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Bayerns Aus in der Champions League Die Bundesliga verkommt zu einem Trauerspiel in Europa

Bayerns Aus in der Champions League: Die Bundesliga verkommt zu einem Trauerspiel in Europa
Sehen Sie im Video: Trainer Julian Nagelsmann erklärt das Aus des FC Bayern München in der Champions League.




Julian Nagelsmann, Trainer Bayern München, sagt nach dem Champions-League-Aus gegen Villareal: "Ja, ich glaube, dass wir, wenn man es zusammenfasst, im Hinspiel das Duell verloren haben. Wenn man das Auftreten heute sieht, welche Emotionen, auch taktisch diszipliniert, auch taktisch gut, mal by the way defensiv wie offensiv, dann rückt es auf der anderen Seite das Hinspiel noch mal in ein schlechteres Licht, weil wir es einfach komplett konträr gemacht haben. Natürlich anders verteidigt als heute, in einer anderen Ordnung. Aber da war man einfach nicht da. Und deswegen haben wir es dann verloren. Dass Villareal verteidigen kann, das haben wir im Hinspiel gesehen, haben aber dann auch vor allem eine Analyse gegen Juventus gesehen. Ja, am Ende hat, glaube ich, so ein bisschen das zweite Tor gefehlt. Wir haben da eine große Chance mit Thomas gehabt. Wenn wir den machen, glaube ich, dann gewinnen wir es. Ja, der Druck war insgesamt heute gut, finde ich. Wir haben sehr gut verteidigt. Natürlich haben wir ein, zwei Situationen zugelassen, aber ist natürlich auch normal, wenn du 1:0 hinten bist, musst du ein bisschen mehr Risiko gehen als der Gegner. Trotzdem, finde ich, haben wir sie heute dominiert über weite Strecken. Bringt nur nichts, weil wir ausgeschieden sind. Das hängt schon noch ein bisschen davon ab, wie wir die Meisterschaft gestalten. Aber grundsätzlich sind im Pokal ausgeschieden, in der Champions League. Es ist quasi, sollten wir Meister werden, das gleiche Ergebnis wie die letzte Saison. Und das ist für Bayern München, glaube ich, nicht ausreichend. Halbfinale ist ja immer so das Minimalziel, was man hat und was wir hatten. Das haben wir nicht geschafft."

Schluss, aus, vorbei – der FC Bayern München muss im Viertelfinale der Champions League gegen einen krassen Außenseiter die Segel streichen. Peinlich für die Bayern, aber auch ein deutliches Warnsignal für die Bundesliga.

Da standen sie, guckten hilflos in den Nachthimmel, der ein oder andere das Trikot ungläubig über den Kopf geschlagen. Der FC Bayern München ist nach einem weiteren biederen Auftreten völlig zu Recht im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Dem glanzvollen 7:1 im Achtelfinale gegen Salzburg folgte ein glanzloser Auftritt gegen ein Team von der spanischen Ostküste, das sich mit einer einzigen Torchance ins Halbfinale spielte. Bei den Bayern wird man sich viele Fragen gefallen lassen müssen, vor allem Sportvorstand Hasan Salihamidzic steht in der Kritik. Der Kader verfügt über viele namhafte Spieler für die erste Elf, aber dahinter gibt es ein großes Leistungsgefälle auf der Bank. Für einen Verein, der zu den Top 4 Europas gehören will, ist das zu wenig und auch nicht sonderlich förderlich für einen gesunden Konkurrenzkampf, wenn keine Gefahr für die Etablierten lauert.

Das Aus der Bayern wirft einen dunklen Schatten auf die Bundesliga. Denn wie schafft es ein seit Wochen so lustlos auftretender und in der Formkrise befindlicher Spitzenclub aus München, auch weiterhin ungefährdet an der Tabellenspitze zu sein? Die Antwort ist recht simpel: Der Bundesliga fehlt es einfach an der Qualität. Die Bayern haben eine gute – und vielleicht mittlerweile auch zu gesättigte – Startelf, beim Rest der Liga aber offenbaren sich in den unterschiedlichsten Mannschaftsteilen Probleme: Dortmunds Defensive existiert praktisch nicht, Leverkusen überzeugt vor allem durch Inkonstanz und auch das seit immerhin wettbewerbsübergreifend zwölf Spielen ungeschlagene Leipzig leistet sich immer wieder unerklärliche Ergebnis-Aussetzer.

