DFB-Pokalfinale Die Aufregung über Helene Fischer ist nur noch peinlich

Die Sängerin Helene Fischer streckt während ihres Auftritts beim Finale des DFB-Pokals den linken Arm zur Seite.
Ihren Auftritt beim DFB-Pokalfinale hatte sich Sängerin Helene Fischer sicherlich angenehmer vorgestellt
© Soeren Stache/DPA
In der Halbzeitpause beim DFB-Pokalfinale ist Sängerin Helene Fischer auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions aufgetreten. Doch weder im Stadion noch bei den Fußballfans kam die Halbzeitshow gut an. Weil im Stadion ein gellendes Pfeifkonzert den Auftritt begleitete, hat die ARD sogar den Stadionsound leiser geregelt. Und auch auf Twitter machten viele Fans ihrem Ärger über den Auftritt Luft. Dabei richtete sich der Groll allerdings weniger gegen Helene Fischer als gegen den DFB, der die Kommerzialisierung des Fußballs immer stärker vorantreibt. Das war jedenfalls der Kritikpunkt vieler Twitter-User, die sich zu dem Thema äußerten. Ob der DFB allerdings künftig von solchen Auftritten absieht, bleibt abzuwarten. 
Man muss kein Helene-Fischer-Fan sein, um die Pfiffe gegen die Sängerin peinlich zu finden. Noch unerträglicher aber sind Kritiker wie Fredi Bobic, die einem genau vorschreiben wollen, wie der Fußball zu sein hat.

Der Deutsche ist einfach nicht glücklich, wenn er nichts zu meckern hat. Als Helene Fischer in der Halbzeitpause des Pokalfinales im Berliner Olympiastadion auftrat und ein Medley ihrer größten Hits sang, hallte ein gellendes Pfeifkonzert durch das weite Rund. Angeblich pfiffen Frankfurter Fans, weil die Sängerin mit dem Finalgegner BVB sympathisiere und es möglicherweise eine Wette unter Fan-Gruppen gegeben habe. Und die Dortmunder Fans pfiffen, weil der Auftritt der Schlagersängerin für die unaufhaltsam fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs durch den bösen DFB stehe. Auf einem BVB-Fan-Banner stand: "Krieg dem DFB". 

In den sozialen Medien ergoss sich eine Flut von Nörgeleien und Beschimpfungen. Sogar Jan Böhmermann schaffte es nicht, sich mit einem Kommentar zurückzuhalten. Dem Satiriker fiel allerdings auch nichts besseres ein, als einen Klassiker deutscher Meckerei zum Besten zu geben: In den USA/Superbowl ist sowieso alles immer viel cooler und größer als in Deutschland und dem Pokalfinale in Berlin. Und natürlich ist Helene Fischer nicht Beyoncé.

Danke für den Hinweis.

Zu viele deutsche Besserwisser

Nach dem Spiel sorgte Eintracht-Manager Fredi Bobic bei allen, die es noch nicht kapiert hatten, für endgültige Klarheit in der deutschen Fußball-Welt: "Das hat beim Pokalfinale nichts zu suchen", sagte er. Und: "Weil wir Fußball spielen und die wahren Fans des Fußballs haben in der Halbzeitpause keine Lust darauf." 

Ach so. Ist halt Geschmackssache.

Wenn wir ehrlich sind, ist das alles ziemlich peinlich. Natürlich haben Fans das Recht, die Kommerzialisierung im Fußball anzuprangern. Aber ob Pfiffe gegen Helene Fischer da wirklich helfen, darf man bezweifeln. Selbstverständlich macht der DFB im Verhältnis zu den Fans nicht alles richtig. Aber deswegen muss man dem Verband nicht gleich den "Krieg" erklären. Und warum soll es eigentlich keinen Showact in der Halbzeitpause geben? Daran ist grundsätzlich nichts falsch. Viele Fans hätten wahrscheinlich liebend gern mitgesungen. Helene Fischer soll ja sehr erfolgreich sein und viele Anhänger haben. 

Fischer-Auftritt hat nichts mit der Kommerz zu tun

Kommerzialisierung? Bei jedem Fußball-Spiel werden Fans mit Werbung und Sprüchen zugekleistert. Es sind die Klubs und die Spielerberater, die an der Gehalts- und Transferschraube drehen. Es sind globale Konzerne wie Nike oder Adidas, die Einfluss auf den Fußball nehmen. Und es sind internationale Investmentfonds, die sich Transferrechte sichern und so direkt in die Personalpolitik von Vereinen eingreifen. Es sind die Verbände wie Fifa und Uefa, die mit Korruption und Marketingrechten den Fußball knebeln. 

Das wird alles zu Recht kritisiert. Dennoch strömen Fans seit jeher zu Hundertausenden in die Stadien und feiern den Fußball (oder erleiden mit ihren Teams niederschmetternde Niederlagen). 

Helene Fischer auszupfeifen und den Auftritt zu kritisieren, bringt deshalb nichts, weil es an den eigentlichen Problemen vorbeizielt. Fischer musste als Sündenbock für eine diffuse Wut herhalten, die sich gegen die oben genannten Punkte richtet. Hinzu kommt, dass da ein bisschen auch immer eine Wut gegen "die da oben" mitschwingt. Das kennen wir von anderen Protestaktionen. Da soll zumindest das deutsche Pokalfinale ganz puristisch daherkommen: sauber, rein und unbefleckt.

Vielleicht könnte man Auftritte wie den von der "Atemlos"-Sängerin auch gelassen sehen. Und sich mal nicht aufregen. Sondern einfach am Bier nippen und Helene Fischer Helene Fischer sein lassen. Es gibt Wichtigeres.

Die Sängerin Helene Fischer streckt während ihres Auftritts beim Finale des DFB-Pokals den linken Arm zur Seite.
Ihren Auftritt beim DFB-Pokalfinale hatte sich Sängerin Helene Fischer sicherlich angenehmer vorgestellt
© Soeren Stache/DPA
Pfiffe und Häme: Fußballfans ätzen gegen Helene Fischers Halbzeit-Show

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