Portugal hofft vor dem EM-Duell gegen Deutschland nicht nur auf einen "einfachen" Sieg. Viele Fans und Medien im ärmsten Land Westeuropas sinnen auch auf Rache für die ihrer Meinung nach von Berlin im Rahmen der Schuldenkrise "auferzwungenen" harten Sparmaßnahmen. "Im Fußball wird anders abgerechnet als in der Wirtschaft: Lasst uns Deutschland aus der Euro werfen", titelte am Samstag wenige Stunden vor dem Spiel groß auf Seite eins die portugiesische Sportzeitung "A Bola".
Das Land von Kanzlerin Angela Merkel, so das Blatt, "beherrscht wirtschaftlich den europäischen Kontinent, aber im Fußball liegt die Sache vielleicht doch anders: Mit ihrer protektionistischen und immer weniger nach Einheit strebenden Politik hat Frau Merkel viel getan, um die Unerwünschten aus der Euro-Zone zu stoßen (...) Nun ist wohl die Zeit gekommen, "Nein!" zu schreien. In einem Bereich, in dem wir Exzellenz erreicht haben, können wir vielleicht durch unsere Nationalelf Ruhm erreichen und Deutschland aus der Euro werfen."
Lechzen nach einem Sieg gegen "Blutsaugerin" Merkel
Aber nicht nur "A Bola" bläst zur "Racheaktion". Die seriöse konservative Wochenzeitung "Expresso" schrieb in der Onlineausgabe, ein Sieg über Deutschland könne so etwas wie "die befreiende Katharsis für alle Erniedrigungen" gegen das Team einer "Frau Merkel (sein), die uns den letzten Tropfen Blut aussaugt."
Wie viele Medien, Fans und Beobachter räumt auch der konservative Politiker und beliebte TV-Moderator Marcelo Rebelo de Sousa ein, dass ein Triumph am Samstagabend für ihn "ganz ein besonderes Vergnügen" auslösen würde. "Bei jedem Tor unserer Elf würde ich mir das leidende Gesicht der Frau Merkel anschauen", sagte er am Samstag der amtlichen Nachrichtenagentur "Lusa". Er hoffe deshalb auf "göttliche Hilfe" für diese "kleine Rache gegen Deutschland".
Irische Fans beweisen dagegen Humor
Deutschland und Kanzlerin Merkel sind aber nicht ein Reizpunkt für portugiesische Fans, sondern auch für irische - allerdings eher mit feiner Ironie. Acht Freunde aus dem irischen Limerick, die alle gemeinsam das College abgeschlossen haben, verließen Dublin Richtung Polen vor wenigen Tagen und machten mit einer großen Flagge auf sich aufmerksam. Auf dieser stand geschrieben: "Angela Merkel denkt, wir sind bei der Arbeit."
Weshalb die Fans sich für genau diesen Spruch entschieden haben, erklärt Gerry Nolan: "Es war nur ein Witz und sollte nicht politisch sein." Als sich die Gruppe dazu entschloss, eine große Fahne mitzunehmen, stand die Frage im Raum, was darauf zu lesen sein solle, um die Stimmung ein wenig aufzuheitern. Seinem Chef hat Gerry Nolan seine EM-Reise ganz brav erklärt: "Ich habe ihm gesagt, bei der Reise sind Alkohol und Frauen tabu. Wir reisen nur für die Kultur und den Fußball nach Polen und in die Ukraine."