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Bundesliga-Check: Werder Bremen Abschied von der Spitzenklasse

Machtkampf um die Transferpolitik zwischen Klaus Allofs und Willi Lemke und immer wieder Verletzungssorgen: Die Vorbereitung lief für Werder nicht ideal. Es droht schon wieder eine schwierige Saison für die erfolgsverwöhnten Bremer. Oder etwa doch nicht?
Von Klaus Bellstedt

Was ist neu?
Mit Mehmet Ekici, der für fünf Millionen Euro aus Nürnberg kam, hat Bremen wieder einen echten Spielmacher in der Mannschaft. Werders Führungsduo hatte nach dem Abgang von Mesut Özil in der letzten Saison darauf verzichtet, für Ersatz zu sorgen. Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs versuchten, die Verantwortung im zentralen Mittelfeld auf mehrere Schultern zu verteilen. Es blieb beim Versuch. Werder landete, auch weil die Özil-Lücke nie geschlossen werden konnte, auf einem frustrierenden 13. Tabellenplatz. Sie erhoffen sich viel von Ekici, dem Meister der Standardsituationen.

Der zweite große Hoffnungsträger an der Weser trägt den unaussprechlichen Namen Sokratis Papastathopoulos. Die Ausleihe des Abwehrspielers, den alle nur "Papas" rufen, ging spät über die Bühne. Mit den Dauerverletzten Sebastian Prödl, Per Mertesacker und Naldo stand Werder noch drei Wochen vor Saisonbeginn ohne einen zweiten erstligatauglichen Innenverteidiger neben Andreas Wolf (ablösefrei vom 1. FC Nürnberg) dar. Nun hat das Ausleihgeschäft des griechischen Nationalspielers mit dem FC Genua doch noch geklappt. Viel gespielt hat Papastathopoulos zuletzt nicht. In der vergangenen Saison wurde er beim AC Milan geparkt - und kam auf eine Handvoll Serie-A-Einsätze. Trotzdem sind die Bremer zuversichtlich. Das liegt auch an seinem Bewerbungsvideo. Darauf ist genau festgehalten, wie "Papas" bei der WM 2010 in Südafrika einen gewissen Lionel Messi im Gruppenspiel zwischen Griechenland und Argentinien zum Statisten degradierte.

Ein weiterer wichtiger Neuzugang ist Lukas Schmitz. Der 22-Jährige wurde für die chronisch schwache linke Abwehrseite der Bremer vom FC Schalke verpflichtet. Schmitz hat Talent, das hat er in der Vergangenheit schon bewiesen, seine Leistungen waren aber nie richtig konstant. Genau das ist es aber, was die Grün-Weißen links dringend brauchen.

Was ist gut?

Endlich ist der Umbruch in vollem Gang. Werder hat sich von den satten Großverdienern Vranjes, Jensen und Pasanen, alle hatten ihren Zenit längst überschritten, getrennt. Auch Torsten Frings (34) ist nicht mehr da. Auch das ist gut für Werder. Der "Lutscher" war zwar Kapitän und Leader, aber mit seiner antiquierten Spielweise kann er einer ambitionierten Mannschaft wie Bremen über eine komplette Saison nicht mehr weiterhelfen.

Wenn mal wieder alle Verletzten bei Werder an Bord sein sollten, dann hätten die Norddeutschen mit Torwart Tim Wiese, Abwehrchef Naldo, Regisseur Ekici und Torgarant Claudio Pizarro eine exzellente Achse vorzuweisen. Mit Marko Marin und dem Brasilianer Wesley kommen weitere hochveranlagte Spieler im Offensivbereich dazu. Junge Talente wie Florian Trinks, Lennart Thy und Tom Trybull lauern zudem auf ihre Chance.

Positiv stimmt auch, dass Trainer Thomas Schaaf nach dem Systemhickhack aus der vergangenen Saison wieder voll auf die Mittelfeldraute setzt, mit der er Werder 2004 zum Double-Sieg geführt hatte.

Was ist schlecht?

Der - entgegen den Bremer Gepflogenheiten - öffentlich ausgetragene Machtkampf zwischen Geschäftsführer Klaus Allofs und Aufsichtsratboss Willi Lemke um die Transferpolitik hat dem Image des Clubs geschadet. Zwischenzeitlich kam der Eindruck auf, der Verein würde vor der Pleite stehen. Wie es um Werders Finanzen wirklich steht, darüber gibt es in der Hansestadt nur Spekulationen - und wilde Gerüchte. Eines steht aber fest: Die fetten Jahre sind durch die fehlenden Einnahmen aus vielen Jahren Champions League vorbei.

Sportlich haben die großen Verletzungssorgen verhindert, dass sich in der Vorbereitung eine Stammelf einspielen konnte. Das gilt insbesondere für die Viererkette. Und auch wenn Naldo bald zurückkehren sollte: Nach 14 Monaten Pause kann der Brasilianer kaum eine Soforthilfe sein.

Was ist möglich?

Sollte es bei den Dauerverletzten wie Naldo oder den Verletzungsanfälligen wie Pizarro Rückschläge geben, könnte es für Werder erneut gegen den Abstieg gehen. Aber das Blatt lässt sich auch wenden: Steht die erste Elf, ist ein Platz im internationalen Business möglich. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich dazwischen. Bremen steht wohl eine Saison im Mittelmaß bevor.

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