaliener aus der europäischen Elite abgetaucht. Dem Abstieg, einem Bankrott, dem nötigen Wiederaufbau folgte nach Platz drei in der Serie A nun die Rückkehr. Und um für die Duelle dort gerüstet zu sein, wurde der Kader qualitativ aber auch in Hinblick auf die Doppelbelastung in der Breite verstärkt. Das brillante Offensivtrio mit Edinson Cavani, Marek Hamsik und Ezequiel Lavezzi konnte gehalten werden, mit Gökhan Inler und Goran Pandev kam neue Qualität hinzu, die Coach Walter Mazzarri Möglichkeiten zur Rotation bietet.

Pandev verfügt zudem über Champions League-Erfahrung. Vor einem halben Jahr hatte er mit seinem Tor Bayern aus der Königsklasse und den Stuhl von Louis van Gaal damit endgültig in Kippstellung geschossen. Im Napoli-Dress muss er aber noch an seiner Treffsicherheit arbeiten. Beim Serie A-Debüt gegen Cesena schoss er den Ball aus fünf Metern über das leere Tor. Die Problemzone der Neapolitaner liegt trotzdem nicht im Angriff, sondern vielmehr hinten.

Gerade über Außen ist das 3-4-2-1 mit entsprechendem Tempo und präzisem Spiel zu leicht zu knacken. Die Spieler haben ihre Stärken eher in der Vorwärtsbewegung. Zudem können sich die Partenopei nicht auf ihrer Heimstärke ausruhen, sondern müssen auch auswärts ihre Bestleistungen öfter abrufen. Dass es auf europäischem Boden noch nicht für die ganz hohen Weihen reichen wird, zeigte bereits die klare 0:5-Testklatsche gegen Barca am Ende der Vorbereitung. Aber mit Platz drei nach der Gruppenphase dürfen die Süditaliener dann wenigstens in der Europa League noch um eine Handvoll Dollar spielen.

FC Bayern München - der rechte und linke Flügel des Teufels

Mit Platz drei würde man sich beim FC Bayern nicht zufriedengeben. Das große Ziel ist der finale Showdown in der heimischen Allianz Arena am 19. Mai 2012. Und um zumindest den nächsten Schritt in diese Richtung zu machen, sind die Münchner eigentlich bestens gerüstet. Die einstige Schwachstelle Defensive wurde stabilisiert und erheblich aufgewertet. Das Defensivkonzept von Trainer Jupp Heynckes greift zumindest derzeit in der Liga, alle Spieler, sogar Franck Ribéry, arbeitet inzwischen mit nach hinten.

Gleichzeitig wird aber auch der Zug zum Tor nicht vernachlässigt, wie die jüngsten Schützenfeste beweisen. Scharfschütze Mario Gomez ballert derzeit nach Belieben. Die Mischung aus starken Individualisten und mannschaftsdienlichen Spielern stimmt. Konserviert Bayern die momentane Form, überträgt sie auf die Champions League und bleiben vor allem Ribéry und Arjen Robben (derzeit angeschlagen) von weiteren langwierigen Verletzungen weitestgehend verschont, dann steht einem Überstehen der Gruppenphase nichts im Wege.

Platz zwei sollte definitiv drin sein, Platz eins ist aber ebenfalls nicht auszuschließen. Er wäre sogar zu wünschen, will man in der K.o.-Runde den großen Brocken Barca, Real, Manchester United aus dem Weg gehen. Verhindern könnte dies eigentlich nur das von uns derzeit leicht favorisierte Greenhorn.

Manchester City - der neue Sheriff ist in der Stadt

Der Scheich-Club ist zum ersten Mal in der Champions League dabei - deshalb aber noch lange kein Nobody. Die Gang von Trainer Roberto Mancini wartet mit einer hochkarätigen Besetzung auf. Von der Physis und Fitness her muss City zu den stärksten Teams der europäischen Königsklasse gezählt werden.

Auch der Defensive muss man mit kleineren Abstrichen bei Torwart Joe Hart große Klasse bescheinigen. Das einstige Problem auf links wurde mit der Verpflichtung von Gael Clichy gelöst bei der mit Sergio Agüero (43 Millionen Euro) und Samir Nasri exzellent verstärkten und in der Breite hochklassig besetzten Offensive (Edin Dzeko, Carlos Tevez, Mario Balotelli) erübrigen sich weitere Worte.

Ähnlich wie die Bayern verbreiten auch die Citizens derzeit in der heimischen Liga Angst und Schrecken und es ist nicht davon auszugehen, dass sie ihre Form nicht auch in Europa werden abrufen können. Zwar fehlt einigen Spielern noch die Champions League-Erfahrung, doch im Prinzip ist jede Trainingseinheit bei Manchester eine Königsklasse im Kleinformat. Und die Mannschaft ist mittlerweile eingespielt, hat die Marschroute von Mancini verinnerlicht.

Das gepaart mit individueller Klasse, macht die ManCity-Truppe zum Topfavoriten dieser Todesgruppe, die nach jetzigem Stand am Ende als Erster der Sonne und neuen Abenteuern in der K.o.-Runde entgegen reiten darf.

Malte Asmus

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