Wenig Risiko, kein Lohn – auch eine ungewohnte Mauertaktik hat Borussia Dortmund nicht vor einem Fehlstart in die Champions League bewahrt. Beim als Titel-Mitfavoriten gehandelten Starensemble von Paris Saint-Germain musste das Team von Trainer Edin Terzic am Dienstag ein 0:2 (0:0) hinnehmen. Der Plan, dem mit Stars wie Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé und Randal Kolo Muani besetzten Zaubersturm der Franzosen mit einer Fünferkette zu neutralisieren, ging nur in der ersten Halbzeit auf. Nach Wiederanpfiff schlug Paris vor 49.000 Zuschauern im Prinzenpark aus seiner Überlegenheit Kapital und kam durch einen äußert umstrittenen Handelfmeter von Mbappé (49.) sowie ein Tor des Ex-Dortmunders Achraf Hakimi (58.) zu einem verdienten Sieg.
Damit geriet der BVB in der als schwer eingeschätzten Gruppe F mit den weiteren Gegnern Newcastle United und AC Mailand, die sich zum Auftakt 0:0 trennten, bereits früh ins Hintertreffen. Nächster Gegner ist am 4. Oktober daheim Milan.
Für großen Unmut sorgte der Elfmeterpfiff, der den BVB auf die Verliererstraße brachte. Nach Flanke von Dembélé schoss Mbappé dem deutschen Nationalverteidiger Niklas Süle aus kurzer Entfernung den Ball an die Hand. Eine harte Entscheidung vom spanischen Schiedsrichter Jesus Gil Manzano, die auch nicht vom Video-Schiedsrichter zurückgenommen wurde.
BVB mit unnötig schnellen Ballverlusten
Kein Niclas Füllkrug, kein Sebastien Haller, dafür aber drei Innenverteidiger – Terzic wählte bei seiner Startformation die defensive Variante gegen den wohl schnellsten Sturm von Europa. Das Konzept ging in den ersten 45 Minuten zumindest vom Ergebnis her auf, wenngleich das PSG-Übergewicht mit 72 Prozent Ballbesitz und 10:4 Ecken erdrückend war. Vor allem mit unnötig schnellen Ballverlusten machte der BVB sich das Leben selbst schwer. Dafür hielten Mats Hummels und Co. die Räume eng, sodass die PSG-Offensive nur zu wenig klaren Torchancen kam. Glück hatten die Dortmunder in der 19. Minute, als der Portugiese Vitinha nur den Pfosten traf. Viel lief bei den Gastgebern über Dembélé, der sich einst beim BVB in Richtung Barcelona weg gestreikt hatte.
In der Offensive lief bei Dortmund dagegen wenig zusammen. Bei den wenigen Umschaltsituationen agierten die Schwarz-Gelben zu unpräzise – mal abgesehen von einem unplatzierten Schuss von Donyell Malen (14.). Erschwerend kam auf Dortmunder Seite hinzu, dass sich Marcel Sabitzer nach einem Sprint früh verletzte und für Felix Nmecha vom Feld musste.
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RB Leipzig triumphiert in Bern
Die Dortmunder Defensiv-Taktik reichte nicht, denn Mbappé verwandelte den Strafstoß eiskalt und erzielte bereits sein achtes Saisontor. Der Bundesligist musste etwas aufmachen und wurde eiskalt erwischt. Hakimi legte nach Doppelpass mit Vitinha sehenswert nach.
Terzic reagierte, brachte Nationalstürmer Füllkrug, Altstar Marco Reus und Jamie Bynoe-Gittens ins Spiel – allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Bynoe-Gittens traf immerhin noch den Außenpfosten (79.). Damit hatte der BVB wie schon beim Achtelfinal-Aus im März 2020 gegen PSG das Nachsehen.
Nach dem erfolgreichen Start in die Champions League klatschten sich die Spieler von RB Leipzig erleichtert ab. Denn nach dem 3:1 (1:1) bei den Young Boys Bern wussten sie auf dem Kunstrasen im Wankdorfstadion genau, dass dieser Erfolg ein hartes Stück Arbeit war. Mohamed Simakan (3. Minute), Xaver Schlager (73.) und Benjamin Sesko (90.+3) machten die Tore für den Fußball-Bundesligisten, der nach starker Anfangsphase zunächst rätselhaft abgebaut hatte. Diese Schwächephase nutzte Meschack Elia (33.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich für die Gastgeber.

