Bundesliga Schalke patzt in Mainz

Die 1:2 Niederlage gegen Mainz kostete Schalke die Tabellenspitze und festigte den Anspruch der Bayern auf die Bundesliga-Führung. Die Stuttgarter sind nach ihrem 1:0 gegen Freiburg weiter auf Champions-League-Kurs.

Der FC Schalke 04 hat die Tabellenführung nach nur einer Woche wieder an Rekordmeister Bayern München abgegeben und im Kampf um den Titel einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Die "Königsblauen" verloren am Sonntag nach einer enttäuschenden Leistung bei Aufsteiger FSV Mainz mit 1:2 (0:1) und kassierten dabei bereits nach 19 Sekunden durch Fabian Gerber das schnellste Tor der Saison. Dem Brasilianer Lincoln gelang durch einen verwandelten Foulelfmeter (70. Minute) das 1:1, doch Michael Thurk stellte den Mainzer Sieg (79.) sicher. Für die Gelsenkirchener war es vor 20 300 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Bruchweg die erste Niederlage in der Fußball-Bundesliga seit dem 29. Januar beim 0:2 in Kaiserslautern.

Rost sieht noch keine Vorentscheidung

"Das war kein normales Spiel. Wir waren die aggressivere Mannschaft und haben klarer nach vorne gespielt", sagte Matchwinner Thurk und wünschte dem Gegner viel Glück für die Zukunft: "Ich hoffe, Schalke macht es dieses Jahr." Gelsenkirchens Torhüter Frank Rost sieht im Titelkampf keine Vorentscheidung gefallen: "Wir sind Zweiter und haben alle Möglichkeiten. Wir sollten die Chancen, nicht die Risiken sehen." Eine Woche nach dem 1:0-Erfolg im Bundesliga-Gipfel gegen Bayern München waren die Schalker durch das Blitztor der Mainzer geschockt und traten über weite Strecken behäbig sowie ideenlos auf. Dagegen bot Mainzer eine kampfstarke Leistung und lebten den Gästen Leidenschaft vor.

"Wir müssen mutig nach vorne spielen", forderte FSV-Trainer Jürgen Klopp vor dem Spiel. Sein Team beschenkte sich prompt: Nach Flanke von Thurk verlängerte Niclas Weiland auf Gerber, der freistehend zum 1:0 einköpfte. So schnell wie der Mittelfeldakteur mit seinem fünften Saisontreffer war in dieser Spielzeit nur der Wolfsburger Thomas Brdaric, der am 21. November beim 1:3 gegen den Hamburger SV nach 19 Sekunden getroffen hatte. Für Gäste-Torhüter Rost war es das erste Gegentor nach 322 Minuten.

Auch Ailton konnte nicht helfen

Die übertölpelten Schalker benötigten nach dem frühen Rückstand einige Minuten, um die verbal eröffnete Jagd auf die Bayern auch auf dem Platz anzugehen. Mehrfach versuchten sie vergeblich, den schnellen Ailton, der noch am Abend zu seinem kranken Vater nach Brasilien fliegen wollte, mit Steilpässen in Szene zu setzen. Die einzige gute Chance vor der Pause hatte Marcelo Bordon (12. Minute), der in seinem 150. Bundesliga-Spiel mit einem Kopfball am Mainzer Keeper Dimo Wache scheiterte. In der Defensive offenbarte die "Ruhrpott"-Elf Unsicherheiten: Lincoln rettete in der 31. Minute nach einem Kopfball von Manuel Friedrich auf der Linie.

Auf dem Rasen ging es zwischen dem Aufsteiger und dem Meisterschaftskandidaten teilweise so hart zu wie hinter den Kulissen, wo es Riesenstreit und Klageandrohungen beim Transfer des verletzten Mimoun Azaouagh gibt. Der Revierclub will die Ablöse in Höhe von 650.000 Euro plus 350.000 Euro Zuschlag bei Erreichen der Champions League nicht zahlen, und wirft den Mainzern "arglistige Täuschung" vor. Im Spiel streckte Schalkes Brasilianer Lincoln den Mainzer Benjamin Auer nach einer guten halben Stunde nieder, Niels Oude Kamphuis setzte sich ähnlich unfair gegen Benjamin Weigelt durch. Ausgerechnet Kamphuis wurde in der 70. Minute von Nikolce Noveski im Strafraum gelegt. Den Strafstoß verwandelte Lincoln mit einem platzierten Schuss, Wache hatte die Ecke geahnt. Doch Thurk machte später die Schalker Hoffnungen zunichte.

Der VfB Stuttgart ist der Champions-League-Teilnahme wieder ein Stück näher gekommen, den Nachweis seiner internationalen Tauglichkeit aber erneut schuldig geblieben. In einem erschreckend schwachen baden-württembergischen Bundesliga-Derby gewannen die Schwaben am Sonntagabend gegen Abstiegskandidat SC Freiburg mit 1:0 (1:0) und verdrängten Werder Bremen mit 48 Punkten wieder vom dritten Tabellenplatz.

Schlechte Platzverhältnisse

Abwehrspieler Markus Babbel (20.) erzielte vor 41 000 Zuschauern das Siegtor für die seit fünf Spielen ungeschlagenen Stuttgarter, denen die Revanche für die 0:2-Niederlage im Hinspiel gelang. Die seit dem 29. Januar sieglosen Breisgauer dürften dagegen dem dritten Sturz in die Zweitklassigkeit nach 1997 und 2002 kaum noch entgehen. "Wir haben lange Zeit kein Rezept gefunden, uns durchzuspielen. Solche Spiele muss man einfach gewinnen. Da fragt hinterher keiner mehr nach dem Wie", sagte Torschütze Babbel, der den schlechten Platzverhältnissen eine Mitschuld an der Qualität des Spiels gab.

Tatsächlich boten die VfB-Profis gegen das Schlusslicht eine dürftige Vorstellung, die auch durch das Fehlen von Silvio Meißner nicht entschuldigt werden konnte. Der Doppel-Torschütze vom 2:0-Sieg in Dortmund musste wegen einer Grippe passen. Die Schwaben enttäuschten vor allem im Mittelfeld und Angriff, wo Alexander Hleb und der nun seit 584 Bundesliga-Minuten erfolglose Torjäger Kevin Kuranyi keine Akzente setzen konnten. Im nächsten Spiel beim direkten Konkurrenten Bremen muss der VfB auf Andreas Hinkel verzichten, der zum fünften Mal in dieser Saison die Gelbe Karte sah. Bei den zahlreichen Unzulänglichkeiten im Aufbau verwunderte es nicht, dass zur Stuttgarter Führung eine Standardsituation herhalten musste. Nach einem Eckball von Hleb köpfte Babbel zu seinem zweiten Saisontor ein. Einen höheren Erfolg der Hausherren vereitelte SC- Keeper Richard Golz, der zwei Mal gegen Cacau (33./77.) glänzend auf dem Posten war.

Freiburg schaffte nichts Produktives

Die Darbietung des Sportclub im Daimler-Stadion entsprach über weite Strecken seinem Tabellenplatz. Die Mannschaft von Volker Finke wirkte zwar bemüht, brachte aber in der Offensive kaum Produktives zu Stande. Dennoch drohte dem VfB sogar der Ausgleich, als ein verunglückter Abwehrversuch von Boris Zivkovic (64.) am Pfosten des eigenen Tores landete. In den letzten 20 Minuten kam Marco Streller an Stelle des schwachen Kuranyi zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz der Saison. Der Schweizer hatte sich in der Vorbereitung auf die EM in Portugal einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen.

DPA
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