Der Bundesliga fehlt es an Qualität

Die fehlende Qualität deutscher Teams zeigt sich auch beim Blick auf das Abschneiden in Europa. Die Bayern sind der letzte deutsche Klub, der in der Champions League die Segel streichen musste. Wolfsburg ging in einer Gruppe mit den wenig namhaften Gegnern aus Lille, Salzburg und Sevilla vollkommen unter und blamierte sich bis auf die Knochen. Borussia Dortmund scheiterte als Favorit gesetzt in der Gruppe gegen Sporting Lissabon, Ajax Amsterdam und Besiktas Istanbul. Zwar erreichten die Dortmunder als Dritter immerhin die Playoffs in der Europa League, gingen dort aber sang- und klanglos gegen die Glasgow Rangers unter – Traditionsverein ja, aber keine große Nummer mehr im europäischen Fußball. Und Leipzig? Das Ausscheiden in einer Gruppe mit Manchester City, Paris St. Germain und dem FC Brügge lässt sich am ehesten mit "Öl schlägt Brause" beschreiben. Dass Leipzig noch in der Europa League dabei ist, hat man auch der Disqualifikation von Spartak Moskau und dem Freilos für die Sachsen zu verdanken. Und nun also die Bayern, die gegen den amtierenden Europa-League-Sieger ausgeschieden sind, der aber in der spanischen Liga nur abgeschlagener Tabellensiebter ist.

Die Bundesliga hinkt schon seit geraumer Zeit den eigenen europäischen Ansprüchen hinterher. Neben den Bayern erreichten nur Leipzig (2020) und Borussia Dortmund (2013) in den vergangenen zehn Jahren das Halbfinale der Champions League. Die beiden Vereine sind die einzigen neben den Bayern, die in den vergangenen sechs Jahren das Viertelfinale erreichten. Der Unterschied zum gestrigen Abend aber war, dass die Bayern in der Vergangenheit das fatale Abschneiden der anderen deutschen Teams meistens kaschiert haben. Vor zwei Jahren stemmten sie noch die Champions-League-Trophäe in den Nachthimmel von Lissabon. Das Ausscheiden im Viertelfinale im vergangenen Jahr konnte man noch verkraften, das finanzstarke Paris St. Germain gilt seit Jahren als Kandidat auf den Titel – und enttäuscht ebenfalls jedes Jahr aufs Neue.

Die letzten deutschen Hoffnungen liegen ausgerechnet auf der Europa League

Die Hoffnungen der deutschen Teams liegen nun ausgerechnet in einem Wettbewerb, in dem sich Vertreter aus der Bundesliga bislang eigentlich nur blamiert haben: der Europa League. Mit Leipzig und Frankfurt sind noch zwei Teams vertreten. Dass gerade Frankfurt und seine Fans richtig Bock auf Europa haben, demonstrierten sie vergangene Woche beim 1:1 gegen Barcelona. Generell scheint die Eintracht das einzige Team der Bundesliga zu sein, das wenigstens einen Funken Lust auf die Europa League verspürt. 2019 standen die Südhessen im Halbfinale des Wettbewerbs, das war seit dem HSV in der Saison 2009/2010 (!) keinem deutschen Verein mehr gelungen. Egal ob Leverkusen, Wolfsburg, Dortmund, Leipzig oder Gladbach – alle Topteams des deutschen Fußballs scheiterten schon vorher.

Sollten in dieser Woche Frankfurt und Leipzig aus den internationalen Wettbewerben fliegen – bei den durchaus namhaften Gegnern aus Barcelona und Bergamo nicht unwahrscheinlich – bleibt die Erkenntnis: Die Bundesliga verkommt zu einem Trauerspiel in Europa.

tis

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