Bayern-Trainer Thomas Tuchel hat seinen persönlichen Zwist mit Rekordnationalspieler Lothar Matthäus auch nach dem eindrucksvollen 4:0 bei Borussia Dortmund fortgesetzt. Mit beißender Ironie und dünnhäutig trat der 50-Jährige am Samstagabend zum Interview beim TV-Sender Sky mit Experte Matthäus an. "Lothar kann das machen, und wenn nicht, kann es Didi (Hamann) machen", sagte Tuchel zu Beginn der vermeintlichen Analyse.
Einige Minuten später verzichtete Tuchel bei der Pressekonferenz auf ein übliches Trainer-Statement zum Spiel und sagte stattdessen: "Für keine Weiterentwicklung und ein schlechtes Innenverhältnis zwischen Trainer und Mannschaft sah es ganz okay aus. Den Rest erfahrt ihr von den Experten."
Angesprochen von Sky-Moderator Sebastian Hellmann auf den offensichtlichen Ärger und die Ironie sagte der Bayern-Trainer: "Ja, und? Das ist nicht erlaubt? Das mögen Sie nicht?" Matthäus versuchte zu beruhigen und sagte: "Wenn ich ab und zu eine andere Meinung habe, Thomas, muss es ja nicht so ausgetragen werden. Ich sehe es und akzeptiere es."
Matthäus und Hamann hatten in den vergangenen Wochen teils deutliche Kritik an den Bayern geübt und gefolgert, dass sich das Münchner Spiel unter Tuchel nicht weiterentwickelt habe. Schon vor dem Sieg im deutschen Klassiker hatte Tuchel darauf gereizt reagiert.
Thomas Tuchel bricht Interview ab: "Wenn ich durch bin, möchte ich gehen"
Als Hellmann zum Ende des Interviews wieder die Kritik und Tuchels Reaktion darauf zum Thema machte, und auch Matthäus etwas dazu sagen wollte, sagte der Bayern-Trainer: "Ich möchte gar nicht in die Diskussion, wenn ich durch bin, möchte ich gehen, das ist mir too much (zu viel)." Er verabschiedete sich mit: "Ihr habt den Job, ihr dürft das benennen, wie ihr möchtet. Da ist gar keiner sauer. Wir haben 4:0 gewonnen, jetzt müsst ihr eine 180-Grad-Wende machen, viel Spaß."
Lothar Matthäus sagte, er habe generell "kein Problem" mit Thomas Tuchel. "Jeder hat seine Sichtweise, und ich glaube, dass ich versuche, korrekt umzugehen", sagte der 62-Jährige. Wenn er kritisiert werde, so wie von Tuchel am Freitag während einer Pressekonferenz, nehme er das hin. "Wenn er es ernst gemeint hat, dann darf er es ernst meinen. Ich kann damit leben."
Die magische Nacht von Saarbrücken – Bilder eines unvergesslichen Pokalabends

Über das Pokal-Aus der Bayern beim 1. FC Saarbrücken sagte Matthäus: "Solche Niederlagen musst du wegstecken. Du wirst kritisiert, und wenn du dann 4:0 in Dortmund gewinnst, wirst du wieder gelobt. Das ist das Fußballgeschäft. Und es gehört dazu, dass wir von der Seite vor der Kamera solche Spiele und Ergebnisse beurteilen."
Vom FC Bayern erwarte "man eben solche Spiele wie heute", sagte Matthäus am Samstagabend. "Diese Leichtigkeit, die Kompaktheit, diese Läufe durchs Mittelfeld mit Geschwindigkeit. Das ist der FC Bayern. Wenn sie ab und zu diese Leistung nicht bringen, dann ist es auch meine Pflicht und des Trainers Pflicht, das anzusprechen. Der Trainer vor der Mannschaft und ich hier vor der Kamera. Im Endeffekt sind wir fast gleicher Meinung."