Bayern-Krise "Ihr kapiert überhaupt nichts"

Vor dem DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV liegen bei den wankenden Bayern die Nerven blank. Medienberichten zufolge soll Manager Uli Hoeneß die Spieler "wie ein wilder Stier" angeschrien haben.

Die nächsten beiden Wochen entscheiden über Erfolg oder Mißerfolg der Bayern in der laufenden Saison. Im Pokal am Mittwoch gegen den HSV und anschließend in den Bundesliga-Spitzenspielen beim SV Werder Bremen und gegen den VfB Stuttgart sowie zwischendurch in der Champions League gegen den RSC Anderlecht könnte der Rekord-Champion innerhalb von elf Tagen seine Titelchancen auf einen Schlag einbüßen.

Kein Wunder, dass nach dem desolaten 2:2 gegen den Tabellenletzten Köln bei den Bayern die Nerven blank liegen. Bereits unmittelbar nach dem Spiel bekamen angeblich die Spieler einen "Tobsuchtsanfall" von Manager Uli Hoeneß zu spüren. Dazu kommt, dass die Liste der verletzten Profis allmählich bedrohliche Ausmaße annimmt. Rivalitäten innerhalb der Mannschaft wollen nicht einmal mehr die Verantwortlichen wegreden. Ohne Zweifel: Bayern steht kurz vor einer gewaltigen Explosion. Einziges Gegenmittel: Siege.

"Ich lasse mir doch nicht von euch alles kaputt machen"

Hoeneß soll schon am vergangenen Samstag der Kragen geplatzt sein. Das Köln-Spiel stufte der Bayern-Manager als „absoluten Rückschlag“ ein. „Wie ein wilder Stier“, sei der Manager nach der Partie gegen Köln in der Kabine umher gerannt und habe die Spieler angebrüllt: "Ihr kapiert überhaupt nichts. Ich lasse mir doch nicht von euch alles kaputt machen." Hoeneß sprach am Dienstag im dpa-Gespräch von "reinen Spekulationen der Bild-Zeitung. Zu allen Dingen, die bei uns in der Kabine vorkommen, gebe ich keinen Kommentar ab."

"Wir sind nicht gefestigt"

"Wir haben ein Mannschafts-Problem, wir spielen nicht gut zusammen". Es klang ein wenig hilflos, was der Brasilianer Zé Roberto am Montagabend im Bayerischen Fernsehen äußerte. Auch Co- Trainer Michael Henke gestand ungewöhnlich genug öffentlich Schwäche ein: "Wir sind nicht sehr gefestigt, das muss man zugeben." Nach außen gibt Uli Hoeneß aber weiter den Optimisten. "Das Pendel kann bis Weihnachten noch zu beiden Seiten ausschlagen", so die offizielle Lesart: "Wir müssen schauen, dass wir mit einem Weiterkommen gegen den HSV Selbstvertrauen tanken für die Spiele der Wahrheit gegen Bremen, Anderlecht und Stuttgart."

Verletztenliste der Bayern wird immer länger

Und die Statistik spricht klar für den deutschen Rekordmeister vor dem Pokalspiel gegen Hamburg (ARD, 20.30). Seit über zwölf Jahren hat der Titelverteidiger kein Pokal-Heimspiel mehr verloren; die letzte Niederlage gab es am 17. August 1991 mit 2:4 n.V. gegen den FC Homburg. Große Personalsorgen erschweren allerdings den eingeplanten Viertelfinal-Einzug. Neben den Langzeitausfällen Mehmet Scholl, Alexander Zickler und Sebastian Deisler können auch Bixente Lizarazu (Adduktoren) Jens Jeremies (Wade) und Markus Feulner (Muskelfaserriss) nicht spielen. Der Einsatz von Michael Ballack (Fersenprellung) ist fraglich, ein Mitwirken der gegen Köln verletzt fehlenden Abwehrspieler Willy Sagnol und Samuel Kuffour ist nicht gesichert.

HSV sieht "Riesenchance"

Aber auch für den HSV hat das Pokalspiel nach dem frühen Ausscheiden aus dem UEFA-Pokal sowie dem enttäuschenden 12. Tabellenplatz in der Bundesliga enorme Bedeutung, besonders finanziell: Am Montagabend musste die Vereinsführung auf der Mitgliederversammlung ein Defizit von 14,3 Millionen Euro für die vergangene Saison vermelden. Da täte ein Weiterkommen im Pokal gut. Trainer Klaus Toppmöller will sein Team um den angeschlagenen Sergej Barbarez (Knie) und den wegen einer Wadenverletzung fraglichen Ex-Münchner David Jarolim auf einen Erfolg einschwören. "Wir haben die Riesenchance, aus der ein bisschen verkorksten Saison eine gute zu machen", meinte der HSV-Coach.

DPA

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