Schon nach 30 Sekunden eine gute Chance
"Wir sind mit viel Energie gestartet, wir wollten unbedingt gewinnen. Dann ist die Energie etwas verloren gegangen", sagte Leipzigs Neuzugang Xavi Simons beim Sport-Sender DAZN. Zu mehr kam der Gastgeber vor 31.500 lautstarken Zuschauern aber nicht. Durch den Sieg steht Leipzig am zweiten Spieltag gegen Titelverteidiger Manchester City nun nicht so unter Zugzwang wie bei einem Punktverlust – obwohl es auf Kunstrasen ungewohnt war. "Es war dadurch etwas schwerer, in den Rhythmus des Spiels zu kommen. Das war anders", sagte Simons.
Die Leipziger legten trotzdem los, als hätten sie es kaum erwarten können, endlich wieder in der Königsklasse anzutreten. Schon nach etwas mehr als 30 Sekunden hatte Neuzugang Loïs Openda die erste gute Chance, sein Schuss ging aber ans Außennetz. Nur zwei Minuten später kam Simakan nach einer Ecke von David Raum mit dem Kopf an den Ball und traf ins kurze Eck. Berns Torhüter Anthony Racioppi sah dabei alles andere als gut aus.
Es lief also eigentlich alles nach Plan für die Gäste. Eigentlich – denn nach dem klaren spielerischen Übergewicht zum Auftakt der Partie hörten die Leipziger auf einmal auf. Anstatt sich weiterhin schnell nach vorne zu kombinieren, folgten fast nur noch lange Bälle. Im Umschalten ging jede Präzision verloren. Rose bemerkte das am Seitenrand und motzte lautstark über die Fehlpässe seines Teams. Doch es half nichts. Elia traf für die immer besser werdenden Schweizer per Pike ins lange Eck.
Leipzig baut ab, um dann wieder aufzuholen
Durch den rätselhaften Einbruch von RB wurde auch das Stadion immer lauter. Der ehemalige Bundesliga-Profi Raphael Wicky hatte Bern im vergangenen Sommer zu Meisterschaft und Pokalsieg geführt – entsprechend begeistert fieberten die Zuschauer auch bei der dritten Club-Teilnahme in der Gruppenphase der Champions League mit. Die Partie spielte sich in dieser Phase fast nur noch in der Hälfte der immer passiveren Leipziger ab.
Warum RB derart abbaute, dürfte nicht nur Rose ein Rätsel gewesen sein. Auch nach dem Seitenwechsel kam zunächst kaum etwas von seiner Mannschaft. Hoffnung auf die Wende machte erst mal nur eine umstrittene Szene im Strafraum der Gastgeber. Wenige Minuten nach dem Seitenwechsel kam Xavi Simons nach einem Zweikampf mit Racioppi zu Fall, der Schiedsrichter entschied aber zunächst auf Weiterspielen. Dann schaute er sich die Szene doch noch auf dem Bildschirm an: Weil Xavi aber aktiv den Kontakt mit dem Fuß des Torhüters gesucht hatte, gab es keinen Elfmeter.
Trotzdem kam der Bundesligist danach wieder besser ins Spiel. Nach einer weiteren starken Flanke von Raum musste Openda aus kurzer Distanz nur noch ins Tor köpfen – scheiterte aber an Racioppi. Kurz darauf traf der eingewechselte Benjamin Sesko (67.) dann nach einer weiteren Raum-Vorlage per Kopf - aber er hatte knapp im Abseits gestanden. Leipzig kam jetzt immer besser zurück in die Partie, auch weil Bern offenbar die Puste ausging. Schlager nutzte die zunehmende Passivität der Schweizer und schoss aus gut 18 Metern ins lange Eck.
Leipzig dominierte das Spiel nun, was Timo Werner immerhin noch zu einem Kurzeinsatz verhalf. Der formschwache Nationalstürmer kam in der 88. Minute für Openda ins Spiel. Kurz darauf sorgte Sesko für den Endstand.