Vor dem Fußball-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Rumänien am Sonntagabend kam es zu einer ungewöhnlichen Szene. Die deutschen Spieler stellten sich wie gewohnt zum Mannschaftsfoto auf, trugen ihre Trikots dabei aber verkehrt herum – die Namen und Rückennummern waren somit auf der Brust statt auf dem Rücken zu sehen. Viele Fernsehzuschauer rätselten: Was sollte die Aktion bedeuten?
Über seine Social-Media-Kanäle löste der DFB kurz nach dem Anpfiff auf: Das Team wollte damit gegen Menschenrechtsverletzungen protestieren. Die Rückennummern auf der Brust sollten für die 30 Artikel in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen stehen. "Wir für 30!", twitterte der DFB.
"Wir stehen alle für Fairplay, nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb. Und wir stehen für die 30 Artikel. Das wollten wir noch einmal zeigen. Wir sind natürlich gegen Diskriminierung und stehen auch für Toleranz und Vielfalt. Das ist auch das Gesicht der Mannschaft", erklärte Kapitän Manuel Neuer nach dem 1:0-Sieg im Interview mit dem Fernsehsender RTL.
DFB-Team protestiert gegen Menschenrechtsverletzungen in Katar
Dass die Aktion auf die Zustände in Katar abzielte, wollte niemand recht bestätigen – der Schluss lag aber nahe, da das Spiel gegen Rumänien Teil der Qualifikation für die WM 2022 in dem Emirat war. Menschenrechtsorganisationen kritisieren seit langem die Arbeits- und Lebensbedingungen von Gastarbeitern dort, auch die Teilnahme an der Weltmeisterschaft ist umstritten. Schon vor dem ersten Qualifikationsspiel gegen Island hatten die Nationalspieler mit auf die Trikots gemalten Buchstaben die Worte "Human Rights" dargestellt.

Diesmal erschloss sich der tiefere Sinn hinter dem Statement allerdings nicht von selbst. Um zu verstehen, worum es dem DFB-Team ging, mussten die Zuschauer ein-, zweimal um die Ecke denken. Klarheit brachte erst der Tweet des Verbandes. "Diese Aktion steht für Werte und Menschenrechte auf der ganzen Welt. Da noch einmal ein Zeichen zu setzen, ist absolut gut, weil es wirklich ganz alleine aus der Mannschaft kam", lobte Bundestrainer Joachim Löw.
Auch andere Nationalmannschaften beteiligten sich am Protest gegen die Menschenrechtsbedingungen in Katar. Norwegen machte in der vergangenen Woche den Anfang, auch die Holländer und Dänen trugen vor dem Anpfiff ihrer WM-Qualifikationsspiele T-Shirts, mit denen sie auf die Missstände in dem Gastgeberland aufmerksam machten.