Durch eine überraschende Regeländerung hat die Uefa dem FC Liverpool doch noch die Chance gegeben, um begehrtesten Vereins-Titel Europas zu spielen. "Das ist eine gewaltige Neuigkeit und großartig für den Club", sagte der deutsche Nationalspieler Dietmar Hamann, der gerade seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hat. "Wir haben noch genug Zeit, um in die notwendige körperliche Form zu kommen."
England gegen England?
Schon Mitte Juli müssen die Liverpooler in der unattraktiven ersten Qualifikationsrunde beginnen. Ursprünglich hatte die Regel vorgesehen, dass die Engländer in Istanbul in einem denkwürdigen Finale im Elfmeterschießen gegen den AC Mailand erworbene Trophäe nicht verteidigen können, weil sie national als Tabellenfünfter die Qualifikation verpasst hatten.
Für Hamann & Co wird es auf dem Weg zur Titelverteidigung zunächst aber keine Schlagerspiele geben, sondern quälende Qualifikations- Partien gegen unattraktive Gegner. Drei solcher Runden mit je zwei Spielen müssen die "Reds" überstehen, um wieder in der Gruppenphase zu stehen. Für sie gilt dabei nicht die Regel der "Country Protection". Das heißt, Liverpool kann auch englischen Gegnern zugelost werden.
Zähneknirschen allerorts
Die englischen Konkurrenten nahmen die Entscheidung nur widerwillig auf. Der 18-malige englische Titelträger wird dem "Market-Pool" seines Landes zugerechnet und zwingt den FC Chelsea, den FC Arsenal, Manchester United und den FC Everton dazu, einige Einnahmen durch fünf statt durch vier zu teilen.
Mit der Kehrtwendung verhinderte die Uefa ein Novum in der 50 Jahren alten Geschichte des Wettbewerbs. Erstmals wäre der Titelverteidiger sonst nicht am Start gewesen, zukünftig soll er automatisch immer dabei sein. "Es heißt Champions League und deshalb sollte der Champion seinen Titel auch verteidigen können", sagte Liverpools Kapitän Steven Gerrard.
Große Unterstützung hatte der Traditionsclub von der Anfield Road bei seiner Forderung sowohl aus dem gesamten Fußball-Lager als auch von Politikern erhalten. Mit einer Erklärung des Europäischen Parlaments wollte ein britischer Abgeordneter dem Titelträger den Weg in den Wettbewerb ebnen.
Termine über Termine
Die Entscheidung der Uefa kann auch Auswirkungen auf den deutschen Fußball haben. Die gegen Bayer Leverkusen und den 1. FC Köln geplanten Freundschaftsspiele überschneiden sich mit der Vorbereitung auf die Champions-League-Spiele. Auch die Japan-Tour der Liverpooler steht durch die Teilnahme an der Qualifikation plötzlich zur Diskussion.
Der tschechische Vize-Meister Slavia Prag droht schon vorsorglich mit Protest gegen die Zulassung von Liverpool, sollte Slavia deswegen aus der Liste der in der dritten Qualifikationsrunde gesetzten Vereine fallen.