Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren für den ehemaligen FC Bayern-Profi Breno. Nach Ansicht von Staatsanwalt Nikolaus Lanz hat die Beweisaufnahme ergeben, dass Breno in der Nacht zum 20. September 2011 seine gemietete Villa im Münchner Nobelvorort Grünwald vorsätzlich in Brand gesteckt hat - mit Feuerzeugen und möglicherweise auch mit einem Brandbeschleuniger.
"Hier kommt aus Sicht der Staatsanwaltschaft allein der Angeklagte als Täter in Betracht", sagte Lanz vor dem Landgericht München in seinem Plädoyer. Der Strafrahmen sieht eine Strafe von einem bis 15 Jahren vor. "Aus Sicht der Staatsanwaltschaft steht für eine Abweichung kein Anlass." Vor allem habe Breno nach dem Brand keine Reue gezeigt. Dabei habe er sich bei dem Feuer nicht sicher sein können, dass seine Frau, die drei Kinder und sein damaliger Manager nicht mehr im Haus befanden.
Ermittlungen beim FC Bayern
Zuvor hatte die Münchner Staatsanwaltschaft auch beim FC Bayern die Ermittlungen aufgenommen. Wie Lanz vor dem Landgericht München sagte, wurde ein Physiotherapeut des Vereins von der Polizei vernommen. Hintergrund sind Aussagen aus dem Brandstiftungs-Prozess gegen den ehemaligen Bayern-Profi Breno, der vor Gericht angegeben hatte, regelmäßig Schlafmittel aus dem Medizinschrank der Bayern genommen zu haben.
Die Aussage, der brasilianische Fußballprofi Breno habe Schlafmittel aus dem Medizinschrank des FC Bayern genommen, sei "Anlass nachzuprüfen", sagte Lanz. "Das müssen wir von Amtswegen aufklären", sagte Staatsanwaltschafts-Sprecher Thomas Steinkraus-Koch. Er erklärte außerdem, dass die Ermittler beim FC Bayern tatsächlich auf einen unverschlossenen Medizinschrank stießen. "Es soll diesen Schrank geben und dieser Schrank soll unverschlossen sein." Es geht um Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz.
"Der Medizinschrank war tagsüber offen"
"Diese Aussagen entbehren jeglicher Grundlage. Grundsätzlich gibt es beim FC Bayern keine Schlafmittel", hatte der damalige Sportdirektor Christian Nerlinger die Vorwürfe bereits zurückgewiesen. "Es bleibt bei dieser Aussage", bekräftigte wenig später der Mediendirektor der Bayern, Markus Hörwick. Eine Reaktion des FC Bayern zu den #link;http://www.stern.de/panorama/bayern-star-vor-gericht-der-prozess-gegen-breno-beginnt-1840440.html;aufgenommenen Ermittlungen des Staatsanwaltes# steht noch aus.
"Von dem Medikament habe ich immer eine Packung zu Hause gehabt, die ich mir aus der medizinischen Abteilung des Clubs einfach mitgenommen habe", hieß es in einer Erklärung, die Brenos Anwalt Werner Leitner vor Gericht verlas. "Der Medizinschrank war tagsüber offen und ich war wegen meiner Verletzung immer wieder in medizinischer Behandlung."
In der vergangenen Woche hatte Brenos ehemaliger Manager Vorwürfe gegen den Verein erhoben. Daraufhin nahm die Staatsanwaltschaft nach Lanz' Angaben die Ermittlungen auf.
Breno möglichweise vermindert schuldfähig
Neben den Ermittlungen beim deutschen Vorzeigeklub bekommt der Fall Breno möglicherweise eine weitere Wendung. Der brasilianische Fußballprofi war nach Aussage des Psychiaters Henning Saß in der Brandnacht möglicherweise vermindert schuldfähig. "Man kann nicht ausschließen, dass die Voraussetzungen für den Paragraphen 21 dann auch noch vorgelegen haben können", sagte er vor dem Landgericht München. Dieser Paragraph des Strafgesetzbuches bezieht sich auf die verminderte Schuldfähigkeit.
Zu einem starken Alkoholkonsum sei in der Brandnacht auf den 20. September außerdem noch eine persönliche Ausnahmesituation gekommen - mit Ärger über die berufliche und private Situation sowie eine gewisse Isolation. Saß bescheinigte dem 22-jährigen Brasilianer eine "noch nicht sehr gut gefestigte, unreife Persönlichkeit". Zudem sei auch das Verhältnis zu seiner Frau und seinem ehemaligen Manager nicht problemlos gewesen. Breno sei "der Schwächste in dieser eigenartigen Dreier-Konstellation".
Hatte Breno "Todessehnsucht"?
Zuvor hatte der Psychiater Alexander Bilas, der Breno direkt nach der Brandnacht untersuchte, von einer gewissen Todessehnsucht des jungen Mannes berichtet. Es gebe schon seit Jahren eine "depressive Entwicklung". Die Perspektive, möglicherweise wieder am Knie operiert werden zu müssen, sei so "niederschmetternd" gewesen, "dass er nicht wisse, ob er noch leben wolle", berichtete Bilas.
Der Sportler sei "niedergestimmt, verzweifelt, hoffnungslos" gewesen. Bilas habe ihn darum unbedingt stationär aufnehmen wollen - "wegen möglicher Selbstgefährdung". Der Todeswunsch sei aber eher "passiv" gewesen.