"General" Dick Advocaat hat als Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach kapituliert. Wie der Fußball-Bundesligist am Montag mitteilte, wird der bis 2007 datierte Vertrag mit dem 57 Jahre alten Niederländer zum 30. Juni aufgelöst. "Ich glaube, dass ich mit meinem Rücktritt Druck vom Verein und von der Mannschaft nehme und hoffe, damit den Anstoß zu geben, dass Borussia den Klassenerhalt schafft", sagte Advocaat, der auf eine Abfindung verzichtet. "In der aktuellen Situation steht das Wohl des Vereins über allem."
"Dick Advocaat hat diese Entscheidung getroffen. Wir respektieren und akzeptieren dies und danken ihm für die gute Zusammenarbeit", kommentierte Borussia-Präsident Rolf Königs den Rücktritt, den er unmittelbar nach der Partie gegen Mainz noch abbiegen konnte.
"Wir schaffen den Klassenerhalt"
Die Nachfolge übernimmt zunächst Horst Köppel, der bisher die U 23 der Borussia betreute. Er wird am (morgigen) Dienstag das erste Training leiten. "Ich denke, wir schaffen den Klassenerhalt", sagte der ehemalige Mönchengladbacher Profi dem Internetportal "Sport1". Bisher stehe man nicht auf einem Abstiegsplatz. "Und es ist auch machbar, dort zu bleiben". Köppel hatte seinem Club bereits Ende Oktober 2004 nach der vorzeitigen Trennung von Holger Fach aus der Bredouille geholfen. Damals sprang er als Interimscoach ein und gewann die Heimpartie gegen den FC Bayern München mit 2:0, musste aber trotzdem für Advocaat Platz machen.
Der frühere niederländische Nationalcoach hatte erst am 3. November 2004 sein Cheftraineramt in Mönchengladbach angetreten. Damals löste er den erfolglosen Fach ab, der nur 13 Monate auf der Borussia-Bank sitzen durfte. Dessen Vorgänger Ewald Lienen war sogar nur sieben Monate im Amt. Advocaat resignierte bereits nach 167 Tagen. Fraglich ist, ob diese Trainer-Fehlgriffe auch Konsequenzen für Sportdirektor Christian Hochstätter haben werden, der auch durch seine Einkaufpolitik auf dem Spielermarkt in die Kritik geraten war.
Trotz der "Schnäppchen-Jagd" in der Winterpause mit sieben Neuverpflichtungen für rund 3,5 Millionen Euro konnte sich der fünfmalige deutsche Meister unter der Regie von Advocaat nicht aus der Abstiegszone befreien. Nach fünf sieglosen Spielen inklusive des 1:1 am Samstag gegen den FSV Mainz 05 trennt den Tabellen-15. nur noch ein Punkt von einem Abstiegsplatz und dem VfL Bochum.
Autoritär und unbeliebt
Die Kritik an dem autoritären, wenig kommunikativen und bei den Fans unbeliebten Advocaat hatte in den vergangenen Wochen stetig zugenommen. Mit ständig veränderten Startformationen, der vorübergehenden Ausmusterung von Stammkräften wie Thomas Broich oder der Strafversetzung des tschechischen Nationalspielers Marek Heinz zu den Amateuren hatte er für Unverständnis und eine äußerst gespannte Atmosphäre im Kader gesorgt. In der Vorwoche war bekannt geworden, dass es sogar eine Anschlags-Drohung durch einen Borussia-Anhänger gegen Advocaat gegeben hatte. In dieser Bundesliga-Saison ist der Niederländer der sechste Chefcoach, der vorzeitig den Verein verlassen hat.