"Gott sei Dank ist die Champions-League-lose Zeit vorbei". Der Stoßseufzer bringt die Gemütslage des deutschen Rekordmeisters vor dem heutigen Auftaktspiel in der europäischen Königsklasse gegen Celtic Glasgow auf den Punkt. Die Schmach von letztem Jahr, als das selbst ernannte "Weiße Ballett" nach nur einem einzigen Punktgewinn bereits in der Vorrunde ausschied, nagt noch heftig am weiß-blauen Selbstbewußtsein. Am vereinseigenem Anspruchsdenken hat sich trotzdem nichts geändert. Zwar redet keiner offen vom Endspiel, aber "rein vom Personal her können wir die Champions League gewinnen", gibt sich Kapitän Kahn zuversichtlich wie eh und je. Könnte doch ein mögliches Endspiel auch ein richtiges "Heimspiel" werden - der Pokal wird am 26. Mai 2004 in der Arena AufSchalke überreicht.
Hitzfeld warnt vor Celtic
Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg. Zunächst gilt es, die kampfstarken Schotten in ihre Schranken zu weisen. Ein Unternehmen, das der Trainer als nicht so einfach einschätzt. "Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht in Konter laufen", sagte Hitzfeld, der nicht mit Lob für den Gegner sparte. "Celtic ist eine Mannschaft mit absolutem internationalem Niveau. Sie standen in der letzten Saison nicht umsonst im UEFA-Cup Finale." Rund 20.000 mitgereiste Celtic-Fans werden ihre Mannschaft in München lautstark unterstützen und die Partie fast wie ein Heimspiel erscheinen lassen.
"Weiterkommen ist absolute Pflicht"
Panik machen will trotzdem keiner der Verantwortlichen. Die Bayern gelten als der absolute Favorit in der Gruppe A mit Celtic Glasgow, dem RSC Anderlecht und Giovane Elbers neuem Klub Olympique Lyon. Und alles andere als ein Weiterkommen wäre eine schiere Katastrophe. "Ein Ausscheiden nach der Vorrunde darf uns dieses Jahr nicht passieren", stellte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge klar. Auch Bayerns Übervater Beckenbauer läßt keine Hintertür offen: "Das Weiterkommen ist absolute Pflicht". Ohne Zweifel auch finanziell. Schon letztes Jahr musste sich der Budnesliga-Krösus mit läppischen 14, 5 Millionen Euro aus dem Fleischtopf der UEFA begnügen. Das sind gerade einmal ein Viertel der Rekordeinnahmen aus dem Triumphjahr 2001.
Ohne Scholl, aber mit Ballack
Da schmerzt der neueste Krankenfall der Bayern besonders. Mehmet Scholl zog sich beim Abschlußtraining einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zu. Die Pause werde drei Wochen betragen, hieß es. Das ist bitter, weil sich der verletzungsanfällige Scholl gereade erst fit gemeldet und bei der mißglückten Generalprobe in Wolfsburg seinen zweiten Bundesliga-Einsatz bestritten hatte. Da tut es gut, dass die zuletzt angeschlagenen Leistungsträger Michael Ballack (Hitzfeld: "Ich gehe davon aus, dass er spielen kann") und Claudio Pizarro wieder auflaufen können. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Willy Sagnol und Zé Roberto (Knieprobleme), die aber beide am Abschlusstraining teilnehmen konnten.
Kahn hat "eine Sonderstellung"
Die öffentliche Kritik Kahns an seinen Abwehrspielern im Allgemeinen und Owen Hargreaves im Besonderen (" Wir sind in Wolfsburg wie aufgescheuchte Rehe herumgerannt, ohne Sinn und Verstand") ist offiziell zu den Akten gelegt. Ballack hatte zwar an den Nationalkeeper appelliert, Kritik demnächst intern zu äußern - "Wenn wir uns nach einer Niederlage gleich selbst zerfleischen, ist das doch der Anfang vom Ende", teilte er der "Bild"-Zeitung mit. Doch Hitzfeld erteilte Kahn Absolution, indem er von einer Geldstrafe für den Torwarttitan mit der Begründung absah: " Er hat eine Sonderstellung". Eine Tatsache, die nur insofern aufsehenderregend ist, weil sie öffentlich kundgetan wurde. Nicht auszudenken allerdings, was passiert, wenn das Spiel verloren gehen sollte. Die Medien wenigstens werden sich darüber freuen können.